UNDERTOW - In Deepest Silence
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2013
Mehr über Undertow
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Supreme Chaos Records (Soulfood)
- Release:
- 06.12.2013
- Barefaced (Intro)
- Canvas Ghosts
- BoxShapedHeart
- These Boots Are Made For Stalking
- In Deepest Silence
- Inside One
- Slatesoul
- Everember
- The Strain
- Now And Forever
Ergreifend, erwachsen, emotional.
Die Parallele zur Erstrotation des letzten Albums ist erschreckend: Das Intro bringt einen ein wenig in Stimmung, lässt einen den Stress um sich herum vergessen und nach den ersten paar Tönen des Openers ist man voll drin. Drin in einem fetten, groovigen Monster; drin in einem Vehikel zur emotionalen Fahrt; drin in UNDERTOW. Und man kommt so schnell nicht wieder heraus. Will man aber auch gar nicht.
Wenn man eine Metapher bemühen will, um der Musik auf "In Deepest Silence" gerecht zu werden, dann wohl jene eines körperlichen Organs, dass Herz und Eier in einem ist. Oder der eines wilden Dinosauriers, der doch eigentlich nur geliebt werden will. Oder der eines ansonsten kleinen, goldigen Mädchens, dass gerade ihr Kinderzimmer zerlegt. Ihr merkt, wohin die Reise geht.
Dabei ist es wirklich egal, welchen Song man hier heranzieht. Die melodischen Nummern haben immer noch genug Härte, um stets aufrichtig und authentisch daherzukommen und die harten Tracks strotzen trotz Groove und Bangfaktor nur so vor dahinterstehenden Gefühlen. "In Deepest Silence" setzt genau diese Spanne immer wieder meisterlich, weil abwechslungsreich um: Midtempo-Songs zu Beginn, anschließend geht es mit 'These Boots Are Made For Stalking' flotter zur Sache, bevor mit dem Titeltrack mal so richtig auf die Bremse gedrückt wird, um die volle Macht der langsamen Töne auszuspielen und jeder Note einen unglaublichen Raum zu geben. Man weiß gar nicht, welche Tonlage von Joachim "Joschi" Baschin man am besten finden soll - bei mir ist es immer jene, die ich gerade zu Ohren bekomme.
Die in der Vergangenheit häufig bemühten CROWBAR-Vergleiche sind spätestens auf dieser Platte nicht mehr von Relevanz. Hier musiziert eine erwachsene Band, die das, was sie machen will, perfekt umsetzen kann. So ist 'Inside One' ein toller (und mal wieder metallisch-emotionaler) Akustik-Song, bevor es mit 'Slatesoul' und vor allem 'Everember' richtig gut auf die zwölf gibt. 'Now And Forever', eine sich unter die Haut legende Hymne, beendet ein Album, das mich schlichtweg begeistert zurücklässt. Und den Wunsch nach "Noch einmal!" niemals abebben zu lassen scheint.
UNDERTOW ist wirklich bemerkenswertes gelungen: Die Band hat das überall gelobte Vorgängeralbum "Don't Pray To The Ashes" tatsächlich noch einmal getoppt, indem sie noch abwechslungsreicher sowie fokussierter agiert und ohne Ausfälle jeden Song zu einem kleinen Meisterwerk des emotionalen Metals werden lässt. Musik mit so viel Herz und Seele, gleichzeitig jedoch mächtig Eiern in der Hose habe ich ewig nicht mehr derartig überzeugend gehört. Und daher lasse ich mich jetzt auch zu der (häufig aufgestellten, selten wahren) These hinreißen: UNDERTOW kann eigentlich kein Metalhead schlecht finden. Unterstützt eine der authentischsten und besten deutschen Bands und kauft euch "In Deepest Silence". Großartige Platte, großartige Band.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang