TUSMORKE - Bydyra
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2017
Mehr über Tusmorke
- Genre:
- Psychedelic / Folk / Prog
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Karisma Records
- Release:
- 10.11.2017
- Tre Som Bor I Et Tre
- Trefar
- Mellomspill
- Rottekongen
- På Biblioteket
- Vi Er Eid
- Dyrene I Byen
- Elvene I Oslo
- Signekjerringa
- Tenkeren
- Trollmannen
- Lær De Fattige Å Trylle
- Dyrene Bor Ute
- Underboerne
- Katabasis
Alles andere als kindisch!
Und da sind sie schon wieder: Norwegens exzentrischste Folk-Psychedeliker TUSMORKE legen schneller als erwartet mit "Bydyra" bereits ihr fünftes Album vor. Und das ist einerseits genau das, was man von den Herren erwartet und andererseits dann auch wieder nicht. Was dann wiederum auch passt, denn TUSMORKE ist und bleibt eine unberechenbare Band, bei der Regelbruch und die Freiheit mehr zählt als Genregrenzen oder Erwartungshaltungen.
Auf "Bydyra" versammelt die Band nun zwei Kurzmusicals, die für eine Grundschule in Oslo komponiert und mit den Schülern aufgenommen wurden. Wir bekommen also norwegische Kinderlieder zu hören, nur eben im munter flötenden, orgelnden und klimpernden Sound des progressiven und psychedelischen Folk Rocks, für den TUSMORKE seit dem Debüt "Underjordisk Tusmorke" steht. Als wäre das nicht genug, widmet man sich auch textlich eher erwachsenen Themen wie der globalen Erwärmung, sozialen Problemen und dem Unterschied zwischen weißer und schwarzer Magie. Es ist also wieder einmal ein anspruchsvolles Paket, das dem Hörer einiges abverlangt, wenn er selbiges ernst nehmen möchte.
Doch wie immer bei TUSMORKE ist es zugleich ein bunter Kessel, der an allen Ecken und Enden vor Spielfreude, Witz und der diebischen Freude am Grenzübertritt nur so strotzt. Bestes Beispiel dafür ist sicher 'Rottekongen', ein Lied über den Rattenkönig, bei dem der Titelheld mit hochgepitchter Stimme über einem lockeren 70er-Groove und zu den üblichen Flötenklängen rapt, in Begleitung eines Kinderchors. Ja, der Truppe ist nichts heilig und da ist sie dann auch wieder, die Atmosphäre der Saturnalien, das dionysische, das sich schon immer durch die Musik von TUSMORKE zieht und immer wieder ausbricht.
Neben den Kinderchören unterscheidet sich "Bydyra" lediglich in einem etwas prominenteren Gitarreneinsatz von früheren Alben und in der Tatsache, dass es dieses Mal keine überlangen Stücke gibt, stattdessen eben 15 kurze Nummern, die so wieder für eine ordentliche Spielzeit sorgen. "Bydyra" ist somit ein weiteres Muss für Fans der respektlos eigensinnigen Norweger und kann es auf seine ganz eigene Art und Weise locker mit den Vorgängern aufnehmen. Freunde psychedelischer, folkiger und progressiver Klängen, die sich von norwegischen Texten nicht abschrecken lassen, sollten hier unbedingt zuschlagen und vielleicht sollten Eltern, die ihren Kindern frühen Fremdsprachunterricht angedeihen lassen wollen, einmal ernsthaft über Norwegisch als Alternative zum üblichen Englisch nachdenken. Denn bessere Kinderlieder dürften sich nur schwer finden lassen.
"Bydyra" bereitet mir jedenfalls einmal mehr sehr viel Freude und ist trotz seiner Entstehung und Thematik ein durch und durch ernstzunehmendes Stück Musik geworden, für all jene, die sich an allzu festen Mauern im Kopf und in der Musik stören.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst