VARIOUS ARTISTS - Escape From The Ghetto
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Hardcore
- Label:
- KICK Promotion Agency
- KARDIA - Nero
- VALERY LARBAUD - Dublino
- NAHUI - Human Being
- VOID GENERATOR - Blue Sky
- MADLENA - senza titolo
- RAFFAELLO SIMEONI - Controentu
- NONZETA - Mi Passa Per La Testa
- SKYRIDERS - Go-Ahead
- EMBRACE - Embrace
- OTX-2 - Spacca
- CIAFF - The Age Of No Justice
- CRAWLER - Mislay 1
- BE AT PAINS - Slave To Yourself
- KISMET - 2 Months Through 'The Hell'
- DEFORGE - Immortality
- EVISCERATE - Playing With Life
- KILLING CREED - The End Of The Abyss
- SUDDEN DEATH - The Charge Of The Light Brigade
- UNDERTAKERS - It's Time To Die
Überraschend und unvermittelt traf dieser Tage der Sampler "Escape From The Ghetto" mit diversen italienischen Underground-Bands ein, leider mit spärlichem Hintergrundmaterial zu den einzelnen Bands. Wo vorhanden, sind die jeweiligen Homepages genannt.
Los geht es mit KARDIO und dem Song 'Nero', der Text entzieht sich meinen Sprachkenntnissen, aber entgegen aller Erwartungen dröhnt hier kein stumpfes Ghetto-Hardcore-Gepolter aus den Boxen, sondern ein eher verhaltener und melodischer Pop-Rock-Song mit leichtem Folkeinschlag und einer netten Melodie, leider aber auch ein paar überflüssigen Keyboardspielereien (http://www.kardia-musik.com ).
Es folgt mit 'Dublino' von VALERY LARBAUD ein eher düsteres Stück in New-Age-Soundgewand mit etwas härter riffenden Gitarren. Der Gesang wechselt zwischen melodischen Refrains und wütender intonierten Passagen, bei denen die Intonation vermuten lässt, dass sich der Sänger über irgendetwas beschwert. Aber auch dieser Song ist in italienisch und somit wohl für die meisten nicht zu verstehen (http://www.valerylarbaud.it ).
Den kann man dann bei 'Human Being' von NAHUI zwar verstehen, wirklich zwingend sind aber weder Text noch die U2-ähnlichen Gitarren noch der leiernde Gesang. Dem Mann scheint es sehr schlecht zu gehen, der Song ist leider ein Totalausfall.
VOID GENERATOR legen mit 'Blue Sky' auch nicht gerade einen Hammer nach, das klingt nach uninspiriertem New-Wave-Garagenrock der Achtziger mit verstimmten Gitarren und schlimmem Outfit. Noch verzichtbarer.
Mit einem unbetitelten Stück (sofern meine Übersetzung von 'senza titolo' richtig ist) geht es dann mit MADLENA noch schlimmer weiter, langweiliges Gitarrengeseiere mit einem rumpligen Zwischenteil, der vergebens auf so etwas wie Power hoffen lässt.
Rumpeln tut es dafür dann bei RAFAELLO SIMEONI mit 'Controentu'. Wenn die Gitarren zwar auch nicht besser klingen, ist hier wenigstens ansatzweise ein bisschen Tempo drin. Die guten Ansätze zersägt der grottenschlechte Sänger allerdings sofort und ich bin bereits versucht, den Plattenschrank meiner Schwiegermutter nach Capri-Fischer-Hits der Fünfziger zu durchsuchen.
Dann kommt mit NONZETA und 'Mi Passa Per La Testa' zumindest ein kleiner Lichtblick. Das Stück pendelt zwischen psychopathischem Sprechgesang und Aggro-Shouts hin und her und rockt teilweise doch recht derbe, zumindest im Vergleich zu der Langweilerbrigade davor.
Die SKYRIDERS hauen dann mit 'Go-Ahead' in die gleiche Kerbe und wären fast schon als Metalcore zu bezeichnen, wenn der Sänger nicht die Angewohnheit hätte, zwischen seinen Shouts eben wie zuvor erwähnte Capri-Fischer nach dem zehnten Valpolicella zu lallen. Dazu kommt ein katastrophaler Sound, der nur aus Bass und Becken besteht, sowie vollkommen überflüssige Scratching-Effekte und widerliche Verstärkerverzerrungen. Schwer erträglich.
Richtig rockig wird es dann mit EMBRACE und 'Embrace', hier schlägt jetzt endlich die italienische Ghetto-Elite von der Ostküste zu. Das ist zwar nicht besonders aufregend und geht auch nicht wirklich 'in your face', vor allen Dingen einmal mehr wegen der grauenhaften Gesangparts zwischen den Aggressionsausbrüchen (ihr wisst schon, die Capri-Fischer), geht aber zumindest ins Bein (http://www.embrace.it ).
Den bis dahin besten Song legen OTX-2 mit 'Spacca' vor. Die Jungs aus NYC werden sich über die italienische Hardcore-Variante zwar vermutlich kaputtlachen (wie heißt eigentlich 'Jump Motherfucker Jump' auf italienisch?), aber hier dröhnt ein deftiger Bass und es wird ordentlich gerifft, die Wut der Jungs ist deutlich hör- und spürbar (http://www.otx-2.com ).
Und es geht weiter aufwärts. CIAFF knallen dann mit 'The Age Of No Justice' richtig und hier haben auch die Sänger, will sagen: Grunzer und Kreischer, ihre Hausaufgaben gemacht und schreien sich ihre Wut mit '...what is your fucking problem...' gleich zu zweit und teilweise auch zu dritt aus dem Bauch. Denen nehme ich die Kopfsocken mit NYC-Emblem dann noch am ehesten ab, endlich ein echtes Brett ohne irgendwelches Gequietsche und, na, was wohl, genau, die Capri-Fischer-Einlagen (http://www.ciaff.com ).
CRAWLER haben dann auch das F-Word gut gelernt und knallen mit 'Mislay 1' einen Midtempo-Stampfer hinterher, der sich ebenfalls hören lässt. Richtige Begeisterung kommt zwar nicht auf, dafür hat man das alles viel zu oft gehört, allerdings schon vor etlichen Jahren. Nicht schlecht, leider aber auch nicht besonders gut (http://www.crawler4.com ).
BE AT PAINS tragen dann 'Slave To Yourself' zu dem Sampler bei und steigern das Härteniveau mit ihrem fast schon death-metal-artigen und fiesen Sound doch erheblich, der Mann kann ebenfalls shouten und growlen. Überflüssig zu erwähnen, dass auch er seine 'Lessons in how to use the F-Word' wohl bestanden hat.
Richtig gut wird es aber erst mit KISMET und '2 Months Through 'The Hell'', ein geiler Stampfer mit erstmals variablen Gitarren und cool groovendem Bass. Zwischen Stakkato-Riffing und Ansätzen von Harmonien sowie einem kompetenten Solo schreit sich ein leidlich talentierter Sänger durch einen abwechslungsreichen Song mit reichlich Tempowechseln und Breaks. Wenn der Schlagzeugsound besser wäre, würde ich den Song sogar freiwillig öfters auflegen. Eindeutig das Highlight der Scheibe, vielleicht haben die Caprifischer doch endgültig verloren (http://www.kismetweb.com ).
Auch DEFORGE wissen mit 'Immortality' zu überzeugen. Auch die leiden zwar unter einem schepperndem Schlagzeug und einem eher weniger talentierten Sänger, bieten aber ebenfalls gute Gitarrenarbeit zwischen geilen Riffs und High-Speed-Attacken und machen bei dem Spagat aus traditionellem Heavy Metal und Hardcore-Attitüde keine schlechte Figur (http://www.deforgeband.com ).
EVISCERATE mit 'Playing With Life' sind dann wieder eher verzichtbar. Das haut zwar ziemlich in die gleiche Kerbe und hat ein paar gute Speed/Thrash Metal-Ansätze, nicht ganz so hardcore-infiziert wie die Vorgänger, irgendwie will hier aber nichts so richtig zusammenpassen.
Etwas besser machen es KILLING CREED mit ihrem Smasher 'The End Of The Abyss', der mehr Death Metal als alles andere ist, reichlich derbe und rumpelig und leider mit reichlich schlechtem Sound, aber mit dem bisher variabelsten Sänger und einem echten Flitzefinger an der Leadgitarre. Der ist allerdings gelegentlich etwas schneller, als es ihm seine Fähigkeiten eigentlich erlauben. Trotzdem, guter Song und auf jeden Fall bei der Elite auf diesem Sampler (http://www.killingcreed.com ).
SUDDEN DEATH und 'The Charge Of The Light Brigade' machen dann richtig Krach, weder besonders versiert noch einfallsreich und mit üblem Sound, aber der Oldschool Black Metal hat in seiner Infantilität einen gewissen Charme. Das ist zwar kaum 'evil' genug, um den Dackel der Mamma hinter den Ofen zu scheuchen, macht aber Spaß. Zumindest einmal, dann ist der Kuriositäten-Bonus leider aufgebraucht (http://www.suddendeath666.com ).
Die UNDERTAKERS können dann mit 'It's Time To Die' den Sampler auch nicht mehr vor dem Untergang retten. Mal abgesehen davon, dass sie nicht viel anders klingen als ihre Vorgänger, nur mit noch schlechterem Sänger und unvorstellbarerweise noch schlechterem Sound, ist das einfach nur stumpfes und langweiliges Blast-Geboller (http://www.kickagency.com ).
Die Flucht aus dem Ghetto der talent- und labellosen italienischen Undergroundbands wird vermutlich nur den wenigsten auf diesem Sampler vertretenen gelingen, und das ist gut so. Während ich mich noch frage, warum ich über diese Sammlung an sub-mediokrem Material so viel geschrieben habe, gehe ich jetzt zu Mario an die Ecke, bestelle mir eine große 'Pasta Mista', trinke in Ruhe einen Valpolicella oder drei und höre mir die Caprifischer an, die sind wenigstens authentisch (http://www.capri-fischer.de ).
Anspieltipps: entfallen; no more f****** words
- Redakteur:
- Klaus Coltrane