TRUCKFIGHTERS - Universe
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2014
Mehr über Truckfighters
- Genre:
- Stoner / Fuzz Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Fuzzorama / Omn Label Services (rough trade)
- Release:
- 24.01.2014
- Mind Control
- The Chairman
- Prophet
- Get Lifted
- Convention
- Dream Sale
- Mastodont
Wie gewohnt schwedische Riffmonster - und doch zugleich ruhiger und vertrackter als zuvor.
Wer TRUCKFIGHTERS noch nicht kennt, demjenigen sei gesagt, dass das Schwedentrio für eine äußerst wuchtige, teilweise ruppige Variante des Stoner-/Fuzz Rock steht und vor allem in den legendären Liveshows wild riffend alles niedermäht. Zumindest galt das bisher, doch nun ist das Klangbild in der Entwicklung über mittlerweile vier Alben durchaus differenzierter geworden. "Universe" lässt sich nicht bereits mit dem ersten Durchlauf voll erfassen, da viele Facetten in den Songs zum Tragen kommen und insbesondere die Wechsel zwischen den Riffs bzw. verschiedenen Passagen sehr viel schneller einsetzen.
Den TRUCKFIGHTERS ist so ein bisschen das Ungestüme, Ruppige abhanden gekommen, dafür hat die man die bereits auf dem Vorgänger "Mania" gegenwärtige Variabilität weiter ausgebaut. Ihr Markenzeichen, die bratzig dröhnenden Riffwände, bekommt man immer noch um die Ohren gehauen, aber wohldosiert und "überlegter" eingesetzt. Sie dominieren das Album nicht mehr so stark wie insbesondere auf den beiden ersten Scheiben "Gravity X" und "Phi". Selbst der Drumbeat steht hin und wieder für sich selbst anstatt nur zur reinen Untermalung zu dienen. Das Ganze ist verspielter, teilweise psychedelischer und gewinnt dadurch an Abwechslung, büßt aber auch an Intensität ein. Ein Song wie 'Prophet' (die erste Single des Albums) veranschaulicht dies: Von den Drums wird ein treibender Rhythmus vorgegeben, während das entspannte, fluffige Gitarrenspiel nur durch kurze Riffattacken unterbrochen wird. Oskar Cedermalm singt nicht nur in diesem Stück melodischer und variabler. Bei 'Get Lifted' wagt er sich in ungeahnte Höhen hinauf, diese Nummer steigert sich nach zweieinhalb Minuten "Vorgeplänkel" in einen tollen Riffstrudel hinein, das packt einen sofort. Doch auch hier überwiegen atmosphärische Flächen, wodurch die Kontraste regelrecht eingeebnet werden. Das ist für diese Band schon interessant, wo doch in der Vergangenheit häufig starke Akzentuierungen allein durch die dröhnenden Riffs gesetzt wurden. Biss man sich früher auch schon mal für mehrere Minuten an einem prägnanten Grundriff fest, so ist das Wechselspiel auf "Universe" viel ausgefeilter und frequentierter. 'Dream Sale' ist ein weiteres Beispiel dafür, ebenso 'The Chairman', welches bereits im letzten Jahr auf der gleichnamigen EP zusammen mit ein paar Liveaufnahmen das Licht der Welt erblickte. Flirrend wie die Wüstensonne, pendelt dieser Song zwischen den dröhnenden Eruptionen und verspieltem Gefrickel. Es ist verständlich, dass man nach so vielen Geradeaus-Riffs auch mal ein paar Um-die-Ecke-Riffs einbauen will und 'The Chairman' zeigt sich in dieser Hinsicht als vielgesichtige Hydra mit vertrackten Struktur- und Rhythmuswechseln. Demgegenüber ist der Opener 'Mindcontrol' sicherlich noch die typischste TRUCKFIGHTERS-Nummer auf "Universe", so wie man die Band bisher kannte.
Bei den Longtracks ist eine kontinuierliche Steigerung zu verzeichnen, von "Phi" mit dem Song 'Chameleon' (10 Minunten) über 'Majestic' (13 Minuten) vom Vorgänger "Mania" zum nun 14-minütigen 'Mastodont'. Und besagtes Stück ist ebenso kurzweilig wie das gesamte Album. Zunächst vermischt sich ein beinahe doomiges Brodeln mit dem recht zurückgenommenen Gesang und sehr relaxtem Gitarrenspiel, das Ganze pendelt zwischen gediegenem, melodischem Balladen-Rock und wuchtig dröhnendem Riff-Rock. Der zweite Teil des Songs strahlt dann zwar wie das typische TRUCKFIGHTERS-Zeug eine unwiderstehliche Dynamik aus, klingt aber gleichzeitig viel flüssiger und harmonischer. Das verpasst dem Klangbild eine wunderbare weitere Facette.
Die TRUCKFIGHTERS sind auch mit "Universe" noch immer eine feste Größe im Stoner-Rock-Sektor, doch muss man eben auch festhalten, dass Album Numero vier einiges mehr abdeckt. Man agiert sehr vielschichtig und lässt sich längst nicht mehr auf eine Art Riff reduzieren. Die gnadenlose Eingängigkeit und der direkte Aha-Effekt beim Ersthören waren bei den Vorgängern mehr gegeben, zugleich ist aber auch die musikalische Weiterentwicklung hervorzuheben, die sich auf diesem Album manifestiert. Die Band scheint noch längst nicht alles gesagt zu haben und mit 'Mastodont' und 'Get Lifted' sind zwei wirklich wunderbare Stücke aus ihrer Feder entsprungen, wobei ausnahmslos alle Songs auf "Universe" hörenswert sind und vor allem jeder mit einem eigenen Charakter daherkommt. Das hätte ich der Band nicht unbedingt zugetraut.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer