VAN DER GRAAF GENERATOR - Trisector
Mehr über Van Der Graaf Generator
- Genre:
- Progressive/Psychedelic Rock
- Label:
- Virgin UK (EMI)
- Release:
- 14.03.2008
- The Hurlyburly
- Interference Patterns
- The Final Reel
- Lifetime
- Drop Dead
- Only In A Whisper
- All That Before
- Over The Hill
- (We Are) Not Here
VAN DER GRAAF GENERATOR ist ein Name, der immer wieder mal fällt, wenn es sich um Psychedelic, Avantgarde, Kraut- und Progrock dreht. Musikalisch war die Gruppe bei mir bis vor Kurzem dennoch ein weißer Fleck auf der geistigen Landkarte, bis ihr jüngstes Album "Trisector" bei mir hereinflatterte. Mit diesem haben Hugh Banton (Orgel, Bass), Guy Evans (Schlagzeug) und Peter Hammill (Gesang, Gitarren, Pianos) ein psychedelisches Potpourri abgeliefert, das für Unbeleckte nicht immer auf Anhieb leicht zu verdauen ist. Positiv gilt es zu vermelden, was sich schneller offenbart: Abwechslung wird bei VAN DER GRAAF GENERATOR groß geschrieben; dies jedoch vor allem zwischen den Stücken, welche intern zumeist mit Variationen einzelner Themen vollgestopft sind. Textlich scheint mir "Trisector" vor allem um die Themen Physik, Metaphysik und menschliche Beziehungen zu kreisen; also ebenfalls ein recht weites Feld abzudecken.
Recht dezent beginnt die Reise mit 'The Hurlyburly', einem rifflastigen, putzmunter dahin wabernden (hier kein Widerspruch) Instrumentalstück mit übereinandergeschichteter Doppelführung aus Orgel und Stromgitarre. Ebenso hypnotisch, doch weitaus wilder derwischt 'Interference Patterns' aus den Boxen und schwitzt mächtig LSD aus. Die stark verzerrte Gitarre webt wirre Lamettafetzen zwischen die dominanten, abgefahrenen Orgelläufe, und Hammills zunehmend intensiver, fast schon hysterischer Gesang bringt die Suppe zum Kochen. Das erinnert fast schon an die japanische Straßenmusik von CICALA MVTA, die ich jedem Fan dieses Stücks hiermit ausdrücklich nahelegen möchte. Bei 'The Final Reel' hält sich Organist Banton etwas zurück und räumt begleitend dem stimmungsvollen Pianospiel Hammills Platz zur Entfaltung ein. Theatralik (Gesang), Jazz (Evans' Rhythmen und Hammills Piano), sowie psychedelic Soul (Bantons Orgelstimmung) verschmelzen zu einem gediegenen, doch unheimlich dichten Trip. Das von Hammill im Alleingang geschriebene 'Lifetime' (die übrigen Stücke sind allesamt kollektiv entstanden) ist ein balladesk-progressiver Song über die Vergänglichkeit des Seins und die Suche nach Verständnis und Beständigkeit, dargeboten mit entsprechend sehnsüchtig-melancholischer Note.
Wirklich gerockt wird erstmals in 'Drop Dead', dafür dann aber tüchtig und in bester, traditioneller Psychrockmanier: DEEP PURPLE, eat your heart out! Ganz langsam und behutsam lässt sich 'Only In A Whisper' an, das mit 6'44'' zweitlängste Stück des Albums. Mit tröpfelnder Stetigkeit pendelt es sich langsam aber sicher ein und synchronisiert sich hypnotisch mit dem Unterbewusstsein; träumerisch, beschwörend und stimmungsvoll. 'All That Before' geht dann wieder richtig ab: Banton orgelt sich duhn, Hammill hat die Verzerrer voll aufgerissen, und richtig krautig klingt das Stück auch; so als hätten VAN DER GRAAF GENERATOR Harz, Blüten und Gras solcher Bands wie BIRTH CONTROL, IRON BUTTERFLY, DEEP PURPLE, THE DOORS und MONSTER MAGNET in einen riesigen Dübel gerollt, aufgeraucht, und mit einem kräftigen Schluck Acid Kool-Aid nachgespült. Der mit Abstand längste und auch epischste Track auf "Trisector" aber ist 'Over The Hill'. Allerdings hat die Band sich da für meinen Geschmack mitunter ein wenig verfahren. Dafür kommt der Rausschmeißer '(We Are) Not Here' allerdings wieder schön orgeldicht und psychedelisch verquirlt daher - Klapperschlangenpercussion inklusive.
Bei einem derart vielfältigen und doch nahtlosen Album verbietet es sich, einzelne Anspieltipps herauszugreifen. Überhaupt wird man wohl schon ein halbes Dutzend Durchläufe brauchen, um sich in "Trisector" hineinzufinden. Aber ein Hinweis auf zwei Websites von Peter Hammill und Hugh Banton sei hier gestattet.
- Redakteur:
- Eike Schmitz