TWO GALLANTS - We Are Undone
Mehr über Two Gallants
- Genre:
- Folk Rock / Indie Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- ATO Records / PIAS
- Release:
- 02.02.2015
- We Are Undone
- Incidental
- Fools Like Us
- Invitation To The Funeral
- Some Trouble
- My Man Go
- Katy Kruelly
- Heartbreakdown
- Murder The Season / The Age Nocturne
- The Strange Is Gone
Alles andere als vernichtet.
Klirrende Kälte klingt in der ersten Minute des neuen Albums der TWO GALLANTS aus dem Lautsprecher. Das ist ungewöhnlich für dieses - der Name verrät es - Duo aus San Francisco, das sich bislang immer auf einen sehr warmen, gar heißen Klang verständigte. Das passt ja auch zum unverklärten Folk der Jungs. Nach Momenten der Verwirrung kristallisiert sich dann eine typische Gitarrenmelodie heraus. Grandioser Auftakt. Und noch grandioser wird der Song nach einer guten Minute. Da ist es nämlich, das typische TWO GALLANTS-Feeling, auf das so viele schon viel zu lang warten mussten.
"We Are Undone" ist das fünfte Album der beiden Kindheitsfreunde Adam Stephens (Gesang, Gitarre, Mundharmonika) und Tyson Vogel (Schlagzeug, Gesang), die seit nun schon 13 Jahren unter dem Namen TWO GALLANTS die Welt beglücken. Oder zumindest einen Teil davon. Die Beschreibung als mitunter punkiger Folk Rock wird der Musik zwar nicht ganz gerecht, aber passender ist es nicht auszudrücken, was die beiden Amis in diesem Zeitraum auf Scheiben bannen. Geprägt wird die Musik von Stephens rauer Stimme, großartigen Texten und dem Wechsel aus wilden Passagen und anrührenden Momenten.
Gerade diese Momente sind auf "We Are Undone" wieder deutlicher und häufiger zu vernehmen als auf dem 2012er Vorgänger "The Bloom And The Blight", der vielen Fans vor allem gesanglich zu ungestüm war. Drei Jahre später treffen die beiden Männer, die sich nach einer Kurzgeschichte von James Joyce benannt haben, wieder mehr den richtigen Mix, geben sich zwar auch dieses Mal nicht vollständig der Melancholie hin, aber geben ihr zumindest richtig viel Platz. Und ich liebe es einfach. Bei 'Invitation To The Funeral' und dem experimentellen 'Heartbreakdown' könnte ich jedes Mal Ströme heulen, während 'My Man Go' vielleicht sogar etwas übertreibt und viel Schwung raubt.
Zum Glück gibt es mit der Loser-Hymne 'Fools Like Us', dem bedrohlichen 'Some Trouble', dem eindeutigen Hit 'Incidental' und der extrem gelungenen und extrem leichten Liebesballade 'Katy Kruelly' genügend andere Emotionen zum drin Baden. Besonders gelungen ist das Abschlussdoppel aus 'Murder The Season / The Age Nocturne' und 'The Strange Is Gone', das mich jedes Mal mit offenem Mund sprachlos in die Ruhe entlässt. Musik, so gefühlvoll, sanft und zerbrechlich, die dabei auch noch so erbarmungslos ehrlich daher kommt, das ist etwas ganz besonderes.
Leider trauen sich die TWO GALLANTS an richtige Epen wie 'Waves Of Grain' oder 'Age Of Assassins', die immer meine persönlichen Höhepunkte waren, anscheinend nicht mehr zu. Macht aber nichts, denn "We Are Undone" ist ein ganz fantastisches Werk geworden. Auch ohne Neunminüter.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marius Luehring