UNRAT - De Los Muertos
Mehr über Unrat
- Genre:
- Rock / Gothic / Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 12.01.2023
- Somebody Else
- Fortune & Fate
- Whisky Trail
- Fish Bowl Diaries - 2 Gallons Universe
- Dog In The Pan
- I Am Not
- See The Doctor
- Tom Cat
- Pig Head
- Parr's Corner - Leaves In Fall
- Parr's Corner - Parr's Corner
- Parr's Corner - Black Hills March
- Parr's Corner - The Calling
- Parr's Corner - 392336N - 773740W
- Parr's Corner - Totem
- Parr's Corner - The Ballad Of Elly K.
- Parr's Corner - Far From Here
- Parr's Corner - Parr's Corner Reprise
Teilweise stark, teilweise langweilig und uninspiriert.
Hinter dem Namen UNRAT verbigt sich der Musiker und Multiinstrumentalist Stefan Frankenberg, der ursprünglich in den späten Achtzigern in diversen Bands aktiv war, sich aber 1995 erst einmal in eine lange Schaffenspause verabschiedete. Erst im Jahr 2015 meldete er sich schließlich mit diesem neuen Projekt und dem Album "Eisenwelt" zurück, dem sieben Jahre später in Form von "De Los Muertos" ein Zweitling zur Seite gestellt wird. Verstärkung bekommt Stefan dabei von Sänger Sasha Di Capri, der aktuell im Musical "Hamilton" in Hamburg auf der Bühne steht und den insgesamt 18 Kompositonen seine durchaus charismatische Stimme leiht.
Musikalisch ist das Material dabei gar nicht so einfach zu kategorisieren, denn von bluesigen Tönen, über klassischen Rock'n'Roll und dezente Goth-Rocker bis hin zu progressiven Nummern wird hier ein ganz schön breites Feld beackert. Das macht den Silberling einerseits durchaus vielseitig, sorgt aber auch dafür, dass sich selten das Gefühl eines in sich schlüssigen Albums einstellt. Dabei geht es mit 'Somebody Else' und 'Fortunate Fate' erst einmal solide los. Irgendwo zwischen Rock und Gothic angesiedelt, wobei vor allem Sashas entfernt an DEPECHE MODEs Dave Gahan erinnernder Gesang die Brücke zu gotischen Tönen schlägt, haben beide Tracks ordentliche Gesangsmelodien zu bieten und die Refrains gehen gut ins Ohr, auch wenn ich mir musikalisch noch etwas mehr Dynamik gewünscht hätte.
Danach kippt das musikalische Bild und damit meine Begeisterung recht zügig, denn spätestens ab 'Whisky Trail' wirkt das gleichbleibende Tempo und die fehlende Dynamik recht ermüdend. Dazu stürzen die Texte hier und im folgenden 'Fish Bowl Diaries - 2 Gallons Universe' ein wenig ins Lächerliche. Ja, hier wird mit Metaphern gespielt, nur sind diese leider reichlich stumpf, was in einer eher peinlichen Sprechgesangseinlage in 'Whisky Trail' gipfelt. Gerettet wird die ganze Nummer erneut von Sasha, der aus dem Material noch richtig tolle Hooklines herausholt und gerade mit seinen Gesangsharmonien beide Songs vor der Katastrophe bewahrt. Schlimmer noch, der Refrain von 'Whisky Trail' wird sogar zu einem kleinen Ohrwurm, den man eigentlich garnicht haben will.
Doch gerade, wenn ich an UNRAT verzweifle und wirklich keine Lust mehr auf die Scheibe habe, kommt plötzlich das neunteilige 'Parr's Corner' um die Ecke, das musikalisch ganz tief in der GENESIS-Kiste wühlt und vor allem die Alben mit Peter Gabriel zitiert. Klar, mit dem Niveau der Prog-Titanen können die Kompositionen nicht mithalten, doch das schleppende Tempo, das mich zuvor gestört hat, passt plötzlich wunderbar zu den getragenen und theatralischen Tracks. In Kombination mit teilweise spannender Instrumentierung kommt bei mir hier sogar phasenweise echte Begeisterung auf und ich frage mich, warum die Scheibe nicht mit diesem Epos eröffnet wurde.
Ohne den zähen Vorlauf und die teilweise sehr kitschigen Tracks im vorderen Teil hätte "De Los Muertos" nämlich durchaus mehr als 5,5 Punkte rausholen können. Doch wir bewerten hier ja Veröffentlichungen in ihrer Gesamtheit und in diesem Punkt hat das UNRAT-Zweitwerk einfach zu viele Längen und schwache Tracks, um sich eine höhere Wertung zu verdienen.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs