VAI, STEVE - Vai/Gash
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2023
Mehr über Vai, Steve
- Genre:
- Rock / Hard Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Favored Nations
- Release:
- 27.01.2023
- In The Wind
- Busted
- Let's Jam
- Woman Fever
- She Saved My Life Tonight
- Danger Zone
- New Sensation
- Flowers Of Fire
Musikalisch sehr ungewohnt, dennoch mit ein paar echen Hits im Gepäck.
Zwei Alben von Gitarrenlegende STEVE VAI innerhalb eines Jahres? Bevor die Vorfreude aber ins Unermessliche steigt, offenbart der beiliegende Pressetext schnell, dass wir es hier nicht mit einem Silberling voller frischer Kompositionen wie "Inviolate" zu tun haben. Stattdessen sind die Songs auf "Vai/Gash" bereits im Jahr 1991 entstanden und wurden innerhalb von nur zwei Wochen gemeinsam mit Vais Freund und Sänger Johnny "Gash" Sombrotto aufgenommen, mit dem derr Gitarrenvirtuose eine Liebe zu Motorrädern und geradliniger Rockmusik teilte. Die Scheibe sollte dabei das Gefühl einfangen, das Vai auf seiner Harley empfand und Tribut an die großen Rockalben der Siebziger zollen. Ganz so sicher, ob seine Fangemeinde diesen stilistischen Wechsel tolerieren würde, scheint der Maestro aber nicht gewesen zu sein, immerhin landeten die Aufnahmen erst einmal für knapp 30 Jahre im Regal und sehen nun erst das Tageslicht.
Und irgendwie kann man die Entscheidung nach dem Genuss des Silberlings nachvollziehen, denn wenn man auf der Suche nach genialer und abgedrehter Gitarrenmusik ist, wie sie Steve sonst in Perfektion zelebriert, dann wird man auf "Vai/Gash" nicht fündig. Der Opener 'In The Wind' ist etwa ein geradliniger Rocksong, der in dieser Form etwa auch von DEF LEPPARD oder DAVID LEE ROTH stammen könnte, während er gleichzeitig demonstriert, dass Gash durchaus eine packende Gesangsstimme besitzt und auch die eine oder andere Hookline servieren kann. Dass hier aber Steve Vai die Gitarre bedient, hätte ich anhand der auditiven Vorstellung alleine nicht erahnen können. Dem folgenden 'Busted' drückt der Maestro dann mit einem abgedrehten Riff schon deutlich mehr seinen Stempel auf, während sein Kumpel Gash erneut eine coole Hookline serviert. Und spätestens wenn Steve beim abgedrehten Solo sein gesamtes Talent vom Stapel lässt, fühlt man sich auch als langjähriger Fan des Amerikaners endlich vollkommen wohl auf dem bis hierher doch eher ungewohnten Silberling.
Die Höhenflüge von 'Busted' werden in der Folge dann allerdings nicht mehr ganz erreicht, auch wenn etwa 'New Sensation', das flotte 'Danger Zone' und auch der an 'The Jack' von AC/DC erinnernde Groover 'Woman Fever' locker als weitere Höhepunkte der Scheibe durchgehen. Nicht ganz so gut gefallen mir die balladesken Ausflüge in 'Flowers Of Fire' oder 'She Saved My Life Tonight', welche doch offenbaren, dass sich Gash zwar in den flotteren Tempobereichen durchaus wohl fühlt, in emotionaleren Momenten aber gesanglich noch Luft nach oben hat. Ebenso überzeugt mich 'Let's Jam' nicht so richtig, denn passend zum Titel klingt der Song auch eher nach einer lockeren Jam-Session und kommt irgendwie nicht so recht auf den Punkt.
Ob ihr "Vai/Gash" damit am Ende eintüten solltet, müsst ihr wahrscheinlich selbst entscheiden. Mir persönlich hat dieser kleine Retro-Ritt durch die goldenen Tage des Hard Rock durchaus gefallen, dennoch läuft die Scheibe für mich meilenweit hinter dem absolut grandiosen letzten "echten" VAI-Soloausflug "Inviolate" über die Ziellinie. Wenn ihr vom Gitarrengott also dauerhafte Innovationen und abgedrehte Sounds erwartet, solltet ihr definitiv vorher einmal ein Ohr riskieren, denn es besteht die Chance, dass euch der Silberling bei dieser Erwartungshaltung enttäuschen könnte. Mir ist die Platte dennoch 7,5 Punkte mit Tendenz nach oben wert.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs