TOWNSEND, DEVIN - Empath
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2019
Mehr über Townsend, Devin
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inside Out
- Release:
- 29.03.2019
- Castaway
- Genesis
- Spirits Will Collide
- Evermore
- Sprite
- Hear Me
- Why?
- Borderlands
- Requiem
- Singularity
Akustischer Rundumschlag
Eines vorweg: Ich bewundere diesen Mann! Für mich ist DEVIN TOWNSEND ein künstlerisches Genie. Das bezieht sich nicht nur auf seine Musik, sondern auch auf ihre Inszenierungen, die Aufmachung seiner kunterbunten Klangwelt – so sperrig sie auch hin und wieder sein mag. So hatte jedes Album aus seiner Feder diese magischen Momente, die mich komplett in ihren Bann gezogen, mir eine eigens für mich kreierte Storyline erzählt, mich emotional berührt und auf höchste Art und Weise unterhalten haben. Und kommt es nicht genau auf diese Punkte bei der Kunst an? DEVIN TOWNSEND schreibt nicht nur einfach Musik und veröffentlicht Alben in schier verrückter Regelmäßigkeit – er lebt die Musik mit jeder Faser seines Körpers, lässt – sofern man im Gegenzug die Musik selbst lässt – einen in sein inneres Gefühlsleben eintreten und was man bekommt, ist Entertainment und Faszination pur. So war es mit "Ocean Machine", "Epicloud" oder meinem persönlichen Favoriten "Addicted" – und so ist es auch mit "Empath".
"Empath" ist kein einfaches Album, keine Platte, die man im Vorbeigehen hört, aufnehmen, begreifen und analysieren kann. Wirklich fassen wird man diese Scheibe wohl eh nie und dennoch wird man ab den ersten Tönen in ihren Bann gezogen. DEVIN TOWNSEND hat es einmal mehr geschafft und – wie so häufig – ein Werk erschaffen, dass mich im meinem musikalischen Weltbild positiv erschüttert und mir bis dato noch nie dagewesene Türen öffnet. Das mag nicht Jedermanns Sache sein und selbst nach dem drölften Durchgang tue ich mich mit manchen Passagen noch sehr schwer. Doch über all den Klangfarben, den gründlich verschiedenen Nuancen des progressiven Rocks/Metals steht ein Künstler, der in dieser Form einzigartig und genau deshalb so faszinierend erscheint: DEVIN TOWNSEND.
Man tritt ein in die Himmelspforte ('Castaway'), nimmt den ersten wilden, höllisch vetrackten, hochspannenden Ritt in Kauf ('Genesis'), aber die Engelschöre passen auf mich auf. Es wird majestätisch und episch auf höchstem Grade ('Spirits Will Collide'), entdeckt neben aller Harmonie auch die Schattenseite dieser Traumwelt ('Evermore'), nur um danach auf seinem treuen Gefährt wegzuschweben ('Sprite'). Düstere Wolken ziehen plötzlich auf, Blitze zucken, das Donnern brodelt und der Gegenwind ist unbarmherzig ('Hear Me'). Doch aus welchen Gründen auch immer bleiben wir unverletzt, hatten scheinbar Schutzengel auf unserer Seite, und wir loben dem Herrn, dass uns nichts passiert ist ('Why'). Wie geht es nun weiter? Trotz des krähenden Hahns schlafen wir weiter, sind noch immer in der himmlischen Traumwelt gefangen und genießen ihre Wärme und Geborgenheit ('Borderlands'). Die letzte Reise beginnt scheinbar harmonisch ('Requiem'), doch die kommenden 23 Minuten entpuppen sich als akustische Gefühlsachterbahnfahrt – Harmonie und Glückseligkeit auf der einen, kurz aufpoppende Härte auf der anderen Seite. Und dann werden wir aus unserem "Traum-Theater" geweckt, blicken empor und atmen durch. Wir realisieren, dass uns dieser Trip Kräfte gekostet hat, doch wir sind unheimlich glücklich, diesen gemacht zu haben und können es kaum abwarten, die "Empath"-Sonne noch einmal in unser Gehör und Herz zu lassen.
Speziell die letzte Sequenz 'Singularity' war noch einmal ein anstrengender, aber wundervoller Brocken progressiver Kunst. DEVIN TOWNSEND ist einfach ein Meister seines Fachs, der uns einmal mehr ein äußerst forderndes, aber hochspannendes Album vor den Latz geknallt hat. Auch wenn es "Empath" nicht in meine Top-5 schafft, so hat mir dieser Trip doch sehr gefallen. Wir atmen am Ende tief durch, erholen uns von diesem Abenteuer und richten unsere Worte an jene Leser, die mal wieder etwas Spannung in ihrer Klangwelt haben möchten. Doch Vorsicht: Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder DEVIN TOWNSEND.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp