ULCERATE - Vermis
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- Genre:
- Progressive/Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 17.09.2013
- Odium (Intro)
- Vermis
- Clutching Revulsion
- Weight Of Emptiness
- Confronting Entropie
- Fall To Opprobrium (Intrumental)
- The Imperious Weak
- Cessation
- Await Rescission
Finsterster, chaotischer Death Metal der Meisterklasse
Es ist ein gutes Jahr für stählerne Musik und es ist insbesondere ein gutes Jahr für Freunde anspruchsvollen, gerne ins chaotische driftenden, sagen wir mal "Extreme Metal". Highlights waren NERO DI MARTEs Debüt im Frühjahr sowie das meisterhafte Comeback von GORGUTS. Dem schließt sich ULCERATE ohne Abstriche machen zu müssen an. Denn was das Trio aus Neuseeland auf seinem vierten Langspieler an den Mann bringt, kann es wirklich mit den Großen auf sich nehmen.
Hin- und hergerissen zwischen Blastbeat und Doublebass zerfetzen die Gitarren mit Riffs, die sich fast in einem Strudel aus gewalttätigem Lärm und Lärm, der Struktur kriegt, verlieren, die Dunkelheit, welche sich des Hörers bemächtigen will. Strukturen sind da, um zertrümmert zu werden, sei es schleichend wie zum Beginn von 'Clutching Revulsion' oder abrupt und grundsätzlich. Nie gibt sich ein Song nur mit einem Schema zufrieden, jedes Stück ist ein Angriff zwischen subtilem Hinterhalt und offen ungezügelter Brutalität, schleppender Qual und rasendem Schmerz. Dabei dienen dem Hörer immer wieder auftretende Ruhepunkte (vor allem natürlich das Instrumental 'Fall to Opprobrium') oder vereinzelt versammelte Stellen, die so etwas wie klassischen Groove transportieren, dazu, sich für die nächste Flut hereinbrechender Dissonanzen zu wappnen. Allen Stücken ist dabei die Schwärze in den verschiedensten Schattierungen gemein, eine Ader aus Hass und Negativität, die sich vom Intro bis zum finalen Armageddon hinzieht und perfekt durch einen Titel wie 'Weight Of Emptiness' umgesetzt wird. Neben den offensichtlichen Vorbildern für jede Art solcher Musik, als da wären GORGUTS, werden, dort, wo die Grenzen zwischen chaotischem Death und Black Metal nicht mehr wirklich existieren, immer wieder Reminiszenzen an neuere DEATHSPELL OMEGA wach.
Es ist quasi von der ersten Sekunde, nachdem das verstörende Intro ‚Odium‘ verklungen ist, offensichtlich, dass auf "Vermis" technisch sehr beschlagene Musiker zu Werke gehen. Aber es wird nicht vornehmlich mit Fingerfertigkeiten geglänzt, gerade kompositorisch beweist sich das Trio: Der Teil bleibt dem großen Ganzen stets zu Diensten, die Stücke haben einen natürlichen Fluss, der im besten Sinne "songdienlich" zu nennen ist. Wobei man das hier nicht mit "Eingängigkeit" verwechseln sollte: Jenen, die Eingängigkeit fordern, wird sie auf "Vermis" nicht geschenkt werden. Gebettet ist dieses monströse Werk in einen superben Sound, dessen Basis gewaltig drückt, aber nicht die messerscharfen Höhen in einem Pfuhl aus dumpf-waberndem Einheitsbrei ertränkt und stets genug schwarzen Dreck in den Rillen hält.
Es gibt technischen Death Metal und es gibt technischen Death Metal. Beide mag ich, beide sind sehr verschieden. ULCERATE wählt das dissonante Chaos anstelle flirrender Soli und man brilliert damit auf "Vermis" ausnahmslos auf dem Niveau der Vorbilder.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer