VARIOUS ARTISTS - ABSTRACTER / DARK CIRCLES - Split
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Sludge/Doom/Hardcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Sick Man Getting Sick Records / Soulfood
- Release:
- 01.04.2016
- Barathrum
- Where All Pain Converges
- Ashen
- Void
- Isolate
- Epilogue Quietus OP. 28 No. 4
Einer schlimmer als der andere.
Da haben sich ja zwei gefunden. Auf dem Papier mag eine Split-EP, die sich eine Sludge-/Black-Metal-Band und eine Hardcore-Combo teilen, vielleicht seltsam anmuten. Eine erste Hörprobe der namenlosen Split-EP der beiden nordamerikanischen Formationen ABSTRACTER und DARK CIRCLES schafft jedoch schnell Abhilfe: Blanke Verwüstung, pechschwarzes Chaos regieren hier über sechs Tracks, egal ob die einzelnen Songs nun zwei oder zehn Minuten dauern, ob unbarmherzig, langsam-genüsslich oder wie von Sinnen rasend die letzten Reste Menschlichkeit aus dem getilgt werden, was hier nur noch unter einem sehr weit gefassten Begriff als "Musik" bezeichnet werden kann.
Den Brüdern im dissonanten Geiste gemein ist ihr wüster, erdig-dreckiger Sound, die Neigung zu extrem tief pflügenden Riffs sowie die schwarzmetallisch kehlig-grunzige Arbeit der beiden Herrschaften am jeweiligen Mikrofon. Damit ist der ABSTRACTER/DARK CIRCLES-Split ein homogenes Soundgewand, wie auch trotz der gegensätzlichen Geschwindigkeitsbereiche eine kongruente Vorgehensweise eigen. Ein weiterer Grund für den sehr geschlossen wirkenden musikalischen Rahmen liefert die Vorliebe beider Bands für Crustiges: ABSTRACTER eben in den ausfransenden Grenzbereichen von Sludge und Doom, DARK CIRCLES in direkter Nähe zum Hardcore. So verblüffend einleuchtend kann die Zusammenarbeit zweier grundsätzlich gegensätzlich ausgerichteter Formationen ausfallen.
ABSTRACTER aus Oakland macht den Anfang, mit zwei mörderischen Slow-Motion-Albträumen, die der Hörerschaft strukturlos, ziellos, erbarmungslos die Eingeweide umpflügen. Die Amis hegen eine starke Affinität zu norwegischem Black Metal, weswegen ABSTRACTER auch nur bedingt in eine einzelne Schublade wie Sludge oder Doom passt. Es folgend vier deutlich kürzere Irrsinnsattacken von DARK CIRCLES aus Montreal, und, ja, das mag zwar auch unter Hard- oder Crustcore laufen, im Endeffekt klingen die Kanadier aber ganz einfach so wie eine vielfach beschleunigte Variante von ABSTRACTER.
Während auf vielen Split-Veröffentlichungen die Kontrasten der beteiligten Bands betont werden, passen ABSTRACTER und DARK CIRCLES tatsächlich zusammen wie zweieiige Zwillinge. Mit DARK CIRCLES habe ich zwar aufgrund persönlicher Vorliebe zu corigen Klängen einen klaren Favoriten in diesem düsteren Duo, will ABSTRACTER jedoch keineswegs die Daseinsberechtigung auf diesem fiesen kleinen Scheibchen absprechen. Einzig für besagte misanthropische, großteils trostlose und verzweifelte Stimmung auf der ABSTRACTER/DARK CIRCLES-Split muss man wirklich gewappnet sein. Das Massengrab auf dem Coverartwork dieser EP spricht für sich. Schmerzhafter, disharmonischer, dystopischer geht Musik kaum.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause