U.D.O. - Touchdown
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/23
Mehr über U.D.O.
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Atomic Fire Records
- Release:
- 25.08.2023
- Isolation Man
- The Flood
- The Double Dealer's Club
- Fight For The Right
- Forever Free
- Punchline
- Sad Man's Show
- The Betrayer
- Heroes Of Freedom
- Better Start To Run
- The Battle Understood
- Living Hell
- Touchdown
Auf Udo und seine Mannen ist weiterhin Verlass.
Udo Dirkschneider ist in dieser Dekade ja trotz seines zurückliegenden siebzigsten Wiegenfestes so aktiv wie selten zuvor und zwar sowohl an der Livefront als auch in Sachen neuer Projekte und Veröffentlichungen. Inzwischen ist er sowohl mit seinem Soloprojekt als auch mit seiner Band bei Atomic Fire Records gelandet, und die letztere Zusammenarbeit trägt mit dem achtzehnten U.D.O.-Studioalbum "Touchdown" nun erstmals Früchte. Langjährige ACCEPT-Fans wird dabei ganz besonders freuen, dass auch Udos alter Weggefährte Peter Baltes wieder an Bord ist, der zunächst nur für den erkrankten Bassisten Tilen Hudrap eingesprungen war, nun aber wieder festes Bandmitglied ist und alle Bassspuren eingespielt hat. Ansonsten ist alles beim Alten, und das verheißt im Falle dieser Band defitiv Gutes, denn äußerst selten wurden die Fans bisher enttäuscht.
Das wird sich auch anno 2023 nicht ändern, denn auf Udo und seine Mannen ist weiterhin Verlass und so kann auch die neue Scheibe vom Fleck weg überzeugen. Das Klangbild ist dabei zwar ziemlich fett und zeitgemäß, doch es ist jederzeit transparent und differenziert genug, um den natürlich durch und durch klassischen Teutonenstahl und die instrumentale Klasse der Musik strahlen zu lassen. Vom hackenden Opener 'Isolation Man' an brennen Andy Smirnov und Dee Dammers ein ziemliches Gitarrenfeuerwerk ab, während Sven Dirkschneider mit seiner stoischen Snare einen fiesen Beat durchzieht, aber auch in dem Rahmen variiert, den der gewählte Stil ihm bietet. In den schnelleren Songs wie besagtem Opener mag dem einen oder anderen Samtohr Svens Drumkit vielleicht ein wenig zu exponiert und laut wirken, doch schon beim getrageneren, im Tempo gedrosselten 'The Flood' fügt er sich stärker ein und ist weniger exponiert. Der doomige Groove passt zum dunklen Refrain, und Smirnovs neoklassische Soli sind spannend inszeniert.
Starke rock'n'rollige Vibes rücken das folgende 'The Double Dealer's Club' näher an frühere ACCEPT-Zeiten, und beim eingängigen Hit 'Fight For The Right' wird das Mozart'sche 'Rondo A La Turca' gelungen eingewoben. Damit knüpft Udos Band einmal mehr an die lieb gewonnene Tradition seiner früheren Band an, Motive klassischer Meister mit dem teutonischen Heavy Metal zu verknüpfen, wobei erwähnt sein soll, dass speziell diesem Motiv auch schon anno 1989 die Kollegen von STORMWITCH auf deren "Eye Of The Storm"-Album gehuldigt haben. Die erste Single 'Forever Free' ist eine echte Hymne vor dem Herrn, die live bestimmt ausgiebiges Mitsingen zur Folge haben dürfte, und mit 'Punchline' lässt die Band mal wieder ihrem Faible für verschleppte Rhythmik und orientalisch angehauchte Melodiebögen freien Lauf, das immer mal wieder für spannende Songs in der U.D.O.-Geschichte gesorgt hat.
Damit sind wir tatsächlich erst in der Mitte des Albums angelegt, dessen Dreh- und Angelpunkt 'Sad Man's Show' markiert, ein klassischer, hymnischer Headbanger mit feiner, nackenbrecherischer Punchline im Anschluss an den Refrain und erneut tollen Soli. In der zweiten Hälfte des Albums geht es in derselben Güte weiter, Schlag auf Schlag, klassisches U.D.O.-Kraftfutter vom Fass, wobei es hier und da auch etwas experimenteller wird. So etwa beim sehr modernen 'The Betrayer', das tatsächlich phasenweise mit heruntergestimmten Gitarren, elektronischen Loops und Pinch-Harmonics um die Ecke biegt, die aber nicht als Fingerzeig zu einem stilistischen Wandel zu sehen sind, sondern als Farbeffekte, die das lyrische Konzept des Stückes gelungen illustrieren und gleichwohl das Album stilstisch wie kompositorisch zusätzlich auflockern.
Es folgen noch das natürlich sehr erhaben und hymnisch angelegte Normandie-Heldenepos 'Heroes Of Freedom', die flotte Melodienbombe 'Better Start To Run' und das dunkle, harte 'The Battle Understood', bevor uns das nochmals eher groovelastig orientierte 'Living Hell' auf den abschließenden Titelsong vorbereitet: Ein knackiger Vierminüter und der Geschwindigkeits-Abriss des Albums, der aber gleichwohl über eine königliche Hookline und herrliche Gitarrenmelodien verfügt, sowie über ein paar verdammt coole Bassparts von Herrn Baltes. Was bleibt also vom Tage übrig? Nun, klare Sache: U.D.O. wird sich mit diesem Album sicherlich keine neue Zielgruppe erschließen können, aber im Zweifel auch nicht wollen. Die unzähligen langjährigen Fans werden die Scheibe dagegen fraglos dankbar aufnehmen, denn sie ist vollgepackt mit Hymnen, wie der U.D.O.-Fan sie sich wünscht. Freuen wir uns daher auf die Tourdates im Februar, bei denen sicherlich etliche neue Songs live präsentiert werden. Seid euch sicher, dass sie in der Setlist eine gute Figur abgeben werden!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle