TROUBLE - The Distortion Field
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2013
Mehr über Trouble
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Flying Dolphin (Rough Trade)
- Release:
- 23.08.2013
- When The Sky Comes Down
- Paranoia Conspiracy
- The Broken Have Spoken
- Sink Or Swim
- One Life
- Have I Told You
- Hunters Of Doom
- Glass Of Lies
- Butterflies
- Sucker
- The Greying Chill Of Autumn
- Bleeding Alone
- Your Reflection
Die Doom-Götter kehren zurück!
Ein Album, auf das viele Doom Metaller warten. Die erste TROUBLE-Studio-Scheibe seit 2007 und obendrein natürlich der erste Rundling mit Kyle Thomas (ex EXHORDER, ex FLOODGATE) als Ersatz von den unersetzlichen Eric Wagner, der bekanntlich mit THE SKULL weiter macht. Ich war skeptisch, sehr skeptisch sogar, denn Eric Wagner hat für mich schon einen beträchtlichen Teil zum psychedelischen Wohlfühldoom der Chicago-Herren beigetragen. Er hat ein extrem außergewöhnliches Organ und war live immer ein absoluter Hingucker. Wenn er völlig lässig, mit einem Glimmstengel in der Hand gesungen hat, war die Welt einfach in Ordnung. Obendrein war ich weder Fan von EXHORDER noch von FLOODGATE. Das war mir beides viel zu sehr auf Groove, denn auf Melodien ausgerichtet. So seltsam ich TROUBLE mit Kory Clarke – den ich bei WARRIOR SOUL absolut großartig finde – auch live fand, so wenig begeistert war ich über die Wahl seines Nachfolgers.
Mit leichten Bauchschmerzen wird "The Distortion Field" - welches seit mehreren Jahren mit dem Titel "The Dark Riff" angekündigt wurde - in den Player gelegt und bereits nach wenigen Takten kreist die Luftgitarre. Der fulminante Opener 'When The Sky Comes Down' funktioniert über sein brachiales Grundriff, welches jeden Zweifel über die Qualitäten der aktuellen Besetzung mit einem Mal wegbläst. Diese Nummer wird irgendwann einmal 'Bastards Will Pay' im Liveset als Uptempo-Kracher erergänzen. Aber jetzt umgehe ich ja ganz dezent die Frage, ob denn der Gesang auch zu der offensichtlich großartigen Musik passt. Die Antwort ist leicht und schnell gegeben: Ja! Die kraftvolle, aber gleichzeitig gefühlvolle Stimme von Kyle ähnelt von der Klangfarbe der von Eric und fügt sich so nahtlos in den verräucherten Laid-Back-Duftnoten-Doom von TROUBLE ein. Dabei legt er eine Vielseitigkeit an den Tag, die ich ihm nicht zugetraut hätte. War es bei EXHORDER dieser tiefer gelegte Macho-Thrash-Sound und bei FLOODGATE die Groove-Attacken, die mich von einer jeweils intensiveren Betrachtung abgehalten haben, so stimmt bei TROUBLE halt die musikalische Untermalung zu 110 Prozent. Während der gute Mann beim wütenden Opener noch aggressiv ins Mikrophon bellt, so wird spätestens beim verbeatleten 'One Life' klar, dass er auch die behutsamen Töne ganz meisterlich beherrscht. Ob das in der Livesituation ebenso toll umgesetzt werden kann, wird die Zukunft (hoffentlich) zeigen. Eric würde bei so einer verräucherten Nummer ganz lässig mit 'ner Fluppe in der einen Hand am Mikrophonständer lehnen und die Worte quasi ins Publikum hauchen. Aber was soll das sentimentale Geschwafel? Eric kann man aktuell bei THE SKULL bewundern und der Chicagodoomer hat in Mister Thomas einen würdigen Nachfolger gefunden. Ebenso toll ist das wundervolle 'Have I Told You', welches mich an großartige Tiefgangentenpellen von SOUNDGARDEN erinnert. Eine Beleidigung? Weil ich eine vermeintliche Grungekapelle mit den Doomhelden vergleiche? Nicht in meinem Buch der coolen Musik. Bei 'Black Hole Sun' bekomme ich Gänsehaut und Chris Cornell hat eine Wahnsinnstimme. Also darf man diesen Vergleich getrost als Lob ansehen.
Damit man nicht in zu beschwingte Gefühlswelten abdriftet, gibt es im direkten Anschluss den zweiten Vorschlagwalzer namens 'Hunters Of Doom', welches bereits mit Kory live gespielt wurde. Von diesen Jägern möchte man nicht verfolgt werden, glaubt es mir. Die sind bissig, schnell und zielstrebig. Eine äußerst effektive Nummer, deren brettharte Riffs mit der Dynamik einer Elch-Stampede aus den Boxen preschen. Ein absolutes Highlight des Albums. Beim psychedelischen Gewebe aus Noten namens 'The Greying Chill Of Autumn' ahnt der Hörer, dass eventuell Rauchwaren im Studio unterwegs waren, so rhythmisch wabernd und flirrend verspielt, gniedelt nur der Natur-Stoner. Ganz wunderbar. Allerdings fehlt mir hier anfänglich Mister Wagner am deutlichsten. Denn Kyle Thomas hat eines nicht in seiner Stimme: Diesen leicht irrsinnigen Wahnsinn. Eine Emotion, die Eric immer wieder ganz hervorragend mit seiner Stimme umsetzen konnte. Aber bereits beim dritten Durchlauf habe ich mich auch an dieser Stelle mit dem neuen Mann arrangiert. Dafür ist das Songmaterial auch einfach zu gut, um sich hier einreden zu wollen, mit Eric Wagner wäre es ja eventuell noch viel besser geworden.
Dieses Album ist absolut großartig und lässt das Desaster mit Kory Clarke, den ich bei WARRIOR SOUL sehr schätze, komplett vergessen. So können wir uns also sowohl an TROUBLE, wie auch an THE SKULL erfreuen. Eine so genannte Win-Win-Situation.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae