TYRANEX - Reasons For The Slaughter
Mehr über Tyranex
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- GMR
- Release:
- 22.09.2023
- Overture
- Where Light Ceases To Exist
- Rise From The Dead
- Full Circle
- Megalomania
- Reasons For The Slaughter
- Pyromaniac
- Do Or Die
- Wipe Out
Bock auf eine Tube amtlichen Speed? Also, so richtig grantig und ohne Kinderlied-Anwandlungen? Dann lasst Euch von TYRANEX verwöhnen!
TYRANEX habe ich auf dem HELL OVER HAMMABURG-Festival als großartigen Opener kennengelernt. Die schwedische Band um ICE AGE-Sängerin Linnea Landstedt hat mit leicht veränderter Besetzung ein viertes Album am Start, welches hier seit einigen Wochen mit immer größerer Begeisterung sein Runden dreht. Der Grund ist schnell erklärt: Die Songs haben allesamt widerwärtig gute Hooks und nutzen sich trotzdem nicht schnell ab. Aber ich will, trotz des beschriebenen Subgenres Speed Metal, nicht voreilig das Ergebnis meiner Hörproben vorgreifen. Definieren wir also erstmal die faktische Sachlage. Neben Linnea, die auch noch eine der beiden Gitarren bedient, haben wir heute mit Drummer Pontus Pettersson-Gull nur noch einen Verbliebenen des sieben Jahren alten Vorgänger-Scheibchens "Death Roll" in der heutigen Besetzung. Neu dabei: Will Tomao an der zweiten Gitarre und Bassmann Martin Maskin Petersson. Wie gut, dass hier nur ein "t" im Nachnamen zu finden ist. Aber das nur am Rande. Gehen wir ans Eingemachte.
Wie das wunderbare Covermotiv schon andeutet, scheint sich die Bande in Sachen "Eingemachtes" eher der Sparte Kannibalismus zuhause zu fühlen. Aufgespießte Köpfe, ein Grim Reaper und aus dem Gebüsch aufblitzende Bogenschützen deuten eher nicht auf Beerenpflücker und Marmeladen-Einkocher hin. Menschkopf-Sülze, Hacke-Peter und Grützwurst scheinen hier im Tiefkühfach zu landen. Wäre dies also geklärt. Mit diesen Bildern im Kopf funktioniert auch die Musik von TYRANEX ganz ausgezeichnet. Der saftig-spritzige Gitarrenklang läuft mir schon mal sehr gut rein. Dazu der grantig-angepisste Gesang von Linnea, den man jederzeit verstehen kann und ein Rhythmusgewitter, das immer gradlinig, aber trotzdem abwechslungsreich genug agiert, um hier nicht mal eine Sekunde an stumpfes Gerumpel zu denken. Dies nur, um den schöngeistigen Regressiv-Schimpfern gleich mal den Wind aus den pastellfarbigen Segeln zu nehmen.
Ja, auch das Quartett erfindet Speed Metal nicht neu, aber wollen wir das überhaupt? Ich kann für meinen Teil sagen: Nein. Dazu gibt es viel zu selten Bands, die überhaupt noch diese Spielart anbieten. Noch seltener sind dann die Vertreter, die Speed Metal ohne Kinderlied-Melodien hinbekommen. Von daher schon mal ein ganz fettes Lob in Richtung TYRANEX: Auf "Reasons For the Slaughter" ist alles bösartig, giftig und garstig. Trotzdem zeichnen sich alle (!) Songs durch eine Eingängigkeit aus, die ich bei dieser Musik schon lange nicht mehr gehört habe.
Da ist es völlig egal ob sich der sofort im Ohr verhakende Kracher 'Full Circle' im Player befindet oder das brutale 'Do Or Die', in welchem die Band die Grenzen zum Thrash deutlich überschreitet. Überhaupt haben wir es hier mit einem Grenzgänger zu tun, aber welche Speed-Metal-Band ist das nicht? Ein abendfüllendes Thema. Zurück zum Album. Erstaunlicherweise fängt man nach dem kurzen Intro 'Overture' mit 'Where Light Ceases To Exist' noch etwas unspektakulär an. Sicher ein guter Song, aber da ich nun weiß, was danach noch für Überfallkommandos folgen, ist die Nummer beinahe harmlos.
So baut sich das rattenscharfe 'Megalomania' stetig auf und endet dann in einem Nähmaschinen-Riff-Inferno. Herrlich! Ebenso feurig knallt das oben bereits erwähnte 'Do Or Die' aus den Boxen. Die von mir so geliebte Hektik durchströmt diesen Song von der ersten Sekunde an und das überschallartige Silbenbombardement dieser Stakkato-Lyriks addiert weitere Zappel-Bonus-Punkte hinzu. Anti-Entspannungs-Oase!
Ich denke, meine Freude an der Scheibe ist einigermaßen gut rübergekommen und jeder weiß, ob er hier ein paar Ohren riskieren möchte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae