UNITED NATIONS - United Nations
Mehr über United Nations
- Genre:
- Grindcore/Hardcore/Indie Rock
- Label:
- Eyeball/Cargo
- Release:
- 14.11.2008
- The Spinning Heart Of The Yo-Yo Lobby
- Resolution #9
- No Sympathy For A Sinking Ship
- The Shape Of Punk That Never Came
- My Cold War
- Model UN
- Filmed In Front Of A Live Studio Audience
- Revolutions In Graphic Design
- I Keep Living The Same Day
- Subliminal Testing
- Say Goodbye To General Figment Of The USS Imagination
Die UN-Apokalypse!
Über die Spekulationen, welche Musiker bei den UNITED NATIONS lärmen, macht sich die Band am liebsten selbst lustig. Immerhin darf man sich unter der Bettdecke erzählen, dass THURSDAYs Geoff Rickly sowie GLASSJAWs Daryl Palumbo mitmischen. Aber ganz leise und vorsichtig. Die Geheimhaltung der Identität wird meistens von dem Licht der Klugscheißerei und der nichtigen Die-Musik-zählt-Parolen angestrahlt; in diesem Fall soll das Top-secret-Vorgehen vertragliche Gründe haben. Und wenn es darüber hinaus dazu führt, dass in Online-Datenbanken "mögliche Mitglieder" gelistet sind und der reißende Strom der Scheininformiertheit im Internetzeitalter in all seiner Pracht bewundert werden kann, kommt letztlich sogar noch Ironie ins Spiel.
Fotos zeigen vier Typen mit Ronald-Reagan-Masken, die Jungs lassen sich über die Entbehrlichkeit des geschlagenen republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten John McCain aus, und NATION OF ULYSSES werden entgegen des Bandcredos offen als Einfluss genannt. Die Hardcore-Ethik ist nicht zu übersehen – und pusht das infernalische Hektik-Geblaste, das in den Neunzigern vornehmlich in Amiland unter "Screamo" zusammengefasst wurde und sich erheblich von dem unterscheidet, was man später unter gleichem Namen im weltweiten Mainstream platzierte. Grind und Rockigkeit, Fragilität und wahnsinniges Geschrei – nicht das Hörspiel zum Kauf der letzten Röhrenjeans, sondern zum Wutanfall mit verdrehten Augen, gefletschten Zähnen und blutender Nase.
"The shape of punk to come never came and will never come" wird gekreischt. Angepisster klang Realismus selten. Aber auch REFUSED wussten damals schon, dass nichts passieren wird. Kämpfen kann und sollte man allerdings trotzdem; das ist befriedigend. Und 'No Sympathy For A Sinking Ship', 'The Spinning Heart Of The Yo-Yo Lobby', 'Model UN', 'Revolutions In Graphic Design' oder die Noise-Orgie 'I Keep Living The Same Day' sorgen für dermaßen viel Adrenalin im Blut, dass man die Herzfrequenz kaum noch mitzählen kann und als Ein-Mann-Zeitbombe durch die Welt zuckt. Selbst wenn HATEBREED und TERROR die Übellaunigkeit in den bedenklichen Bereich treiben, klingen ihre Songs nicht halb so unbarmherzig. Und die Verkleideten blicken auch noch in Abgründe und offenbaren Vielschichtigkeit, Weitsicht und Cleverness.
"United Nations" ist nicht so revolutionär wie das zitierte Manifest "The Shape Of Punk To Come" oder AT THE DRIVE-INs "Relationship Of Command", aber eine nötige Platte und besser als alles, was THURSDAY und GLASSJAW veröffentlicht haben. Entschlossen und ohrenbetäubend laut werden die Prog-Deathcore-Langweiler zurück in den Laufstall gepustet. Ein aufrichtiges "Fuck you!", Hass mit Köpfchen und tatsächlich mal Nachhaltigkeit statt bedeutungslosem Sekundenkick.
Anspieltipps: The Spinning Heart Of The Yo-Yo Lobby, No Sympathy For A Sinking Ship, Revolutions in Graphic Design
- Redakteur:
- Oliver Schneider