VARIOUS ARTISTS - ATLANTEAN KODEX / VESTAL CLARET Split-12"-EP
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- Metal Coven Records
- Release:
- 12.03.2007
- ATLANTEAN KODEX - The Hidden Folk
- VESTAL CLARET - Blood Oath
- VESTAL CLARET - The Templars Idol
Nimmt eine Band sich, ihre Musik und ihre (zukünftigen) Fans ernst, dann bietet sie schon von Anfang an Qualität und sorgt dafür, dass die Fans der ersten Stunde nach einiger Zeit ein seltenes Kleinod in ihrer Sammlung stehen haben werden, das einen ganz besonderen Wert hat. Die Oberpfälzer von ATLANTEAN KODEX gehören zur dieser Kategorie, haben sie doch mit ihren amerikanischen Waffenbrüdern von VESTAL CLARET und in Zusammenarbeit mit dem Kultlabel Metal Coven Records eine sehr schöne Split-EP heraus gebracht, die auf 525 Stück limitiert ist und in toll aussehendem weiß-schwarzem Splattervinyl ausgeliefert wird. Dazu gibt's zwei Inlays und zwei Aufkleber. Wenn das für passionierte Sammler nichts ist, dann weiß ich auch nicht.
Doch kommen wir zu dem, was noch wichtiger ist als die Aufmachung, nämlich zur Musik: Den Anfang macht hier der Vertreter aus dem Freistaat. Das Duo aus Gitarrist Manuel Trummer und Basser Florian Kreuzer hat sich für diese EP Drummer Jan Raddatz und eben VESTAL-CLARET-Sänger Phil Swanson ins Boot geholt, wobei letzterer mit seiner sehr eigenständigen Stimme die Sache noch interessanter macht. Die Seite von ATLANTEAN KODEX wird komplett vom epischen Zehnminüter 'The Hidden Folk' eingenommen, der mit Windbrausen und einer ganz kurzen folkigen Flötenmelodie beginnt, um dann sofort von wuchtigen Doomriffs gekapert zu werden. Donner, Glockenschlag, eine kurze, sehr gelungene Erzählerpassage, und los geht es mit einem massiven, dramatisch in Szene gesetzten Stück, das getragen und würdevoll voran schreitet. Wuchtige Akkorde bilden eine tolle Synthese mit ausladenden emotionalen Leads und vor allem im Refrain sehr leidenschaftlichem Gesang. Erneut von Windbrausen begleitet findet sich in der Mitte ein schönes akustisches Zwischenspiel, gefolgt von einer neuerlichen Doompassage und einem ausladenden Instrumentalpart, der den Leadgitarren weiten Raum lässt zu glänzen. Wenn ihr unbedingt Vergleichsgrößen braucht, dann könnt ich sagen, dass mich das Schaffen von ATLANTEAN KODEX bei aller offensichtlich gegebener Eigenständigkeit ein Stück weit an eine Mischung aus alten MANOWAR (bei den Leadgitarren) und WHILE HEAVEN WEPT (bei den doomigen Elementen und einigen Gesangslinien) erinnert, am stärksten aber an den leider, leider viel zu früh verblichenen Quorthon, was die Jungs mit der ziemlich offensichtlichen BATHORY-Huldigung in Form des akustischen Outros auch ganz unumwunden zugeben. Treibt einem alten BATHORY-Hordisten wie mir natürlich postwendend eine kleine Träne ins Knopfloch.
Weiter im Text geht es mit VESTAL CLARET, die einen Stil fahren, der sich ziemlich stark von ATLANTEAN KODEX unterscheidet, aber doch eine ähnliche Zielgruppe ansprechen dürfte. Sänger Phil Swanson kennen wir ja jetzt bereits von der A-Seite, doch mit seiner Stammband und zusammen mit seinem Saitenmann Simon Tuozzoli sowie Sessiontrommler Jim Quinn zeigt er, dass er eine sehr vielseitige, wenn auch immer besonders individuelle Stimme hat, die man kaum mit jemand anderem vergleichen kann. Das ist es ja, was alle großen Sänger auszeichnet, oder? Los geht es in jedem Fall mit dem eher flotten 'Blood Oath', dessen etwas wirre Melodieführung mir am Anfang die großartigen BROCAS HELM im Hinterstübchen aufblitzen lässt. Dann wird's etwas doomiger, wir tangieren die Gefilde von BLACK SABBATH und PENTAGRAM, bevor die herrlich schrägen Leadgitarren wieder unterstreichen, dass auch die Jungs aus Connecticut eine sehr eigenwillige Truppe sind, die sich trotz gelegentlich aufkommender Assoziationen als echtes Original fühlen darf. Das zweite Stück 'The Templars Idol' ist insgesamt etwas zäher und doomiger, doch auch hier zögert Herr Tuozzoli nicht, einige Male ein heftiges Gitarrenfeuerwerk abzuziehen, während die bedeutungsvolle, eher tiefe Intonation des Sängers auch ein kleines bisschen was von THUNDER RIDER hat. Die beiden Songs sind schon auf ihrer Demo-CD erschienen, doch diese war auf zwanzig Exemplare limitiert, so dass sich wohl kaum jemand finden dürfte, der sie schon in der Sammlung stehen hat.
Zusammenfassend haben wir es mit einer phantastisch aufgemachten Vinyl-Edition zu tun, die uns zwei sehr eigenständige und eigenwillige Bands präsentiert. Diese haben hörbar und sichtbar viel Herzblut in die Sache investiert und servieren uns gemeinsam drei herrliche Underground-Epen, zu denen zwar - wie leider üblich - nur eine erlesene Schar von Freaks Zugang bekommen wird; doch unter diesen dürfte die Scheibe schon recht bald zu einer gesuchten Kultplatte werden. Hört also möglichst bald mal rein und sichert euch euer Exemplar. Es lohnt sich.
MySpace ATLANTEAN KODEX: http://www.myspace.com/atlanteankodex
MySpace VESTAL CLARET: http://www.myspace.com/vestalclaret
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle