VARIOUS ARTISTS - DEAD CAN DANCE Tribute - The Lotus Eaters
Mehr über Various Artists
- Genre:
- World Music / Rock / Metal
- Label:
- Black Lotus
- Release:
- 11.05.2004
- ARCANA - In The Wake Of Adversity
- PERSEPHONE - Spirit
- DANNY LILKER (NUCLEAR ASSAULT) with LISA SEHREIB - Cantara
- ATARAXIA - Bylar
- FAITH AND THE MUSE - Mesmerism
- TRAIL OF TEARS - The Arcane
- HORTUS ANIMAE with LIV KRISTINE ESPENAES - Windfall intr. Summoning...
- AMBER ASYLUM - Cardinal Sin
- GRIDO - Oman
- DANIEL CAVANAGH (ANATHEMA) - How Fortunate The Man With None
- IMPERIA with HELENA IREN MICHAELSEN - The Lotus Eaters
- EPHEMERAL SUN - Avatar
- SARAH JEZEBEL DEVA - The Wind That Shakes The Barley
- BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL - Fortune Present Gifts Not According To...
- JARBOE - American Dreaming
- ANTIMATTER - Black Sun
- THE GATHERING - In Power We Entrust The Love Advocated
- NIGHTFALL - The Obiguitous Mr. Iovegrove
- DARKWELL - Anywhere Out Of The World
- ULVER - In The Kingdom Of The Blind The One-Eyed Is King
- AKRABU - Desert Song
- NOEKK - How Fortunate Is The Man With None
- IMPERIAL BLACK - Enigma Of The Absolute
- SECRETS OF THE MOON & NOSTALGIA - The Protagonist
- MONUMENTUM - Windfall
- SUBTERRANEAN MASQUERADE - Summoning Of The Muse (Deconstructed)
DEAD CAN DANCE haben eigentlich Weltmusik gemacht, wenn man ihre Musik denn überhaupt einordnen will.
Wohl weil sie sich in vielen Stücken neben sanften Trance-Rhythmen auch der Melancholie verschrieben haben, sind sie dann irgendwann ins Gothic-Fach gerutscht.
Völliger Schwachsinn zwar, aber die Gothics haben sich anscheinend ebenso in die Musik verliebt, wie dies wohl jedem anderen auch geschehen kann; und dann ist es eine Ehrung für jedes Genre, wenn es mit DEAD CAN DANCE in Verbindung gebracht wird.
Aber genug der Vorrede. Hier geht es um ein Tribut-Album zu einem Zwei-Personen-Projekt, welches nicht mehr ist. Und da hat das griechische Label Black Lotus Records alles richtig gemacht; sowohl, was die Auswahl der Musiker und Songs angeht, als auch die Abfolge der Stücke.
Die erste CD ist dabei tendenziell eher meditativ gehalten, die zweite bewegter. Wo ein Doppelalbum oft Zeichen für den Primat des Profits, für mangelnde Sorgfalt bei der Qualitätskontrolle oder für Größenwahn ist, könnte man durchaus skeptisch sein, ob sechsundzwanzig Coverversionen wirklich nötig gewesen sein sollten. Sie sind es, denn aus jeder einzelnen spricht Verehrung für den Künstler und behutsam eingesetzte, eigene Kreativität.
Den Rezensenten stellt eine solche Zusammenstellung vor die schier unmögliche Aufgabe, das Werk entsprechend zu würdigen. Ich möchte hier gar nicht ausführlich, geschweige denn erschöpfend, auf die einzelnen Songs eingehen; das würde den Platz sprengen. Doch sind sie alle gelungen und verdienen daher auch Erwähnung.
Das Besondere an den beiden Scheiben ist neben den zahlreichen Einzelinterpretationen aber auch, dass es dem Label gelungen ist, Musiker ganz unterschiedlicher Herkunft für dieses Projekt zu gewinnen - und dass die Stücke in ihrer Abfolge dennoch so gut miteinander harmonieren. Ich denke, wer mit Musik nur entfernt etwas am Hut hat, wird hier nicht nur eine, sondern gleich mehrere Perlen für sich entdecken, und so über kurz oder lang auch Interesse an DEAD CAN DANCE gewinnen - selbst dann, wenn man vorher von der Band wirklich noch nie etwas gehört haben sollte. Und was kann ein Tributalbum mehr leisten?
ARCANA geleiten uns mit getragenem Gesang in das Album. Ihr 'In The Wake Of Adversity' klingt nach Wüstentraum, Karawanenzug, Meditation.
PERSEPHONE weben aus einer Hand voll milder Streichern, dezentem Doublebass, Sitar und Percussion 'Spirit', einen raumfüllenden, ätherischen Klangteppich, zu dem die etwas naive Stimme Sonja Kraushofers wirklich gut passt.
Schwebend und geisterhaft ist auch die Umsetzung von 'Cantara' durch DANNY LILKER und LISA SCHREIB; lediglich aus flüchtigem Gesang, betörenden Gitarrentupfern und etwas Synthieprogrammierung bestehend.
Improvisiert wirkender Gesang gehörte zu DEAD CAN DANCE wie Klee in eine wild wachsende Wiese. Auch in 'Bylar' und 'Mesmerism' zeigt sich dieses Faible. Letzteres Stück wirkt dabei in der Version von FAITH AND THE MUSE jedoch sehr einsam und schleppend. Monotone Percussion wiegt den Hörer in Trance, die von wummernden und wimmernden Instrumentenfäden durchzogen wird.
TRAIL OF TEARS präsentieren das träumerische 'The Arcane' als romantisch inspirierte Ballade mit ganz subtil eingebrachten Blackmetal-Einflüssen.
Mittelalterliche anmutende Musik und härterer Rock vereinen sich in HORTUS ANIMAEs Überarbeitung 'Windfall Introducing Summoning Of The Muse' zu einer düsterromantischen Fuge von breit ausgedehnter alptraumhafter Atmosphäre; mal panisch, dann wieder nur bedrückend; die Spannung zwischen kaltem Schlagzeug und harmonischem Gesang ergibt sich wie ohne äußeres Zutun von ganz allein, so wie strudelnde Gedanken in einer schlaflosen Nacht.
Hell gleitender Gesang schwebt dann in 'Cardinal Sin' wieder klar über rhythmisch voranschreitendes Cello, verträumtes Klavierspiel und betörendes Gitarrenflirren. AMBER ASYLUM haben schon auf "Songs To A Godess, A Tribute To Tori Amos" mitgewirkt, was so einiges über ihren Musikgeschmack aussagen dürfte und sich jedenfalls hier auch gut ins Bild einfügt.
Besonders angetan hat es mir seit jeher 'Oman', welches von GRIDO noch getragener interpretiert wird als auf dem durchweg wunderbaren DEAD CAN DANCE-Album "Towards The Within": Ein lang gedehnter Oasentraum aus wundersamem Gesang, Mandoline, Violine, Akkordeon, Kontrabass, Gitarren und noch mehr wunderschönem Gesang. Nie überladen, sondern duftend vor instrumentaler Anmut. Von GRIDO werde ich mir wohl mal ein Album kaufen.
Daniel Cavanagh von ANATHEMA zeigt, dass 'How Fortunate The Man With None' auch alleine von Gitarre und Gesang getragen zu bezaubern weiß.
Dem gegenüber haben IMPERIA tief in die Bombastkiste gegriffen. Ihre Version von 'The Lotus Eaters' ist schlichtweg genial: Tiefschürfende, gewaltige E-Gitarrenströme, klassisch wirkender majestätischer Gesang, dichtes Schlagzeug und Percussion-Werk, orientalische Synths und ein grandioser Fluss, der die Härte dieser Interpretation vergessen macht. Hypnotisch, aufwühlend, anmutig und gewaltig schlagen sie mich in ihren Bann. Selten habe ich modernes Gothic-Metal-Ambiente so ausgewogen und ergreifend vorgefunden wie hier. Ein fesselndes Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Und mit was für einem Finale!
EPHEMERAL SUN setzen dagegen bei 'Avatar' auf basslastige Rhythmik, nicht ohne jedoch schwermütige Gothic-Stimmung aufzubauen, deren Rauheit die traurige Stimme von Laurie Ann Haus unter sich zu beerdigen droht. Wunderschön verstörend ist diese Umsetzung.
Das von gälischer Folklore beeinflusste 'The Wind That Shakes The Barley' interpretiert SARAH JEZEBEL DEVA, die unter anderem bereits für CRADLE OF FILTH, COVENANT und THERION gesungen hat.
In ähnlicher Stimmung setzt die zweite CD mit Flötenspiel ein. BLACK TAPE FOR A BLUE GIRL präsentieren 'Fortune Present Gifts Not According To The Book' gesangszentriert: Athan Maroulis' Stimme schwebt über verträumt-verspieltem Gitarrensäuseln und zarter Untermalung von Violine und Elektronik.
JARBOE singt mit sich selbst im Duett; mal dunkel und spröde flüsternd, dann wieder rein und klar schwebend - Ein sehr gelungenes weibliches Gegenstück zum männlichen Gesang des Originals. Die Gitarren stehen hier etwas offener und stärker im Raum, was die gebrochene Romantik nur unterstreicht. Wunderbar! Ein unbedingter Anspieltipp für Fans von Tori Amos und PJ Harvey.
Elektronik und Gesang wirken in ANTIMATTERs 'Black Sun'-Version zusammen und erinnern mich in ihrer tief schürfenden poetischen Schwermut an die leider völlig in Vergessenheit geratenen JAW.
THE GATHERING transponieren die folkige Schönheit von 'In Power We Entrust The Love Advocated' in eine zeitlose Rockballade. Damit sollten auch noch die letzten "Kuschelrock"-Käufer zu besserer Musik zu bekehren sein.
NIGHTFALL bringen einen gehörigen Schuss klassischen Heavy Metal mit ein und machen so einen fiesen Rocker aus 'The Obiguitous Mr. Iovegrove'.
Dreschende Drums, kühle Keyboards, sägende Gitarren und Stephanie Luzies leidenschaftlichen Gesang präsentieren uns DARKWELL in einer rauschenden Gothic-Metal-Version 'Anywhere Out Of The World'.
ULVER lassen tragenden, fast schon sakralen Chor-Gesang sich aus einer schwülstigen E-Gitarren-und-Orchester-Umgebung erheben; ihre Version von 'In The Kingdom Of The Blind The One-eyed Are Kings' kommt daher den Synthiepoppern von ULTRAVOX recht nahe.
Wenn AKRABU zum 'Desert Song' in die Strings greifen und Scorpio seinen Gesang erhebt, befindet sich der Hörer sogleich wieder in der Karawane, diesmal unter sternenbefunkeltem Nachthimmel. Dezente Flötenklänge tauchen die Strings in ein mildes orientalisches Licht, die Percussion trottet vor sich hin und der tiefe Gesang hypnotisiert und verzaubert.
Das Duo NOEKK interpretiert 'How Fortunate Is The Man With None' als traurige Popballade im Stile eines NICK CAVE.
Doch wie bleiern, drückend, schleppend und malmend klingen dagegen IMPERIAL BLACK mit dem völlig vereinnahmten 'Enigma Of The Absoulte', einem wahren Gothic-Stück von tiefer Schwärze und schwermetallenem Gewicht. Sie legen Finsternis und tonnenschwere Riffs auf ihre Version, als wollten sie das Stück darunter begraben; sägende Gitarren, träge hallender Gesang und stechende Synths graben sich einen breiten, tiefen Tunnel durch die getragene Melodie.
Auch SECRETS OF THE MOON & NOSTALGIA haben sich ganz den düsteren Klängen verschrieben: 'The Protagonist' schleppt sich träge, matt, lethargisch dahin.
'Windfall' in der Version von MONUMENTUM tröpfelt kühl und unheimlich dahin, könnte gar aus einem Horrorfilm-Soundtrack stammen.
Geradlinig progressiv rocken SUBTERRANEAN MASQUERADE zum Abschluss noch ihre Dekonstruktion von 'Summoning Of The Muse', die zwar melancholisch, doch irgendwie auch sonnendurchflutet daherkommt.
Man sieht: Vielfalt allerorten, doch die Rhythmik und Atmosphäre und Magie des Originals bleibt weitgehend erhalten. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
Anspieltipps:
CD 1: Spirit, Oman, The Lotus Eaters, Avatar, The Wind That Shakes The Barley
CD 2: American Dreaming, Black Sun, The Obiguitous Mr. Iovegrove, Desert Song, Enigma Of The Absolute
- Redakteur:
- Eike Schmitz