URFAUST - Empty Space Meditation
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2016
Mehr über Urfaust
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Van Records / Soulfood
- Release:
- 28.10.2016
- Meditatum I
- Meditatum II
- Meditatum III
- Meditatum IV
- Meditatum V
- Meditatum VI
Ein Album, das in seiner Perseveration und mantrischen Schwelgerei spalten wird.
Für die eingefleischten URFAUST-Fans unter euch liefere ich den Disclaimer gleich vorab, dass ich euch zur Einordnung des neuen Werkes im Kontext des Schaffens der Band leider nur wenig sagen kann, denn - Asche auf mein Haupt - "Empty Space Meditation" ist bedauerlicherweise mein erster wirklich intensiver Kontakt mit der inzwischen schon seit zwölf Jahren aktiven niederländischen Band, die sich ganz in den Dienst des atmosphärischen Black Metals mit starken Ambient- und (Funeral-)Doom-Einflüssen stellt, denen man die Wurzeln der Musiker in Ambient-dominierten Gefilden anmerkt.
Da passt es auch direkt ins Bild, dass die sechs Titel des vierten Studioalbums vor Kreativität nur so sprühen und auf die schicken Namen "Meditatum I" bis "Meditatum VI" hören, und auch auf der musikalischen Seite sind abgefahrene Synth-Sounds allgegenwärtig, ebenso aber auch tatsächlich meditative bis perseverative Mantren und Songstrukturen, die manch einer faszinierend, viele jedoch sterbenslangweilig finden werden. So ist der Opener gar ein langes, mehr oder minder reines Ambient-Interludium, das mit einigen kehligen Klängen im Stile tibetisch-mongolischen Obertongesangs aufwartet.
Das schwarzmetallische Element tritt erst mit dem zweiten Stücke hinzu, dem man einen guten Schuss BURZUM nicht absprechen kann, und zwar sowohl was die mantrisch-flirrenden Gitarren als auch was das heulend-kreischende Organg des Sängers angeht. Im mittleren Drittel kommt jedoch ein simpleres, melodischeres Grundgerüst zum Tragen, das von einer klaren Gesangsstimme flankiert wird, die mich rein gesanglich ein wenig an Simen Hestnæs' Arbeit mit ARCTURUS erinnert, während die dahinschwebende spacige Atmosphäre auch was von HAWKWIND hat, bevor das Stück wieder in einer Burzumiade ersten Ranges mündet und letztlich ambientartig fiepend endet.
Der dritte Streich gibt sich dissonanter und orientiert sich stärker am schleppenden, doomigen Schwarzmetall, wobei auch hier klarer, beschwörender Gesang dominiert, bei dem ich immer wieder an die erste ISENGARD denken muss. Ja, das Stück geht für mich durch den starken Hall und das klangmalerische Zeichnen hoher, kathedralengleicher Hallen als erhabene, schwarze Antwort auf den den Funeral Doom durch, bevor an nächster Stelle wieder dämonisch grummelnde Kehlkopfgurgeleien die Ägide übernehmen, um den nächsten schweren, schwarzdoomigen Brocken einzuleiten. Hier ist alles reduziert, alles minimalistisch, alles perseverativ, aber dabei dann doch nicht so erdrückend und nihilistisch wie bei URFAUSTs Landsleuten von BUNKUR, da die Keyboards doch ein gewisses atmosphärisches, konsonantes Element aufweist, bevor das Stück in der Manier des Outros der zweiten DARKTHRONE-Scheibe endet.
Ja, hier und da wird die Scheibe von kleinen, feinen, unscheinbaren Zitaten des alten Black Metals der frühen Neunziger geziert, die beim groben Drüberhören kaum auffallen, die aber die Anhänger der alten Schule doch immer wieder aufhorchen lassen. So kommt der ISENGARD-Anklang des dritten Stücks bei Nummer 5 noch stärker zum Vorschein, gerade beim Gesang ist er nahezu unüberhörbar und auch die Arrangments sind hier trockener, weniger sphärisch, ja, schlicht archaischer, so dass das Stück für mich zum Highlight der Scheibe avanciert, bevor das Album mit einem nochmal etwas längeren Sphärenklanginferno endet, bei dem sich sogar Sitar-mäßige Klänge und ein gewisses Hippieflair ausbreiten, das in seinem Kontrast zu anderen Stellen der Scheibe beinahe grotesk wirkt.
"Empty Space Meditation" wird die Meinungen spalten, viele anöden, manche verwirren und wenige richtig begeistern. Auch ich selbst weiß nicht so recht, ob ich nun begeistert sein, oder den Kopf schütteln soll, denn es gibt momente, da nervt und langweilt die Scheibe, doch auf der anderen Seite dominieren bei mir tatsächlich aktuell die Momente, in denen ich in den repetitiv-meditativen Klangwelten versinken kann und zudem meine Freude an den kleinen, unscheinbaren und vielleicht sogar unbeabsichtigten BURZUM-, ISENGARD- und DARKTHRONE-Zitaten habe. Daher findet sich nachfolgend eine sehr wohlwollende, aber trotzdem ernst gemeinte Note, die aber wirklich nur dann gilt, wenn man in Stimmung für Perseveration ist; spannend geht nämlich wirklich anders.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle