VANISHING POINT - Dead Elysium
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2020
Mehr über Vanishing Point
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 28.08.2020
- Dead Elysium
- Count Your Days
- To The Wolves
- Salvus
- The Fall
- Free
- Recreate The Impossible
- Shadow World
- The Healing
- The Ocean
Endlich Nachschlag!
Sechs Jahre können verdammt lang sein. 2014 entdeckte ich die Austrialier VANISHING POINT mit dem damals aktuellen Album "Distant Is The Sun" für mich. Der wunderschöne und trotzdem bei Bedarf knallharte Melodic Metal wusste mich aus dem Stand zu verzaubern und wurde über die Jahre zu einem echten Wegbegleiter. Die zuvor verpassten Alben kaufte ich mir recht zügig nach, aber das Sonnen-Album hinterließ doch den deutlich stärksten Eindruck. Und dann?
Dann war erstmal Ruhe. Die folgende Headliner-Tour verließ den ozeanisch/asiatischen Raum nicht. Von neuer Musik jahrelang keine Spur. Nun steht sechs lange Jahre später endlich die Veröffentlichung von "Dead Elysium" bevor - und ich fühle mich so wie vor dieser schier endlosen Durststrecke. Klar, in den vergangenen Jahren erschienen einige tolle Alben im melodischen Sektor, aber derart geschmeidig wie die Melbourner schmeichelte sich seltener etwas ins Ohr. Das Dreigespann aus den beiden Gitarristen Chris Porcianko und James Maier und Sänger Silvio Massaro, verstärkt durch die komplett neue Rhythmusfraktion aus Gaston Chin (Bass) und Damien Hall (Schlagzeug) hat sich zehn vollfettsahnige Durstlöscher aus den Ärmeln geschüttelt, bei denen man sich fragt, ob sie nicht 2014 schon aufgenommen wurden. Qualitativ bewegen wir uns jedenfalls auf dem gleichen Level. Dafür sorgt auch Produzent Dean Wells (TERAMAZE), der beide Alben wunderbar in Szene gesetzt hat.
Auch "Dead Elysium" ist so variantenreich, bombastisch, ohrwurmreich und riffgesteuert wie es schon "Distant Is The Sun" war und wie man es nicht oft hört. Allein schon der titelgebende Eröffner begleitete mich tagelang und wird dennoch nicht langweilig. Massaros ausdrucksstarker, gefühlvoller und einfach schöner Gesang sorgt direkt für wohlige Gefühle, das teils aggressive Geballer, verwoben mit den vielen symphonischen Sprenklern und dem rockigen Refrain-Riff sorgt für Spannung, Anspannung gar, die sich durch den fantastischen Chorus auflöst. Ähnlich angetan bin ich vom anderen Ende - 'The Ocean' ist eine leicht vertrackte Hymne mit überbordender Dramatik, bei der offenbar alle beteiligten Musiker bis in die Zipfelmützen motiviert alles Können zu Gehör stellen. Heraus kommt kein schnödes Progressive-Gedudel, sondern ein astreiner Faustschwinger für Fantasiebühnen mit Fantasiezuschauern (gebt die Hoffnung nicht auf, Leute!), der aber eben auch Zuhause unter Kopfhörern enorm spannend ist. Als mein Favorit stellt sich inzwischen das ziemlich mittig platzierte 'Free' heraus. Wahrlich aufregend, für Melodic Metal beinahe aufreibend, progressiv strukturiert, doch immer mit klarem Rotfaden, mit gnadenlos guten Solo-Parts und großen Melodien, mit langer Spielzeit, die für zusätzliche Intensität sorgt und eben mit Silvio Massaro, der eben nicht nur zur Gitarre toll klingt, sondern auch zum Klavier-Zwischenspiel. 'Free' könnte als VANISHING POINT-Blaupause durchgehen.
Jeder einzelne andere Song auf "Dead Elysium" ist aber fast genauso gut, weshalb ich nach mehreren Durchläufen zur Erkenntnis komme, dass die Australier die eigene Vorlage "Distant Is The Sun" tatsächlich getoppt haben. Deutlich metallischer und härter geht es zur Sache, als Ausgleich dazu nehmen die symphonischen Elemente einen etwas größeren Raum im Klangbild ein. Die Produktion ist etwas saftiger und sogar noch wärmer als zuvor. Es sind Nuancen, die aber letztendlich dafür sorgen, das ich begeistert die Höchstpunktzahl zücken muss. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man diese Musik noch besser spielen könnte. VANISHING POINT ist auch 2020 die gegenwärtig beste Melodic-Metal-Band der Welt (© Martin van der Laan).
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Marius Luehring