VARIOUS ARTISTS - Hitpack Fresh - Best Of Talents Vol. 2
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Alternative/Pop
- DATURA - Insane
- FELIX - High Five
- PFEFFER - Zu Mir
- TOBIAS BIEDERT - Ich Möchte Popstar Sein
- GOOZE FLESH - Goodbye Lover
- THE FLYING HELLFISH - You
- CENTAO - Use Your Eyes
- RELATIONS - Doubt
- MODULOK - Golden Mean
- KAPAUN - Schlaflied
- SOSO - Früh Am Morgen
- DOT.DE.PROJECT - Bleading Me White
- NOVOKAIN - Same
- UNDER 7 BRIDGES - 11/8
- CROSS BENCH - This Moment
- NTL - Why?
- AFTER DARK - Die Seele Brennt
- OUT OF CONTROL - Hör Genau Zu
- THE EDDIE PALERMO SHOW-BAND - Butter-S
- NEVERMIND - Sick By Dope
- NORMAHL - Trümmertango
- CONROY - All About Love
- THOUGHTLESS - Jealousy
- PROJECT FIVE - Spice
- D:PROJECT - Wann Immer Du Willst
- THE HERTZ FEAT. LUANA - Ich Denke Nicht
- FRANZISCAR - Many Years
- FRASER - Run In This Race
- NICOL - Without Regrets (Club Mix)
- ORANGE4 - Delay
- BREAK EVEN - Free
- MARLENE - Living Without Your Love
- RASTAMAN VIBRATION - One Way Ticket
- DJ LAMA - DJ Lama
- TANYA BERLINGER - Princess
- UTA HALBRITTER - Ohne Dich
- TOMMIE B. - Falling Rain
- REAL ME - Benjamin Leon
- NATALIE ANELLY - Blackout
- SULKY BEAT - Will You Curse Me?
- SOLID GROUND - Rainbow
Da ich gerade erst die Erstausgabe dieser Kompilation bewertet habe, welche zumindest im Bereich Rock & Alternative positiv aufzufallen wusste, habe ich natürlich eine sehr gute Vergleichsmöglichkeit in Bezug auf die "Hitpack Fresh - Best Of Talents Vol. 2". Wie auch bei der ersten Version werde ich mich hauptsächlich auf den Rock-Teil beziehen, beziehungsweise jeden szenerelevanten Bereich.
Was noch ungehört sofort auffällt sind die Themen, unter denen die CDs stehen. Dort ist mittlerweile nur noch von "Alternative" und "Pop" die Rede. Das ist gar nicht verwunderlich, war doch der Bereich "HipHop" beim ersten Versuch zwar großspurig angekündigt, dann aber viel zu kurz gekommen.
Aber beginnen wir bei der "Alternative"-Seite. Die geht überraschend hart los. DATURA wären auf dem Erstling sicher mit einem der härtesten Lieder vertreten gewesen. Das folgende 'High Five' von FELIX überzeugt wiederum durch schöne Melodien.
Bereits nach zwei Liedern wagt man sich an deutsche Texte, die schon für die "Vol. 1" ein Gefahrguttransport waren und nicht selten negative Eindrücke hinterließen. Schön, dass das dieses Mal im Doppelpack nach vorne losgeht, PFEFFER pfeffert nämlich ordentlich aus den Boxen. Zwar ist 'Zu mir' im Strophenklang schon etwas bei SUCH A SURGE abgekupfert, aber mit ordentlich Druck im Refrain. TOBIAS BIEDERT ist Geschmackssache mit seinem Plüschaufruf gegen die Retortenshow "Popstars", aber unumstritten einfallsreich. Diese Hürde wäre also erst mal genommen.
Der Hörer darf sich nachfolgend in Sicherheit wiegen und bis zu Lied zehn entspannt durchhören. Es wird deutlich, dass allgemein erfrischend weniger elektronische Spielereien eingebracht werden. Besonders die Lieder von CENTANO und RELATIONS schaffen es kleben zu bleiben. Scheinbar ist die Falltiefe bei englischen Texten bei weitem niedriger als bei deutschen. Oder aber die Lieder sind durchweg auf einem sehr angenehmen Level. Das sollte jeder selbst für sich entscheiden.
Erfreulicherweise werden immer wieder völlig verschiedene Subgenres vom Oberbegriff "Alternative" präsentiert, was nicht nur ein Pluspunkt für diese CD, sondern ein Bonus für die ganze Musikrichtung ist.
Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Und leider trifft man dabei auf einen alten Bekannten. Die Band KAPAUN! Trübten sie das Gesamtbild bereits auf der "Vol. 1", so steuern sie dieses Mal das überflüssige 'Schlaflied' bei, das absolut nichts mit dem DIE ÄRZTE-Klassiker gemein hat, außer vielleicht, dass es auf Deutsch gesungen wird. Ansonsten sind das Erste, was man hört, Synthesizergeräusche und der Rest ist einfach nur schlechte Musik. Um aber nicht zu viel Unheil anzurichten, sollte man es vielleicht einfach … verschlafen. Das folgende Lied ist zwar auch deutsch, hat aber eine viel bessere lyrische Grundidee und kommt mit leichten Reggae-Rhythmen sehr viel lockerer rüber.
Im Allgemeinen etwas schade ist die Tatsache, dass kein Sänger sich traut, mal etwas Anderes, etwas Eigenes abzuziehen. Klar, alle rocken fröhlich vor sich hin, aber keiner geht vom Wege ab. Das ist langweilig. Mehr als ein Stimmenverzerrer kommt selten zum Einsatz. Glücklicherweise gibt es ein paar Ausnahmen. UNDER 7 BRIDGES sind vielleicht in der allgemeinen Musikwelt nichts Weltbewegendes, werten diesen Sampler allerdings ungemein auf, da ihr Musikstil auffällt. Nebenbei ist es wohl auch der härteste Song des Albums. CROSS BENCH machen die kleine Serie komplett und sind ganz sicher auch eine Bereicherung für das Gesamtkonzept. Die naive Hymne punktet durch den Mut zu lang gezogenem Gesang.
Leider geht bei dieser Ausgabe der "Hitpack Fresh - Best Of Talents Vol. 2" die rote Laterne an (fast) alle deutschen Beiträge als schwächste Glieder in der Kette. AFTER DARK klingen wie eine schlechte deutsche Kopie von NIGHTWISH (das will schon was heißen), und auch OUT OF CONTROL wissen mit ihrem Beitrag 'Hör genau zu' nicht wirklich zu überzeugen. Der Rest der CD ist wie der Großteil des bisher Gehörten ein Spaziergang, dieses Mal jedoch mit weitaus besserem Prominentenbeitrag. Nach dem "Ein-Profi-viele-Talente"-Konzept stellt man die Punk-Urgesteine NORMAHL in die Startlöcher. Welche auch prompt mit dem sozialkritischen 'Trümmertango' das Sahnehäubchen auf den ersten Teil des Doppelalbums setzen. Außerdem sind sie gemeinsam mit NEVERMIND die Einzigen, die die Punkfahne in die Höhe halten. Feiner Abschluss also.
Erwartungsgemäß findet sich auf der zweiten CD, die unter dem Thema "Pop" steht, kein einziges HipHop-Lied mehr. Hier wurde also geschlafen, denn die wenigen HipHop-Einflüsse auf der "Vol. 1" haben die zweite CD überhaupt erst ansprechend gemacht. Erwähnenswert ist allerdings doch so einiges. Zunächst einmal sei, als prominentestes Beispiel, die Gruppe PROJECT 5 genannt. Bekannt daher, da sie als Sänger keinen Geringeren als Max Mutzke an Bord haben, und das hört man.
Sehr interessant ist auch, dass die Band BREAK EVEN plötzlich unter dem Pophimmel zu finden ist. Jene Band hatte ich nämlich auf der ersten Kompilation noch in der Alternativehölle positiv hervorgehoben und sie klingt eigentlich immer noch rockig.
Am ansprechendsten sind vor allem die Lieder, welche als Balladen angedacht sind, mit Klavier oder Akustikgitarre begleitet, und vor allem ohne die nervigen, typischen Radiosounds. Allerdings lassen sich diese auch an einer Hand abzählen. Dazu zählen FRANZISCAR und vor allem SULKY BEAT. Das eigenständige 'Will You Curse Me?' letzterer Band ist ausgesprochen gelungen. Kleine Auffälligkeit am Schluss: Studiert man die Tracklist nicht nur halbherzig, fällt einem unter dem Popbereich noch eine alte Bekannte auf. UTA HALBRITTER war bereits auf dem Samplerdebüt zuhören. Allerdings haben ihre beiden Lieder nicht das Geringste gemeinsam. Somit wären für alle drei Fälle von Wiederholungstaten Beispiele gefunden. Mit BREAK EVEN im positiven, mit KAPAUN im negativen und mit UTA HALRITTER im "neutralen" (also uninteressanten) Sinne.
Insgesamt bildet sich ein ähnliches Bild wie bei dem Vorgängeralbum. Die Rockseite kann man loben. Zwar ist sie weniger verspielt, dafür sind allerdings auch die nervenden Experimente mit nicht handgemachten Sounds weitestgehend verschwunden. Der Deutschrock-Bereich wurde merklich ausgebaut, was allerdings nicht gerade einen Qualitätszuwachs in das Konzept pumpt. Zwar ist Mut keine Entschuldigung, aber zumindest sollte man beachten, dass es sehr viel schwieriger ist, mit deutschen Texten zu überzeugen. Dass dieser Sampler versucht jene Bands zu fördern, die diese Courage mitbringen, sei an dieser Stelle gelobt.
Alles in allem bleibt also alles anders. Die beiden Kompilationen nehmen sich nichts und sind im Großen und Ganzen zu empfehlen.
Anspieltipps: PFEFFER - 'Zu mir', UNDER 7 BRIDGES - '11/8', NORMAHL - 'Trümmertango', SULKY BEAT - 'Will You Curse Me?'
- Redakteur:
- Michael Langlotz