UNISONIC - Unisonic
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2012
Mehr über Unisonic
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- earMUSIC (edel)
- Release:
- 23.03.2012
- Unisonic
- Souls Alive
- Never Change Me
- I've Tried
- Never Too Late
- Renegade
- My Sanctuary
- Star Rider
- We Rise
- No One Ever Sees Me
Das groß aufgezogene Kiske/Hansen-Projekt bietet weniger als erhofft.
Nach all den gemeinsamen Auftritten der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hoffte der gemeine Melodic-Speed-Metal-Fan natürlich schon lange auf eine richtig groß angelegte Zusammenarbeit zwischen Kai Hansen und Michael Kiske. Nun, da dieser Wunsch mit UNISONIC wahr geworden ist, schossen die Vorfreude und Erwartungshaltung bei manchen natürlich ins Unermessliche, andere erwarteten nur ein schlicht und einfach gutes Album, und bei wieder anderen überwog die Skepsis.
In Anbetracht der stilistischen und persönlichen Entwicklung des Sängers hielt ich die Hoffnung auf eine Rückkehr zu "Keeper"-Zeiten für komplett unrealistisch, sodass zumindest diese Erwartung nicht enttäuscht werden konnte. Allerdings hätte ich mir von dieser Zusammenarbeit durchaus erwartet, dass sich Kai Hansens Spielwitz und Energie mit Michael Kiskes kristallklarer und eigenständiger Stimme zu etwas Neuem und Spannendem verbinden, und dass sie somit gemeinsam deutlich mehr bewegen können, als die ganzen Solo- und Nebenprojekte, die Michael Kiske über all die Jahre veröffentlicht hat.
Nun, da das UNISONIC-Debüt sich einige Wochen in der Anlage gedreht hat, stellt sich leider in weiten Teilen Ernüchterung ein. Warum? Nun, ganz sicher nicht, weil die Scheibe schlecht wäre, aber sie hätte einfach so viel besser sein können und müssen. Mit der eröffnenden Bandhymne lässt die Band den Hörer nämlich erst einmal aufhorchen. Knackig rockig, ja, durchaus metallisch brettert der Song aus den Boxen, kann mit coolen Riffs, einem starken Solo und sehr feinem Gesang aufwarten, der auch mal einen Scream und schnelle Passagen aufweisen kann. Lediglich aus dem Ein-Wort-Refrain hätte die Band mehr machen können.
Das Interesse ist aber erst einmal geweckt, und der Hörer denkt sich, dass das eine tolle Sache wird, wenn noch der eine oder andere Song folgen sollte, der dem noch eins draufsetzen kann. Doch genau das passiert leider nicht. Mit 'Unisonic' scheint das Pulver schon verschossen. Zumindest, was die Durchschlagskraft, die Härte und die Intensität angeht, ist mit diesem Opener bereits das Highlight der Scheibe verklungen. Natürlich stoßen wir auch im weiteren Verlauf noch auf diverse gute bis sehr gute Songs, wie etwa auf den dynamischen Rocker 'Souls Alive', der in seinen Hooklines allerdings mehr an PRAYING MANTIS erinnert, als an etwas, das man von einem Kiske/Hansen-Projekt erwarten würde. Auch das gut gelaunte, leicht punkig angehauchte 'Never Too Late' macht ordentlich Laune und gibt in etwa das wieder, was ich mir erhofft hatte. Doch ansonsten gibt es einfach viel zu viele Stücke, die entweder mit einem sehr coolen Riff loslegen und Großes erahnen lassen, dann aber schon mit Einsetzen der ersten Strophe völlig verflachen, wie dies etwa bei 'Never Change Me' der Fall ist, oder die wie das abschließende 'No One Ever Sees Me' einfach von Anfang bis Ende nur so dahin plätschern.
So bleibt für mich als Fazit nur, dass dieses groß aufgezogene neue Projekt zwar gefällig vor sich hin rockt, aber letztlich nicht mehr bietet, als PLACE VENDOME, dessen gefühlvolle Momente sogar mehr beeindrucken konnten, als dies bei UNISONIC der Fall ist. Wenn man bedenkt, dass sich das Line-up indes nur bei den Gitarristen unterscheidet und Kai Hansen mit angezogener Handbremse rockt, dann ist diese Assoziation auch nicht so verkehrt. Man hätte es sich denken können, wohin die Reise gehen würde. Für UNISONIC bleibt einstweilen die Möglichkeit der Steigerung und das Verdienst, Michael Kiske zurück auf die Konzertbühnen zu bringen. Das Debütalbum an sich ist nicht mehr als eine nette Scheibe ohne wirklich große Momente.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle