UADA - Djinn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2020
Mehr über Uada
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eisenwald
- Release:
- 25.09.2020
- Djinn
- The Great Mirage
- No Place Here
- In The Absence Of Matter
- Forestless
- Between Two Worlds
Ein erhabenes Werk, das weit über dem Black-Metal-Durchschnitt herausragt.
Kein Album im Black Metal hat mir bisher in 2020 solche Freude bereitet wie "Djinn", das dritte Studioalbum der US-Amerikaner UADA. Dabei scheinen sich puristische Hardliner mit der Scheibe durchaus schwer zu tun, aber das mag allein ihr Problem sein. Bereits das Debüt "Devoid Of Light" hievte UADA aus meiner Sicht in den schwarzmetallischen Olymp. Dabei hagelte es damals noch MGLA-Vergleiche, die völlig unangemessen sind - die Herren von UADA haben das wesentlich bessere Melodieverständnis und verzichten auf politisch fragwürdige Verbindungen, zudem bieten sie deutlich mehr echte Ohrwürmer. Das ist vielleicht für manche das Problem - an UADA-Songs kann man sich tatsächlich erinnern, sie haben Melodien, die im Ohr haften bleiben, sie haben Songs, die wirklich wie komponiert klingen, nicht aber wie manische Raserei. Vielleichst ist das Black Metal für Softies?
Dabei finde ich nicht, dass man den Jungs vorwerfen kann, eine weichgespülte Version zu spielen. In den Gesangspassagen finden sich massive Death-Metal-Einflüsse, die Gitarrenarbeit ist sowohl von IRON MAIDEN als auch von Bands der AT THE GATES-/IN FLAMES-Schule beeinflusst worden. Dass also auch Truppen wie SACRAMENTUM, DISSECTION oder NECROPHOBIC eine musikalische Nähe zu UADA haben, steht außer Frage. Aber auch Fans des kaskadisch-elegischen US-Black-Metals neuerer Schule sollten an dieser Scheibe ihre Freude haben.
Im Vergleich zu "Cult Of A Dying Sun" ist der gotische Anteil wieder etwas zurückgefahren worden, verschwunden ist er aber nicht und das ist gut so. "Djinn" ist metallischer, gleichzeitig aber auch traditionalistischer. Die Gitarre wird stärker zum Erzähler musikalischer Geschichten, übernimmt dabei eine Rolle, die man so im Black Metal kaum kennt - sie trägt tatsächlich echte Melodien, die auch ohne Black-Metal-Gewand funktionieren würden. Dabei gibt es hier aber kaum Ambient- oder Folk-Einflüsse, es bleibt durchgehend Metal im eigentlichen Sinne. Die wunderbar produzierte Scheibe lebt von den mehrstimmigen Gitarrenleads, die teilweise fast wie gesungen klingen, dem aggressiven Drumming und dem großartigen Melodieverständnis der Komponisten. Makel höre ich auf der Scheibe eigentlich keine.
Anfangs brauchte ich ein klein wenig, um mich wirklich mit den verschiedenen Facetten der Songs anzufreunden, die halt doch wieder deutlich anders klingen als auf dem (ebenfalls sehr starken) Vorgänger. Das ungehobelt-frische Elemente des Debüts ist freilich nicht mehr da, so ist das eben. Wer die wilde Raserei sucht, möge sich japanischen Black Thrash oder ein paar Franzosen anhören. Hier gibt es Brillanz, Erhabenheit, majestätische Bögen. Ein bisschen episch wird es immer wieder, und sporadisch erhasche ich mich beim Gedanken, dass ich hier irgendwie MANOWAR als Black Metal lausche. Und viel besser könnte Musik doch eigentlich gar nicht sein. Die meisten Black-Metal-Veröffentlichungen kriechen neben dieser Scheibe zu Recht in (modrigem) Staub und werden nie diese Ansprüche erreichen können. Sie wollen es vielleicht auch nicht. Aber sie müssen wohl neidlos anerkennen, dass UADA momentan in einer eigenen Liga spielt. Gerade bei den progressiven Elementen denke ich immer wieder an CHAPEL OF DISEASE, die ebenfalls singende Gitarren im extremem Metal einbauen - und wer sagt, das sei doch qualitativ ein arg hoch gegriffener Vergleich, der hat dieses Album wohl einfach noch nicht gehört.
Wie bisher immer ist das Artwork ein Augenschmaus und ein sicheres T-Shirt-Motiv. Eisenwald macht die Scheiben ja eigentlich immer schön auf und beweist nach ALDA und CANTIQUE LEPREUX, dass sie bei zeitgemäßem Black Metal im Moment international die Nase vorne haben.
Anspieltipps: Djinn, In The Absence Of Matter, Forestless.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer