VARIOUS ARTISTS - BLUT AUS NORD / ÆVANGELIST - Codex Obscura Nomina
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- Genre:
- Post-Black-Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Debemur Morti Productions
- Release:
- 17.06.2016
- BLUT AUS NORD - Evanescent Hallucinations
- BLUT AUS NORD - Resonnance(s)
- BLUT AUS NORD - The Parallel Echoes
- BLUT AUD NORD - Infra-Voices Ensemble
- ÆVANGELIST - Threshold Of The Miraculous
Die hohe Kunst der Selbstzerstörung
Wenn zwei solch ambitionierte Acts wie BLUT AUS NORD und ÆVANGELIST aufeinandertreffen, um sich in Sachen zeitgemäßem Post-Black-Metal künstlerisch zu übertrumpfen und somit wahrlich einen Konkurrenzkampf der ganz besonderen Art heraufbeschwören, steigt die Spannung ins Unermessliche. Dass die fünf Stücke, die beide Bands zu "Codex Obscura Nomina" beisteuern, allerdings einen solchen Moloch öffnen, in dem alle Konventionen mit brutaler Gewalt verschlungen werden, hätte man aber selbst als Kenner der Materie nicht erwarten dürfen. Ergo: Hier wartet etwas ganz Besonderes.
Den Auftakt gestaltet BLUT AUS NORD jedoch noch recht strukturiert. Avantgardistische Züge übermannen die post-modernen Instrumentals, die von technoiden Klanglandschaften charakterisiert sind, das beklemmende Etwas, das die Franzosen auf ihrem letzten Longplayer installiert haben, aber sofort wieder aufgreifen. Alle vier Tracks sind nervenaufreibend und zutiefst depressiv, führen den Weg der Band aber konsequent fort, ohne sich dabei vom Output ihrer amerikanischen Kollegen irritieren zu lassen.
Diese wiederum setzen alle Regeln außer Kraft und bieten in ihrem 22-minütigen Longtrack 'Threshold Of The Miraculous' ein allzu verstörendes Szenario. Brutal und brachial schöpfen sie ihre ganze Kraft aus den aufreibenden Dissonanzen, zerstören alle Strukturen schon im Ansatz, haben aber dennoch einen roten Faden, der auch von den zahlreichen Breaks innerhalb des Tracks nicht gekippt wird. 'Threshold Of The Miraculous' erfordert dennoch eine Menge Ausdauer, weil die Fülle an Details kaum aufgesogen werden kann. ÆVANGELIST lenkt die Nummer hin und her, präsentiert sich destruktiver denn je, entdeckt den kleinsten gemeinsamen Nenner aber immerzu von Neuem. Und der lautet Black Metal in seiner progressivsten, aber auch eigensinnigsten Form.
"Codex Obscura Nomina" bedeutet letzten Endes also erwartungsgemäß harte Arbeit beim Hörer, der eine Weile benötigen wird, um sich in die ziemlich kranken Ideen von ÆVANGELIST und die frostigen, depressiven Collagen von BLUT AUS NOD hineinzudenken. Aber beide Bands enttäuschen nicht und präsentieren einen der gewagtesten, aber auch spannendesten Splits der letzten Jahre. Und wir alle wissen, wie viele es davon bereits gegeben hat...
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes