VARIOUS ARTISTS - Celebrant 2002
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Medieval / Folk
- Label:
- Lichtbringer
- SCHANDMAUL - Eine Waldmär
- FAUN - Rani
- THE SOIL BLEEDS BLACK - The Wife Of Bathe
- CORNIX MALEDICTUM - Devildance
- WOLFENMOND - Quant Je Suis Mis Au Retour
- CONRAD DER SAITENREICHE - Orbital View 4 Benja
- OHRENPEYN - Schattenwelt
- DUDELZWERGE - Totentanz
- STILLE VOLK - Adoumestica Una Terro
- SONNWIN - Völuspa
Das Wave-Gotik-Treffen ist dafür bekannt, neben dem Hauptprogramm von weit über 150 Bands allerlei, teils ‚versteckte’ Mini-Festivals zu verschiedenen Themen unterzubringen. Und so zieht es die Mittelaltergemeinde zu den Veranstaltungen „Wonnemond“ und „Heidnisches Dorf“, die leider unter den seit Jahren unglücklichen Witterungsbedingungen (glühend heiß, bitter kalt und/oder von Regen durchflutet) zu leiden hatten. Der Lichtbringer-Verlag bringt passend dazu und parallel zum offiziellen WGT-Sampler seit 2001 den „Celebrant“ heraus, eine Kompilation von Mittelaltercombos, die man auf den erwähnten Festivitäten genießen konnte.
Mir liegt der „Celebrant 2002“ vor, der im edlen Digipack daher kommt, versehen mit einem Heftchen, das zu den Bands Fotos, kurze Infotexte und Kontaktadressen sowie Webadressen bietet. Die Musik, die hier zusammengestellt wurde, ist wahrlich ein Genuss für die Sinne und jeden Freund mittelalterlicher oder folkloristischer Weisen, wobei von reiner Spielmannsmusik über Neo-Folk bis hin zu Mittelalterrock alles an Möglichkeiten versammelt wurde.
Die bekanntesten Vertreter dürften die Senkrechtstarter SCHANDMAUL sein, die mit „Eine Waldmär“ eines ihrer besten Stücke als Opener beigesteuert haben. Dazu muss ich wohl nichts weiter erwähnen. FAUN erschaffen mit „Rani“ eine gewaltige, intensive Klangwelt mit verschiedenen Einflüssen und einer düster-orientalischen Grundstimmung, die dennoch in die Beine geht und mitzureißen weiß. Bei den – ungewöhnlicherweise – Nordamerikanern THE SOIL BLEEDS BLACK ist es eigentlich so ziemlich egal, welches Stück man sich aus dem Repertoire herausgreift, jedes einzelne ist ein Hochgenuss. So auch „The Wife Of Bathe“ aus dem neuen Album „Mirror Of The Middle Ages“. Echte Könner vor dem Herrn, die auf zehn Jahre Erfahrung zurückblicken können. Die Brandenburger CORNIX MALEDICUM präsentieren sich gern rebellisch und düster. Hier bieten sie eine wilde, von Trommeln und Dudelsäcken dominierte Fassung von „Follow Me Up To Carlow“, die sie „Devildance“ nennen. Da bleibt kein Tanzbein unbewegt. Die noch junge Truppe WOLFENMOND zeigt sich auf ihrem aktuellen Album wesentlich ruhiger, bedächtiger und melancholischer als bei ihren frischen und sympathischen Live-Auftritten, dafür versinkt der Zuhörer in den traurigen Harmonien des Überlängensongs „Quant Je Suis Mis Au Retour“, das für den Sampler beigesteuert wurde. Ebenso ruhig ist das atmosphärisch untermalte Harfenstück „Orbital View 4 Benja“ von CONRAD DER SAITENREICHE, der bei allerlei Projekten mitwerkelt. Die Spielleute von OHRENPEYN bieten ganz entgegen ihrer Namensgebung das wohlklingende Düsterwerk „Schattenwelt“ feil, bevor die DUDELZWERGE mit einer erhabenen Interpretation – von Dudelsäcken und Trommel getragen – eines bekannten „Totentanz“es zeigen, dass es auf die Größe manchmal wirklich nicht ankommt. Der zweite „Star“ auf diesem Sampler sind die Franzosen „Stille Volk“, die zu den Ikonen des Neo-Folk zu rechnen sind und uns ein Stück ihres aktuellen Albums kredenzen, das schwer zu beeindrucken weiß. Das Ende des „Celebrant 2002“ beschließt ein anspruchsvoller Auszug aus der künstlerisch ebenfalls im Neo-Folk anzusiedelnden Edda-Vertonung von SONNWIN.
Freunde von Mittelaltermusik und traditionellem Folk sollten sich diese Sammlung zulegen, und für WGT-Besucher kommt sowieso der Erinnerungswert hinzu. Der Hauptthematik des Festivals entsprechend liegt der Schwerpunkt allerdings auf dunklen Klängen, die besonders Gothics erquicken dürften.
- Redakteur:
- Andreas Jur