TSJUDER - Legion Helvete
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2011
Mehr über Tsjuder
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Season Of Mist / Soulfood
- Release:
- 14.10.2011
- The Daemon Throne
- Fra En Råtten Kiste
- Dauðir
- Voldsherskeren
- Slakt
- Black Shadows Of Hell
- Blod Og Aske
- Vårt Helvete
Ein starkes Comeback, das stolz die Fahne des alten Norweger-Sounds hoch hält, ohne die Vergangenheit zu plagieren.
Eine Zeit lang hatte man ja den falschen Eindruck, dass aufgrund personeller Überschneidungen immer nur entweder ISVIND oder TSJUDER zeitgleich existieren könnte, doch nun ist es soweit: Die beiden Band haben die vollständige Trennung des Personals vollzogen und prompt sind beide im Jahre 2011 mit einem neuen Studioalbum am Start. Während die Eiswinde bisher nur digital wehen, liesen sich die Herren von TSJUDER just zum vierten Male versilbern und schicken uns über Season Of Mist ihr erstes Album seit sieben Jahren über den Skagerrak. Dieses Scheibchen hört auf den schönen Namen "Legion Helvete", und genau so klingt es auch. In vierzig knackigen Minuten gibt es achtmal derbe auf die Glocke und dass es eine höllische Legion ist, die wir uns mit dieser Scheibe ins Wohnzimmer holen, das steht außer Frage.
Der Opener 'The Daemon Throne' startet extrem, höllisch hackend, irrsinnig dahin rasend, blastend und tiefgefroren, nimmt aber schon nach einer halben Minute einen rockenden Groove auf. Nach wie vor infernalisch schnell, wird das Stück schnell nachvollziehbar, wuchtig und mitreißende. Die gute alte norwegische Schule, zeitgemäß aber nicht postmodern produziert und somit auch für Leute genießbar, die mit dem berüchtigten Nekro-Sound mancher Band aus dem nördlichsten Königreich nicht so viel anfangen können. Das rasende Tempo wird zwar über weite Strecken durchgehalten, doch bei Stücken wie 'Fra en Råtten Kiste' können wir uns problemlos an eingängigen Strukturen und thrashigen Riffs entlang hangeln. Gerade der angeschwärzte Thrash hat es TSJUDER auf "Legion Helvete" mehr angetan als je zuvor, und gerade das macht die langsameren Passagen mit gewissen CELTIC-FROST-Verneigungen besonders reizvoll.
Ein Hauch von BATHORY anno 1987, ein nackenbrechendes Hauptriff und herrlich schrille Soli dominieren 'Dauðir', wobei es hier vor allem Nags markerschütterndes Geschrei ist, das den Song ins Hirn einbrennt. Extrem thrashig und vertrackt, für den Old-School-Blackie vielleicht rhythmisch schon etwas zu kaputt, geht es auf 'Voldsherskeren' zu, bevor mit 'Slakt' zur Entspannung wieder eine feine Mitsinghymne ansteht und die neue TSJUDER nochmals ordentlich aufwertet, auch wenn der Originalitätsbluthund natürlich einmal mehr eine mächtig starke BATHORY-Witterung und das klassische "Warrior-Uhhh!"aufnimmt. Das beschränkt sich jedoch auf Momente, im Übrigen ist der Song in all seiner punkigen Explosivität TSJUDER pur - oder eben doch ein Bastard aus Norwegen, MOTÖRHEAD, BATHORY und FROST? Man weiß es nicht, klar ist aber eins: Der Song ist der Hammer!
Da die Scheibe gen Ende kein bisschen abnimmt, sondern sich mit dem rock'n'rolligen 'Black Shadows Of Hell', dem Death-Metal-lastigen 'Blod Og Aske' und dem herrlichen abschließenden Zehnminutenepos 'Vårt Helvete' eher nochmals steigert. Gerade das Finale verkörpert auf purste Weise das, was uns vor inzwischen bald zwanzig Jahren so sehr an dieser Szene fasziniert hat. Es bleibt als Fazit nur, dass mit TSJUDER wieder voll und ganz zu rechnen ist. Die Band hält die Fahne des schwarzmetallischen Norwegen stolz in die Höhe, ohne sich dabei bewusst mit Nekro-Sound und Selbstzitaten in Retrogräben einzubuddeln. Das Trio aus Oslo hat den Bogen einfach raus und wirkt authentisch, ohne die Vergangenheit zu plagieren. Ein bärenstarkes Comeback!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle