VALKYRJA - Contamination
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2010
Mehr über Valkyrja
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- MetalBlade
- Release:
- 15.01.2010
- Advent
- Oceans To Dust
- Catharsis (Contaminate The Earth)
- Solstice In Withdrawal
- Laments Of The Destroyed
- Ambience Of The Dead
- The Womb Of Disease
- Welcoming Worms
- A Cursed Seed In The World
- The Adversarial Incentive Within All
"Iih, wo kommt das ganze Zeug her?" oder: Kontaminiert und Spaß dabei.
Eine Kurzrecherche über das Wort Kontamination ergab ein interessantes Ergebnis: Neben der evidenten Bedeutung einer Verunreinigung durch schadhafte Stoffe oder ähnliche Bedeutungserklärungen, findet sich das Wort auch in der Psychatrie wieder. In der Form eines Neologismus bauen Patienten verschiedene Worte oder Silben bedeutungsnaher Begriffe zusammen. Diesen Vorgang gilt als Symptom einer Schizophrenie. Die schwedische Black-Metal-Band VALKYRJA hat ihre neue Platte nun "Contamination" genannt und bewegt sich daher in diesem interessanten Begriffskomplex. Vieles deutet daraufhin, dass es sich um eine kontaminierte Erde handelt, die VALKYRJA mit zehn Songs beschreiben, doch auch der Gedanke an eine neuartige, der Schizophrenie entsprungenen, dunklen Welt birgt seinen Reiz.
Für welche Lesart auch immer man sich entscheidet: Die junge Band hat mit ihrem zweiten Album nicht nur ein tolles, homogenes Werk erschaffen, sondern auch etwaige Kinderkrankheiten und Mängel ihres Debuts ausgeräumt. "The Invocation Of Demise" wurde drei Jahre nach der Gründung der Band 2007 herausgebracht und zeugte von einer frischen Prise Black Metal, ohne die Vergangenheit und explizit die frühen Stadien des durch DISSECTION und Konsorten etablierten Schweden-Blacks zu missachten. Stand die Band zu diesem Zeitpunkt noch an einem Scheideweg, der sie durchaus zu einer durchschnittlichen Standard-Metal-Band hätte führen können, zeigt sich drei Jahre später, dass sie sich zwar nachwievor mit dem Gift benetzen, mit dem MARDUK oder eben DISSECTION die Welt überzogen haben, es in langer Laborarbeit aber derart verändert haben, dass nun ein eigenes, hoch toxisches Werk die Welt... ja was nun? Eben: Kontaminiert.
Das, was dieses Album so großartig macht, ist die homogene Struktur des Ganzen. Obwohl jeder Song für sich eine eigene, schwarze Atmosphäre erschafft, ergeben die zehn Songs in Kombination ein großes Ganzes. Diese Kontinuität schwarzer Epik ist gleichsam der Abgesang an all das Schöne und Nette. Hass und Zerstörung machen sich in schnellen Blasts breit, heftige Gitarrenattacken erlegen jegliche Blümchen-Liebhaber mit einer markerschütternden Gewalt und Präzision. Doch neben diesen Hassbatzen existiert eine weitere, nicht minder wichtige Seite der Band: Der Hang zur Trauer, das Innehalten und Aufsaugen der Zerstörung, die einen umgibt. Dies geschieht durch melancholische, alte, ja urwüchsige Moll-Riffs. In jedem Moment scheint es, als würde die Band mächtiger und mächtiger werden, mit jedem Song wird der Raum etwas kälter, die Dunkelheit undurchdringlicher.
Fazit: Vielleicht stimmt nicht alles auf diesem Album, ist nicht jeder Song ein Highlight. Doch der wahre Höhepunkt stellt sich ein, wenn man knapp einer Stunde aus einem kalten, bösen und verstörenden Alptraum aufwacht und merkt, dass man soeben von einem starken Stück modernen Black Metal kontaminiert wurde. VALKYRJA schaffen es dabei, ihre Wurzeln mit eigenem zu ganieren und das ganz vortrefflich in die Gegenwart zu transportieren. Teils melodischer, teils trauriger, teils hassverzerrter, teils grund-bösartiger Black Metal feinster Güte. Das Jahrzehnt startet phänomenal!
Anspieltipps: Oceans To Dust, Laments Of The Destroyed
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer