U.G.F. - Underground Groove Front
Mehr über U.G.F.
- Genre:
- Hardcore / Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Refused / NMD
- Release:
- 17.01.2014
- Lost Cause
- Homebound
- Groove Up Your Life
- Betonkrieg
- Shame
- The Great Deceiver
- Same Shit Different Ways
- Built To Resist (Bonus Track)
Zerstörungswut hat einen Namen: U.G.F.
Sind alle Schönheits- und Innovationspreise verliehen, alle Dankesreden gehalten? Fein, dann ist es jetzt Zeit für U.G.F., den Saal zu Kleinholz zu verarbeiten. Die sogenannte UNDERGROUND GROOVE FRONT aus dem österreichisch-bayrischen Grenzgebiet ist seit etlichen Jahren im viel zitierten Untergrund unterwegs, hat mit einer brachialen Mixtur aus Hardcore und Metal unzählige Male Klubs und Äcker zum Kochen gebracht und für blaue Flecken, Schweiß und selig zufrieden grinsende Männergesichter (- letzteres eine völlig aus der Luft gegriffene Vermutung des Autors -) gesorgt. Diverse Lineup-Wechsel und Kurzspielplatten später schlägt Anfang 2014 die Stunde für die Routiniers, Freunde der humorlosen Körnermucke mit einem Langspieler zu beglücken. Und das gleichsam mit "Underground Groove Front" betitelte Werk liefert nichts anderes als puren, hochdosierten musikalischen Vandalismus.
Paart eine Metalband Hardcore mit Doom, kommt je nach Schwerpunkt entweder KINGDOM OF SORROW (Schwerpunkt: Doom) oder U.G.F. (Schwerpunkt: Hardcore) dabei heraus. Das Untergrund-Quartett hat sich von Auftritten mit PRO PAIN, HATESPHERE und Konsorten inspirieren lassen und im Laufe der Jahre eine ultrabrutale Schwergewichts-Hardcore-Mixtur ausgebacken, in deren Genpool stellenweise auch Sumpf-Doom Marke CROWBAR Platz gefunden hat. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß stumpf wie ein Stück Holz, roh wie das Steak beim Engländer und innovativ wie eine LKW-Ladung Granit. Aber die Innovations- und Schönheitspreise sind wie gesagt längst verliehen, darum soll es an dieser Stelle gar nicht gehen. "Underground Groove Front" ist nichts anderes als eine Testosteron-Explosion in Reinform. Groovender Hardcore mit HATEBREED-Riffs, CROWBAR-Schwere und souveränem, extrem bissigen Geschrei, zwischendrin immer wieder Breakdowns mit dem Momentum eines abstürzenden Jumbojets und vorhersehbare, aber sehr effektvolle Tempowechsel – ob bei der Fahrt zur Arbeit, dem Abarbeiten des häuslichen Wäscheberges oder vor der Nebenbühne des Lieblingsfestivals, U.G.F. sorgt durchweg für kreisende Fäuste und zuckende Nacken. Abwechslung ist auf "Underground Groove Front" allerdings ein Fremdwort; von 'Betonkrieg' abgesehen, das anfangs ganz kurz mal Djent/Techcore-Ansätze anklingen lässt, wird die Marschrichtung durchweg beibehalten - übrigens großteils mit eingängig gereimten Texten aus der Klischeekiste, was in diesem Fall aber als Pluspunkt gewertet werden darf.
Sieben vollwertige Tracks und eine Bonusnummer bieten die Deutsch-Ösis auf ihrem aktuellen Album, wobei sich auch nach mehreren Durchläufen weder Highlights noch Ausfälle herauskristallisieren wollen. U.G.F. liefert im Jahr 2014 nicht mehr und nicht weniger als die aktualisierte Definition von "Zerstörungswut" ab. Spannend ist das mitnichten – aber irgendwie dennoch bestialisch unterhaltsam. Ob man sich die Platte zulegen muss, lasse ich offen – live würde ich das Sprengkommando von der Donau jedenfalls höllisch gerne über mich ergehen lassen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause