VARIOUS ARTISTS - Hitpack Fresh - Best Of Talents Vol. 1
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Alternative/Pop
- REDWOOD - Better Days
- MOUN - Resist
- JULIA - Perfect
- PARK LANE 7 - Losing Myself
- DOWN THE LINE - Silent Mode
- BASTARD PEELS - Human Cannonball
- GARDEN OF EDEN - Whispering Fields
- TRINITY - Free
- CHOO CHOO ROCKERS - Marry L. Gin's Boogie
- NEW RESIDENCE - 20 Beers
- KAPAUN - Supermann
- HOPF - Nimm mich mit
- THE BUCCANEERS - Jah-Jah Is Great
- PIRACY - Sudden Heroes
- MILK - Shizo
- CAGED UNIVERZ - Run Away
- VRONI KOSCH - Song For Everybody
- ME AND THE BOYS - Get Enough
- SAMMY GRAY - Life's Too Short
- BREAK EVEN - Nobody
- THE FAMER BOYS - WeheThe Sun Never Shines
- MAX.RADIO - Never Enough
- BIJOU - Can't Change A Man
- CORINNE LAPP - Without You
- KALIVA - Chilly Chilly
- BASICSTAR FEAT. TRISHA - Dance In The Summer
- TRU BALLER - Heaven And Hell
- MC MUNK - Künnen diese Augen lügen
- HENRY - Remember
- JIMMY STEVENS - Flying (Thank You Girl)
- U3 - Feel This (Single Version)
- ALEX J. - Sista
- WOZNIAK - Wenn ich mal groß bin
- ADRIEN - Too Late
- TOBIAS HAASE - Ich träume ... Du träumst
- MICHA S. - Hoffnung
- LICIO - One Wish Free
- CUBE - Baby I'm A Rocket
- UTA HALBRITTER - Choose
- BRASS MACHINE - Being There, Done That
- CLASSIC POP ART - Ave Maria
"Der Zweck heiligt die Mittel!", heißt es so schön. Geht es dabei um den Kampf gegen stupide Geldmacherei mit Retortenbands aus zweifelhaften Casting-Shows, scheint eigentlich alles erlaubt. Dabei sind unlautere Mittel gar nicht nötig, wenn man dies auf die Kompilation "Hitpack Fresh - Best Of Talents Vol. 1" bezieht. Da es aber nicht ohne Verkaufzahlen geht, wurde das Konzept auf ein möglichst breites Publikum losgelassen. So präsentiert die Doppel-CD sowohl Alternative & Rock als auch HipHop & Pop von hoffnungsvollen Nachwuchsmusikern. Es geht hier quasi weniger um die Unterhaltung durch Inkompetenz, mit der Casting-Shows zu amüsieren wissen, sondern um das Endergebnis, das bei solchen Formaten nie im Mittelpunkt steht und dementsprechend zu kurz kommt. Dass der deutsche Musikmarkt ein Konzept wie die Hitpack-Ausgaben bitter nötig hat, liegt auf der Hand.
Da dieses Review einer mehr rock- bis heavy-orientierteren Leserschaft bestimmt ist, werden sich die nachfolgenden Erläuterungen hauptsächlich mit den szenerelevanten Seiten des Albums auseinandersetzen.
Zumindest im Bereich "Rock" kann man dem Cover trauen, denn im Großen und Ganzen erfüllt der Sampler genau das, was man unter dem Genrebegriff "Alternative" erwartet. Nicht zu hart, dafür aber mit viel Abwechslung lassen sich die ersten zehn Lieder bedenkenlos durchhören, ohne auch nur den Anflug einer Skip-Absicht. Ab dem ersten Lied wird außerdem bereits klar, in welch professionelle Schiene die Musik bereits geht. Rein klangtechnisch wurden eindeutig Nägel mit Köpfen gemacht, sodass der akustische Hörgenuss schon mal gesichert ist. Oder kurz: Hier klingt niemand nach einer Newcomer-Band.
Viele Lieder haben nicht zu unterschätzende Hooklines, wie das sehr gelungene 'Perfect' der österreichischen Band JULIA. Es klingt locker-flockig aus den Boxen und hat Melodie und Ohrwurmigkeit für sich gepachtet.
Einfach nur rockig gut gehen REDWOOD mit 'Better Dayz' und die Bands PARK LANE 7 und DOWN THE LINE zu Werke, die irgendwo zwischen 12 STONES und LINKIN PARK pendeln.
Für Abwechslung sorgen unter anderem MOUN mit 'Resist', die in ruhigen Phasen an MILA MAR und im kraftvolleren Refrain an SKUNK ANANSIE erinnern. CHOO CHOO ROCKERS loten wiederum die Bandbreite in Richtung STEPPENWOLF und TITO & TARANTULA aus.
Bis dahin wurde bei der Zusammenstellung des Samplers kaum etwas falsch gemacht. Zwar ist hin und wieder der Refrain etwas zu "poppig" ausgefallen, oder aber auch zu viel unangebrachte technische Spielerei oder elektronische Härte eingebracht worden, doch lässt sich das Gesamtbild nicht nennenswert trüben.
Mit '20 Beers' von NEW RESIDENCE schließt sich das erste echte Punklied an, wenn auch "nur" im amerikanischen Style. Besser kriegen das heutzutage auch BLINK 182 nicht mehr.
Echte Fehltritte lassen sich traditionell auf einem Sampler, schon gar nicht, wenn es sich um einen Nachwuchs-Sampler handelt, natürlich nicht vermeiden. Dieser erste Griff ins Klo ist der Beitrag von KAPAUN. Der Text von 'Supermann' ist, wohlwollend ausgedrückt, wie aus einem extrem schlechten, innovationslosen DIE ÄRZTE-Lied entsprungen und die Stimme des Sängers ist einfach nur grausam.
Aber keine Sorge, für eine Anhebung des Niveaus wurde umgehend gesorgt. HOPF erinnert namentlich spontan an HEPPNER und ist in den Strophen beachtlich nah an SCHANDMAUL dran, wenngleich der Refrain viel zu seicht gerät. Dennoch ein unheimlich schönes, starkes Lied. Unbedingt empfehlenswert und ein definitives Highlight der ersten CD.
Fraglich ist allerdings, was THE BUCCANEERS und PIRACY auf dieser Seite des Doppelsamplers verloren haben. Fast möchte man meinen, sie machten sich einen Riesenspaß daraus, die Alternative-Seite des Albums zu infiltrieren mit ihrem unter einem scheinheiligen Gitarrensolo verkappten Reggae-Songs. Während erstere eine klassische Reggae-Nummer abliefern kommen PIRACY etwas schwerfälliger daher. Doch der Refrain steckt an, und als dann auch noch richtig schicker Ska ausbricht, mit Trompeten und allem was dazu gehört, ist es um den Hörer geschehen. Also absolut geil, aber schlecht platziert unter dem "Alternative"-Dach.
Danach lässt das hohe Anfangsniveau etwas nach. Einzig erwähnenswert sind noch CAGED UNIVERZ, die sich nach zweifelhaftem Einstieg im Refrain noch super fangen, und BREAK EVEN aus Mannheim, die besonders durch die Kombination von rockiger Melodie und hymnenhaften Gesang überzeugen. Letztere konnten mit eben diesem Song 'Nobody' den Internet-Voting-Contest gewinnen.
Um den Käufer allerdings nicht ganz in der zwangsläufigen Namenlosigkeit ertrinken zu lassen, die ein Talent-Sampler nun mal mit sich bringt, hat man als Lockstoff ein Lied der vergleichsweise doch schon recht bekannten THE FARMER BOYS als Abschluss drauf gepackt. Leider kann das Lied nicht so sehr überzeugen wie manch anderes Lied dieser CD. Offensichtlich soll das Tradition werden, und wenn es die Intention war aufzuzeigen, wie klein und verschwommen der Unterschied zwischen Profiacts und Talenten ist, dann ist der Schuss hier absolut nach vorne losgegangen.
Alles in allem wurde gute Arbeit geleistet. Manche Lieder hätten allerdings eher auf der zweiten Disc ihren Platz gefunden, ob durch zu weichen Refrain, oder zu viel elektronischen Schnickschnack. Der Rockteil hat jedenfalls auch ohne unter der Flagge der Talentschmiede zu stehen seine uneingeschränkte Daseinsberechtigung.
Dass es auch anders geht, beweist leider die zweite CD. Unter der Überschrift "HipHop & Pop" tummelt sich nämlich hauptsächlich nur seichtes Allerlei, von dem nur selten ein Titel auch nur annähernd wenigstens Radio-Niveau erreicht. Einzig vorzeigbar ist da MC MUNK. Zwar erfindet man hier nicht den DeutschHipHop neu, zumindest aber zeigt man eine bessere lyrische Kür als Subjekte wie EKO FRESH.
ALEX J. legt mit 'Sista' zumindest eine eigenständige Stimme aufs Parkett, wenn auch für Rocker absolut uninteressant.
Aber auch im zweiten Teil dürfen Totalausfälle nicht fehlen. Der vielsagende Titel 'Wenn ich mal groß bin' von WOZNIAK übertrifft an Stumpfsinnigkeit sogar noch TOMTE und 'Schrei den Namen meiner Mutter'. Bei weitem glaubwürdiger und tiefsinniger kommt TOBIAS HAASE daher, zumindest mit einer sehr viel besseren Stimme. MICHA S. klingt dann doch etwas zu schlimm danach, als sei das Lied einer Tabaluga-Oper entsprungen. Außerdem ist ohnehin beides der "Schmalz und Schmacht"-Schublade entsprungen, und hier völlig fehl am Platz. Es soll nur der Vollständigkeit halber gesagt sein.
Von HipHop ist leider auch viel weniger zu hören, als man hätte erwarten können. Das ist schade, zumal diese Kategorie hauptsächlich erwähnenswert war.
Insgesamt sollte man bei der Zusammenstellung darüber nachdenken, wie sinnvoll es ist, Rock und Pop unter ein Dach zu packen. Der Versuch, eine möglichst breit gefächerte Hörerschaft anzusprechen, könnte leicht nach hinten losgehen, da der Hörer des jeweiligen Genres durch das andere abgeschreckt wird. Den Kampf um die Qualitätskrone gewinnt jedenfalls eindeutig die Kategorie Rock. Und auch das Zertifikat "abwechslungsreich", das bei einem Sampler schon zum guten Ton gehört, kann man ruhigen Gewissens verleihen.
Anspieltipps: JULIA - 'Perfect', PARK LANE 7 - 'Losing Myself', NEW RESIDENCE - '20 Beers', HOPF - 'Nimm mich mit', PIRACY 'Sudden Heroes'
- Redakteur:
- Michael Langlotz