TRACEDAWN - Tracedawn
Mehr über Tracedawn
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Drakkar/Sony BMG
- Release:
- 22.08.2008
- Without Walls
- Test Of Faith
- Art Of Violence
- Fallen Leaves
- In Love With Insanity
- Path Of Reality
- Widow
- Justice For None
In Finnland hat Metal offenbar einen viel höheren Stellenwert als bei uns. Nicht nur internationale Megaseller wie NIGHTWISH landen dort regelmäßig in den Charts und LORDI vertreten ihr Land erfolgreich bei einem ansonsten völlig belanglosen europäischen Schlagerwettbewerb - selbst Schülerbands lassen ihre Aufnahmen bereits von Experten technisch veredeln. Letzteres trifft zumindest auf eine piepsjunge Combo namens TRACEDAWN zu, für deren selbstbetiteltes Debüt sich in den Finnvox Studios Menschen engagierten, die auch schon für NIGHTWISH, CHILDREN OF BODOM oder AMORPHIS die Knöpfchen gedreht haben. Nur das mit der "Schülerband" habe ich mir angesichts des noch unter Jugendschutz stehenden Alters der sechs Jungs dazugereimt.
Aber diese Vorschusslorbeeren braucht es gar nicht mal, denn vor allem was Gitarrist und Bandgründer Tuomas Yli-Jaskari hier an fulminanten Soli zockt, ist weit entfernt von bloßem CHILDREN OF BODOM-Griffbrettgewichse. Stilistisch frönt man ganz tendenziell melodischem Death Metal, doch streut Sänger Antti Lappalainen klaren Gesang dazwischen, der in Kombination mit den harten Growls ein wenig an SCAR SYMMETRY erinnert. Als Grunzer merkt man ihm sein Alter wirklich nicht an, in den ruhigen Momenten hingegen dürfte noch etwas mehr Druck auf die jugendlichen Stimmbänder kommen.
Trotz der durch die Bank technischen Versiertheit der Musiker leben die Songs von klaren Strukturen, songdienlichen Finessen und einem bereits jetzt relativ hohen Wiedererkennungswert. Der Opener 'Without Walls' changiert zwischen druckvollen Strophen und einem schönen Ohrwurmrefrain. 'Test Of Faith' kommt anfangs wegen der doch recht kitschigen klaren Gesangslinien nicht so recht in Fahrt, gleicht dies durch überraschende Tempo-Variationen bis hin zu einer dezent doomigen Note im deutlich härteren, eine Spur AMORPHIS aufweisenden hinteren Drittel jedoch wieder aus. 'Art Of Violence' besticht durch niemals ausufernde "Jeder gegen jeden"-Frickelorgien - Keyboarder Vili Itäpelto erfährt hier stärkere, aber nicht zu starke Gewichtung -, und im hymnischen Chorus gefällt mir der von breiten Gitarrenwänden gestützte Klargesang auch erstmals richtig gut. 'Fallen Leaves' hingegen driftet etwas zu arg in Richtung "Melodic ohne Death Metal" ab, den ich aus bereits ersichtlichen Gründen bei TRACEDOWN weniger spannend finde - auch wenn ich gestehen muss, dass die Melodieführung auch einer Formation wie SONATA ARCTICA alle Ehre machen würde.
Und gerade diese Unberechenbarkeit ist die große Stärke des Sechsers, denn obwohl 'In Love With Insanity' wieder ein grooviges Death-Metal-Brett auffährt, gibt es erneut reichliche, eher SONATA ARCTICA & Co. zuzuordnenden Stilmittel (hört euch einfach nur das Keyboard an!) zu bestaunen. Das gelingt nicht immer ganz so bestechend, wie das etwas zu powermetal-doublebass-hektische 'Path Of Reality' und die viel zu süßliche Piano-Ballade 'Widow' beweisen. Aber ein Debüt ohne jeglichen Aussetzer hätte mir unter diesen personellen Voraussetzungen auch irgendwo Angst gemacht. 'Justice For None' ist hingegen ein gelungener Rausschmeißer mit recht fiesen Todesblei-Sequenzen, die Laune machen.
Ein auch unabhängig vom Alter der Protagonisten gelungener Einstand, der neugierig darauf macht, wie sich TRACEDAWN erst im Erwachsenenalter präsentieren werden. Fans irgendwo zwischen SONATA ARCTICA und CHILDREN OF BODOM sollten dringend ein Ohr riskieren.
Anspieltipps: Test Of Faith, Art Of Violence, In Love With Insanity, Justice For None
- Redakteur:
- Elke Huber