VANISHING POINT - Tangled In Dream
Mehr über Vanishing Point
- Genre:
- Progressive Metal
- Surreal
- Samsara
- Closer Apart
- Bring On The Rain
- Never Walk Away
- The Real You
- Two Minds One Soul
- I Will Awake
- Dancing With The Devil
- Father (7 Years)
- Tangled In Dream
- Hidden Bonustrack: On The Turning Away
Wer die Aussies Anno 2000 auf dem Wacken Open Air gesehen hat, dürfte in Etwa wissen, was es mit„Tangled In Dream" auf sich hat. Wer ersteres nicht von sich behaupten kann, wird sich, so wie meine Wenigkeit, mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit in den Allerwertesten beissen wollen, nachdem die neue Scheibe von VANISHING POINT in seinem Player rotiert - die Jungs sind einfach unverschämt gut!
Mit der Bezeichnung „Progressive Metal" wird man den Jungs nicht ganz gerecht, zu facettenreich ist die Mucke, zu vielschichtig die Arrangements und zu abwechslungsreich agieren die sechs Musiker, brillieren auf einer Distanz von fast siebzig Minuten immer wieder, unauffällig und überaus professionell:
Der fetzige Opener ‘Surreal’ erinnert zunächst an die AOR-ler TEN, Sänger Silvio Massaro klingt wie ein kleiner Gary Hughes, allerdings geht man deutlich Metal-lastiger zur Sache. Nach dem leicht verträumten ‘Samsara’ kommt das Song-Dreierpack ‘Closer Apart’, ‘Bring On The Rain’ und ‘Never Walk Away’, welches eindrucksvoll unter Beweis stellt, was für ein unglaublich großes Kreativitätspotential diese noch recht junge Band besitzt. Zunächst bleibt man melodisch-treibend, mit fettem mehrstimmigen Chorus, bevor es schon fast gegenteilig verträumt und melancholisch wird, wobei erst richtig auffällt, welch unglaubliche gesangliche Bandbreite Vocalist Silvio besitzt. Das epische ‘Never Walk Away’ ist der absolute Höhepunkt des Albums (auf dem Album ist zu diesem Song noch ein Video enthalten), hier vereint der Sechser alle erdenkbaren stilistischen Mittel, die sie beherrschen und schaffen somit einen Song, der an Ideenvielfalt oder Ausdrucksstärke kaum zu überbieten ist. VANISHING POINT schreiben Abwechslung so groß, dass sich damit sicherlich einige Bände füllen ließen. Das jedoch ohne nervigen Gesang, mit fast schon dezenten Keyboards, interessantem Drumming und mit einer Saitenfraktion, die es vorzieht, lieber geschlossen und somit sehr druckvoll zu agieren als auf individuelle Frickelorgien Wert zu legen.
Um die Beschreibung „Abwechslungsreich" abzurunden, findet man auf „Tangled In Dream" auch deutlich progressivere Songs (‘I Will Awake’, ‘Father’), die aber auch mit schönen, mehrstimmigen Vocals ausgestattet sind und besonders mit durchdachten Arrangements begeistern können, sowie zwei sehr schöne Balladen, wobei die zweite, ‘Dancing With The Devil’ ein wenig zu stark an Dream Theaters’ ‘Space-Dye Vest’ erinnert, als dass es nur Zufall sein könnte. Plagiatismus oder nicht, das australische Sextett liefert ein unheimlich starkes Majorlabel-Debut ab, von dem sich einige Combos, die sich für progressiv halten, mal eine große Scheibe abschneiden sollten.
VANISHING POINT zeigen ihre unbestreitbare muskalische Klasse nicht in ausufernder Griffbrettwichserei oder in ellenlangen Instrumentals, sondern viel mehr im superben Songwriting, oder, sehr unterschwellig, in schon ziemlich vertrackten rhythmischen Arrangements. Somit bringt die Band das Kunststück fertig, gleichzeitig eingängig und anspruchsvoll zu wirken, musikalisch wie textlich, gesanglich wie instrumental. Auch das als Hidden Bonus Track enthaltene Pink Floyd-Cover ‘On The Turning Away’, bei dem es sich eigentlich eher um eine sehr gut gelungene Neuinterpretation handelt als um ein simples Nachgespiele, zeigt nochmals, dass man in Zukunft auch mit qualitativ hochwertiger aus Australien rechnen muss, die mal nicht in altbekannte Nischen abzudrängen ist. Ottonormal-Melodic-Hörer, AOR-ler der Marke TEN, Proggies mit ‘nem Ohr für was nicht zu sehr vertracktes oder einfach Leute, die gerne gute Mucke hören, schreiben sich VANISHING POINT gefälligst auf den Einkaufszettel!
Anspieltipps: Closer Apart, Bring On The Rain, Never Walk Away
- Redakteur:
- Rouven Dorn