VLY - I / [Time]
Mehr über VLY
- Genre:
- Progressive / Art Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- The Laser's Edge
- Release:
- 18.09.2015
- Circles
- Time
- Time Elapsed
- Headache
- Out Of The Maze
- Hypnotic
- Time Remembered
- Silver Beaches
- Message In Water
- Dark Days
- Perfect Place
- Time Forgotten
Wer's ruhig mag...
Fünf erfahrene Prog-Rocker haben sich zusammengefunden und mit VLY ein neues Projekt ins Leben gerufen. Ging Ex-CRIPPLED BLACK PHOENIX-Gitarrist Karl Demata dabei aus reinem Kalkül international auf die Suche, um neben seinem früheren Bassisten Chris Heilmann und Ex-ÄNGLAGÅRD-Schlagzeuger Mattias Olsson auch noch die italienische Keyboarderin Elisa Montaldo ins Boot zu holen und so eine Formation von Welt vorweisen zu können? Die Aufnahmen fanden jedenfalls ganz modern per Online-Dateiaustausch statt – ob die Band sich abgesehen von ihren Pressefotos überhaupt schon mal komplett getroffen hat, ist unklar, für das musikalische Ergebnis ihres Debüts "I / [Time]" aber wahrscheinlich gar nicht so entscheidend.
Das Quintett liefert mit seiner ersten Kooperation ein Album ab, das überraschend unaufgeregt, gar verträumt daher kommt. Überraschend, da die Band in ihrem Infoschreiben etwas von massiven, epischen Riffs, Classic Rock und elektronischer Musik erzählt. Luftig-leichte Gitarren flirren hallend durch himmlische Sphären, die Tastenklänge tragen beruhigende Klangteppiche zum Gesamtsound bei, Sänger Keith Gladysz säuselt sich heiter bis nachdenklich durch die zwölf Songs, die zwar mit sechs bis acht Minuten jeweils ausladend gestaltet wurden, dabei aber eher beruhigend vor sich hin plätschern, keineswegs aufwühlen, geschweige denn mitreißen. Angesichts der Namen und Vorgeschichten der VLY-Musiker hätte man durchaus ein Prog-Feuerwerk erwarten können, aber der Schwerpunkt liegt dann doch deutlich bei ruhigen Proto- und Psychedelic-Rock-Klängen Marke PINK FLOYD oder soften GENESIS, denn markigem Prog. Auch CRIPPLED BLACK PHOENIX klingt höchstens in Nuancen an; dagegen fühle ich mich hier und da an den intimen NOSOUND-Post-Rock von Giancarlo Erra erinnert.
All das ist kein Anlass für Negativkritik, wenn auch die Selbstbeschreibung der Band bei vielen andere Erwartungen geweckt haben dürfte. Nein, problematisch ist nur, dass "I / [Time]" lange braucht, um - wenn überhaupt - tiefer schürfende Emotionen zu wecken. Verschüchtert wagt man sich an ganz sachte QUEEN-Zitate, verbunden mit entschärften Keith-Caputo-Reminiszenzen, die Über-Progger von PORUPINE TREE dürfen gelegentlich hinter ihrem Baum hervor lugen, doch VLY dient in dieser Ausrichtung vor allem als beruhigende Hintergrundbegleitmusik. Erst nach mehreren Durchläufen werden kleine Ausschläge im großteils flachen Spannungsdiagramm erkennbar, und obwohl manche Songs mitunter Einschlafpotential haben, gibt es mit 'Message In Water' oder 'Perfect Place' auch einige echte Hits zu entdecken.
Wer seinen Prog zurückhaltend, zart und unaufgeregt mag, könnte bei VLY richtig liegen. Manchmal ist der Alltag auch einfach zu aufregend, und zum Runterkommen ist "I / [Time]" mit Sicherheit der optimale Soundtrack. Transparent und weich im Sound, stimmungsmäßig entspannt, dürfte VLY bei gesetzteren Rock-Fans Anklang finden. Alle, die die ganze Palette an Emotionen suchen, sind hier jedoch fehl am Platz. Wer Musik mit einer Achterbahnfahrt an Gefühlen verbindet, findet auf "I / [Time]" nur einen spiegelglatten See bei windstiller, kalter Nacht – was aber gelegentlich auch seinen Reiz hat, nicht wahr?
Anspieltipps: Circles, Message In Water, Perfect Place
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause