TYPHUS - Grand Molesters Of The Holy Trinity
Mehr über Typhus
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pestilence Records
- Release:
- 25.12.2010
- In The Image Of Our Master
- We Burn Your Churches To The Ground
- Smear The Blood Upon The Pentagram
- Triumvirate Of Incest, Lust And Greed
- My Throne In The Kingdom Of Hell
- Bound By The Satanic Decree
- Black Spells Of Satanic Witchcraft
- Baptizing Flames Of Satan
- Fuck Your God!
Elitäre Klischees in Tüten, die den sehr gelungenen, Black Metal in Rohform jedoch nicht schmälern.
Wenn der Promozettel allzu dick aufträgt, dann ist ja oft Vorsicht angesagt, und so war ich beim zweiten regulären Studioalbum der US-Schwarzheimer von TYPHUS auch ein wenig skeptisch, was mich den wohl erwarten würde. Von "US Black Metal Elite" ist da die Rede und davon, dass das Album die wahre Erleuchtung sei für jene, die es verstehen können. Nun, Elitismus, Klischees und Black Metal führen ja eine langjährige Ménage à trois und so scheint es für im dritten Jahrtausend gegründete Bands zum guten Ton zu gehören, sich mit derlei Attributen, drei Zentnern Schminke sowie sieben Tonnen Patronengurten und Nieten auszustatten. Und natürlich mit Songtiteln, die selbst die seligen BLASPHEMY vor Neid erblassen ließen: 'Smear The Blood Upon The Pentagram' ... Noch Fragen?
Nun, haben wir diese Überdosis an Bilderbuchklischees erst einmal überwunden, können wir uns der Musik widmen, und die ist so schlecht nicht. Wie nach dem Vorwort nicht anders zu vermuten, serviert uns das nordamerikanische Quintett sehr klassischen Black Metal mit massiver Frühneunziger-Schlagseite, der zwar einerseits keine wirklich prägnanten eigenen Akzente setzt, aber andererseits auch nicht in auffälliger Weise große Vorbilder abkupfert. Was die Kameraden aus Indiana vom Stapel lassen ist rau, vom Grundrhythmus her zwischen getragenem Tempo und flottem Galopp, von den Gitarren her meist surrend und rasend. Wenn ihr mich zu Vergleichen nötigen solltet, dann würde ich die frühen RAGNAROK, die Anfangsphase von ENTHRONED oder EMPEROR zu Demozeiten erwähnen, allerdings haben die jungen Amerikaner eine deutlich differenziertere Produktion.
Allerdings nähren die geisterhaften Riffs im Einstieg zu 'Triumvirate' und Lord Figs verhallter Gesang zwischen heulendem Wolf, kreischendem Nazgul und grummelndem Gnom die genannten Vergleiche. Das Songmaterial ist nicht übermäßig abwechslungsreich, aber griffig und mit anständigen Hooks, so dass sich die Band hier aus meiner Sicht über einen Großteil ihrer Landsleute erhebt, die ihre Songs sehr abstrakt, unzugänglich und distanziert gestalten. Hier ist alles gerade heraus, ohne Schnörkel und ohne pseudointellektuellen Anspruch. Black Metal roh und ungeschliffen. Dazu passen dann auch die Holzhammer-Klischees wie die Faust aufs Auge, und mal ganz ehrlich: Ohne die Klischees wäre Black Metal ja auch irgendwie unvollständig, oder nicht?
So oder so: "Grand Molesters" ist ein gelungenes Schwarzstahlscheibchen, das ich immer wieder gerne auflege. Gerade ein Highlight wie 'My Throne In The Kingdom Of Hell' mit seinen mystischen und eingängigen Momenten weiß Akzente zu setzen und auch der gesprochene und mit beschwörenden Sounds hinterlegte Einstieg in das folgende 'Bound By Satanic Decree' ist großartig. So ist das Album vielleicht nicht das elitäre Überwerk, das es gerne wäre, aber auf jeden Fall ein Werk, auf das die Band stolz sein darf. Altschwarzwurzler dürfen daher gerne über einen Kauf nachdenken und die Entscheidungsfindung mit einigen Hörproben nähren.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle