VéVAKI - Fórnspeki
Mehr über Vévaki
- Genre:
- Dark Icelandic Folk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 28.10.2022
- Brynhildarljóð
- Heimdalagaldr
- Hreingálknir
- Jötnablót
- Griðastaðr
- Dísablót
- Gestaþáttr
- Vitrun
- Varðloka
Anhängern des Nordic Folk sei gesagt: Nicht verpassen!
Das Debüt "Edda" aus dem Jahre 2020 wurde noch als Soloprojekt des Multiinstrumentalisten Will Hunter vertrieben, obwohl Sigurboði Grétarsson, der ebenfalls diverse Instrumente beherrscht, schon bei diesem Album hier und da seine Finger mit im Spiel hatte. Mittlerweile ist er neben der Sängerin Hrafnhildur Inga Guðjónsdóttir und Gísli Gunnarsson, der für Arrangements und Sound Design zuständig ist, zum ständigen Mitglied von VÉVAKI avanciert. Die beiden erstgenannten Musiker sind außerdem für die männlichen Vocals verantwortlich.
Für das Projekt kommen verschiedene Saiteninstrumente und Percussions mit vielerlei Herkunft zur Anwendung, unter anderem Tagelharpas, Lyren und eine pontische Lyra. In diesem Zusammenhang weist Sigurboði Grétarsson auf Folgendes hin: "Wir streben nicht nach historischer Genauigkeit. Wir sind nicht mit der Idee verheiratet, dass es ein nordisches Instrument sein muss. Wir sind keine Wikinger. Wir sind weder Schamanen, noch Priester. Wir sind gewöhnliche Leute, die Opfergaben darbringen." VÉVAKI-Gründer Will Hunter ergänzt: "Wir versuchen, uns von diesem ganzen Wikinger-Thema zu lösen. Es sind moderne Lieder für moderne Überzeugungen. Darauf legen wir großen Wert.“ Ferner begleitet er das zweite Album "Fórnspeki" mit der Aussage: „Wir begannen mit der Arbeit am zweiten Album und holten Gísli dazu, durch den sich der Sound ganz schön verändert hat, denke ich. Er ist jetzt viel reifer. Meiner Meinung nach ist Gísli der Leim, der uns zusammenhält. Er kommt aus einem modernen, klassischen Hintergrund. Und Hrafnhildur war eine offensichtliche Wahl, um eine wichtige weibliche Dynamik hinzuzufügen. Ihre Stimme hat eine heilende Qualität, denke ich, und das ist eine große Sache bei dem neuen Album.“ Das Cover-Artwork wurde im Übrigen von der Tattoo-Künstlerin Živa Ivadóttir entworfen.
Lasst mich nach dieser langen Einleitung nun das neue Album sezieren. Mag negativ klingen, doch in diesem Falle freue ich mich auf diesen Akt, da tatsächlich kein einziges Lied enthalten ist, dass mir nicht gefallen hätte. Der Ohrenöffner 'Brynhildarljóð' kitzelt anfangs noch sanft mit Vogelgezwitscher. Die Stimmen verbinden sich auf hervorragende Art mit den Instrumenten, wobei die Sängerin erst ab der zweiten Hälfte mit einstimmt. Dem Ganzen wird durch Gísli Gunnarssons Unterstützung eine gewisse Schwere verliehen. Beim zweiten Track werden die Drums flotter und heftiger bespielt. Maskuliner Sprechgesang wird von leichterem, auch hier wieder bezauberndem Mischgesang aus männlicher und weiblicher Stimme abgelöst.
Die von Will Hunter gespielte pontische Lyra fügt sich beflügelnd ein. 'Hreingálknir' beginnt düsterer und langsamer, was unter anderem dem getragenen Takt geschuldet ist. Die männliche Stimme ist mit geflüsterten Worten unterlegt. Der spätere Chorgesang erweckt ein erhabenes Gefühl. Das als Rahmen angelegte Rabenkrächzen leitet in den nächsten Titel über. In den ersten drei Minuten ertönt fast mönchsartiger Gesang, der aber durch die musikalische Untermalung, die hauptsächlich aus Drums und elektronischen Arrangements besteht, recht angenehm wirkt. Dann ändert sich das Klangbild rapide, wird lauter und mitreißender. Die Drums legen zu und der Gesang wird fordernder. Nach einer Pause, in der auch ein Streichinstrument deutlicher vernehmbar ist, erfolgt im letzten Drittel eine Rückkehr zu klarerem, eher mantraartigem Gesang. Dem gelungenen 'Jötnablót' als längstem Albumtitel folgt mit 'Griðastaðr' der kürzeste Song auf "Fórnspeki". Der Zweieinhalbminüter erweckt den Eindruck von Wind. Zirka ab der Mitte gesellt sich die ätherische Stimme Hrafnhildur Inga Guðjónsdóttirs zum Streichinstrument.
Im sechsten Lied erhält Gísli Gunnarsson den Vortritt. Langsam beteiligt sich eine Lyra, der Takt ist dann noch langsamer. Mit Einsatz des Gesangs wird eine Melodie erkennbar. Nach einer kurzen Atempause breitet sich der volle Klangteppich VÉVAKIs aus. Der schöne Mischgesang kurz vor der Hälfte und am Ende lässt den Zuhörer mitwippen und -schwingen. Das Outro bestreitet die Sängerin dann wiederum allein. 'Gestaþáttr' ist der dritte Track, den ich näher ans Herz legen möchte. Sachte Naturgeräusche und Lyrentöne geleiten zu einem balladesken, emotionalen Mischgesang, der tief bewegt. Nach einer kleinen Weile stoßen Takt und Tagelharpa hinzu. Gísli Gunnarsson Bemühungen verstärken den gefühlsbewegenden Effekt des Songs. Im Intro zu 'Vitrun' trägt Hrafnhildur Inga Guðjónsdóttir leidenschaftlich einen Monolog vor. Die pontische Lyra streut mit ihren fast klagenden Tönen Mystik ein. Zusammen mit den ambienten elektronischen Elementen wird eine vereinnahmende Wirkung erzielt. Das letzte Stück auf dem Album startet noch ziemlich ruhig mit recht monotonen, männlichen Vocals. Vor Vollendung der zweiten Minute wendet die Sängerin die traditionelle nordische Atemtechnik an und männlicher Kehlgesang ist ebenfalls kurz hörbar. Durch beides wird die Aufmerksamkeit des Zuhörers geschärft.
Anschließend fällt es den Instrumenten und dem intensiver werdenden Klargesang leicht, diesen voll in ihren Bann zu ziehen. Mit "Fórnspeki" liegt ein in sich stimmiges, äußerst ambientes, in Bewegung versetzendes Album vor. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich bereits bei den ersten beiden Tracks die Lautstärke immer höher regelte. Das Werk hat mich nach dem Debüt überrascht und hellauf begeistert, da es viel voller klingt. Musikalisch bewegt sich das Projekt zwischen WARDRUNA und NEMUER, so dass es insbesondere für deren Fans interessant sein dürfte. Ohne Frage ist das Album vollends empfehlenswert und das nicht nur zum Antesten, sondern auch zum Kauf. Ich bin jedenfalls schon neugierig, wie sich das Projekt weiterentwickelt, und hoffnungsvoll im Hinblick auf eine Live-Performance.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt