TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA - Letters From The Labyrinth
Mehr über Trans-Siberian Orchestra
- Genre:
- Rockoper
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Universal Music
- Release:
- 13.11.2015
- Time & Distance (The Dash)
- Madness Of Men
- Prometheus
- Mountain Labyrinth
- King Rurik
- Prince Igor
- The Night Conceives
- Forget About The Blame (Sun Version)
- Not Dead Yet
- Past Tomorrow
- Stay
- Not The Same
- Who I Am
- Lullaby Night
- Forget About The Blame (Moon Version)
Brieffreundschaften of the past
Zugegeben, es war schon beeindruckend, was SAVATAGE und TSO auf dem Wacken Open Air 2015 auf die Beine stellten. Doch bis auf ausgiebige Tourneen und gedächtnisträchtige Konzerte war es um TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA seit "Night Castle" aus dem Jahre 2005 doch stiller als sonst. Lange angekündigt und nun endlich in das grelle Tageslicht blickend macht nun "Letters From The Labyrinth" auf sich aufmerksam. Mit dabei sind wieder ordentliche und prall gefüllte Ladungen Bombast und Dramatik sowie ein Hauch von Kitsch, der bei TSO jedoch seit Jahren nicht fehlen darf. Herzschmerz-Balladen hier, dramatische, in sich vertrackte Songstrukturen dort, auch das fünfte Opus von O'Neill und Oliva wird alteingesessene Rockopern-Fans nicht enttäuschen. Für den gitarrenlastigen Teil sind nach wie vor die SAVATAGE-Musiker zuständig und in puncto Klassik darf sich einmal mehr der Russe Mussorgsky ins Gedächtnis spielen. Doch "Letters From The Labyrinth" hält einiges parat, mit dem man wiederum nicht rechnen konnte.
Zum einen greift O'Neill konzeptionell in die Trickkiste: Basierend auf "Night Castle" behandelt das Album einen Briefwechsel zwischen einem Kind und einem alten Freund seines Großvaters, ein Dialog zwischen der Weisheit der Vergangenheit und den Hoffnungen der Zukunft. So verwundert es auch nicht, dass die verschiedensten Themen aufgegriffen werden. Von der Reise der Menschheit durch die Zeiten, über den Fall der Berliner Mauer bis hin zu aktuellen Themen wie Mobbing oder die Kontroversen um die weltweiten Bankgeschäfte gibt es auf "Letters From The Labyrinth" eine Menge zu entdecken.
Musikalisch kann TSO auf verschiedene Gastsänger zurückgreifen. Russell Allen gibt 'Not Dead Yet' eine rockige Note, bei 'Promotheus' darf sich Jeff Scott Soto in den Mittelpunkt singen und die zweite 'Forget About The Blame'-Version bekommt durch Lizzy Hale von HALESTORM das gewisse Extra. Die erste Hälfte des Albums ist bespickt mit typischem, teils rein instrumentalem TSO-Liedgut: Es wird rockig, ausladend und künstlerisch anspruchsvoll. 'Time And Distance', das düstere 'Madness Of Men' aber auch 'Mountain Labyrinth' drängen sich förmlich auf, obgleich es das eine oder andere Instrumental weniger auch locker getan hätte. Weiter geht es mit dem bereits erwähnten 'Forget About The Blame' und sehr viel Magie, aber auch ruhigeres Material wie 'Stay' oder 'Who I Am' ist toll ausgerichtet, kommt bestens zur Geltung und sorgt dafür, dass "Letters From The Labyrinth" sicherlich ein besonderes Album der TSO-Historie werden wird. Speziell durch das Ende wird der Erzählfluss nicht abrupt unterbrochen, sondern ein in sich stimmiges Ganzes.
Ein einfaches Werk ist das Vorliegende bei aller Liebe nicht geworden, es braucht sehr viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und Geduld, doch mit der Zeit offenbart die Briefsammlung des Herrn O'Neill ihr enormes Potential. Abermals entführen die Jungs uns in eine eigens von ihnen kreierte Welt, einmal Geschichte und zurück, liebevoll und detailverliebt arrangiert, ohne dabei jedoch an die Großtaten einer Beethoven-Nacht oder "Night Castle" heranzukommen. Trotzdem ist "Letters From The Labyrinth" abermals ein besonderes, da vielschichtiges und selbst beim drölften Durchgang noch hochinteressantes Konzeptalbum geworden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp