VARIOUS ARTISTS - Metalliance Volume 1
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Hands Of Blue Records
- Release:
- 24.04.2015
- WATCHTOWER - The Size of Matter
- SEVENTH SIN - Sign of The Wolf
- GODSLAVE - Vodcarnivore
- KILLERS - Histoire d'un homme
- TERRAFYGHT - Lost Pride
- MEMENTO WALTZ - Complex Delirium
- DARK SUNS - Something In The Way
- LEVEL FIELDS - ReMarquezable
- MECHANICAL ORGANIC - I See Black
- WARDOG - Clouds Of Magellan
Zehnmal Underground - zehn seltene Granaten!
Okay, jetzt besprechen sie schon ihre eigenen Platten. Ist das nicht blöd? Da antworte ich mal mit einer Gegenfrage: Warum sollten unsere eigenen Veröffentlichungen auf unserer eigenen Seite nicht zu finden sein? Wäre das nicht noch blöder?
Deswegen gibt es jetzt dieses Review. Selbstverständlich ohne Note. Denn das wäre dann tatsächlich blöd. Dass wir begeistert sind - und natürlich auch noch weitere CDs verkaufen wollen, die es hier im Shop gibt, solange der Vorrat reicht, denn wenn die Auflage ausverkauft sein wird, ist sie weg - sollte klar sein, sonst hätten wir das Ding gar nicht erst herausgebracht.
Ja, genau: Warum haben wir das eigentlich gemacht? Klare Antwort: weil wir konnten. Als unser langjähriger Herausgeber und Gründer von Powermetal.de, Georg Weihrauch, den Staffelstab aus persönlichen Gründen weitergeben wollte, trafen wir uns zu einem Planungs-Wochenende. Georg wollte aufhören, weil er sich nicht mehr um PM.de kümmern konnte. Das war natürlich Ansporn für uns. So überlegten wir, was wir machen könnten, was uns bekannter machen könnte, was noch nicht jeder hat, und was eventuell als positiven Nebeneffekt auch noch den einen oder anderen Euro in unser defizitäres Magazin spülen könnte. Und dann kamen wir auf diese Sampler.
Was braucht man dazu? Ein Label mit Industrievertrag bei der GEMA - check. Einen Dummen, der es finanziert, mit anderen Worten: den neuen Herausgeber - check. Kontakte zu Bands - check. Das einzige, was wir nicht wussten, ist, ob es auch ein paar seltenere oder sogar unveröffentlichte Stücke geben könnte, die wir als Kaufanreiz auf METALLIANCE Volume 1 verewigen würden können. Vorbild für das Unterfangen sind die alten Sampler der "Metal Massacre"-Reihe von Metal Blade. Noch heute reden Kenner von den Erstveröffentlichungen und den immer noch seither unveröffentlichten Liedern bekannter Bands! Das wollen wir auch, haben wir gesagt.
Sofort schwärmten einige Redakteure aus und nutzten ihre Kontakte in der Szene. Die Reaktionen waren immer positiv. Niemand lehnte ab, gelegentlich kam nur ein "leider haben wir nichts Besonderes, aber ihr könnt jederzeit etwas von unseren Alben nehmen". Aber dann kamen die ersten großartigen Resonanzen, als uns Bands Unveröffentlichtes schickten. Dazu muss ich sagen: Für mich und einige andere Altmeister bedeutet "unveröffentlicht", dass es noch nie auf einem physischen Tonträger erschienen ist. Downloads oder ein Clip auf Youtube ist für mich nicht das gleiche, wie eine CD oder eine Schallplatte in der Hand zu halten. Deswegen: Unveröffentlicht heißt zumeist "erstmals auf physischem Tonträger".
Innerhalb von wenigen Wochen hatten wir den Sampler voll. Dabei befanden wir uns in der luxuriösen Situation, dass wir sogar Lieder ablehnen konnten. Lieb natürlich, aber wir wollten keinen zu großen Anteil an Coverversionen nehmen und natürlich mussten uns die Lieder selbst auch noch gefallen. Den Vogel schoss dabei unser Holger Andrae ab, als er unsere Redaktions-Faves WATCHTOWER anschleppte.
Und schon sind wir in der CD. 'The Size of Matter' ist ein neuer WATCHTOWER-Song mit der Mikrophon-Besetzung des zweiten Albums "Control And Resistance", also mit dem unvergleichlichen Alan Tecchio als Sänger. Das Stück gehört eigentlich zum dritten Album "Mathematics", auf das die Musikwelt seit Ewigkeiten wartet. Das Lied war schon 2010 einmal auf einem Sampler der Kollegen vom Rock Hard gewesen, als Heftbeilage, aber nicht jeder wird das Teil im Schrank stehen haben. Was bei dem Track ein großer Fehler wäre, denn er steht den brillanten Stücken auf besagtem zweiten Album in Nichts nach. Auch nach Dutzenden Durchläufen bleibt 'The Size of Matter' ein absoluter Zehn-Punkte-Song.
Nach dem bekannten Namen aus der "Viele-Noten-Fraktion" wollte ich bewusst etwas Einfacheres setzen. Da ich seit einer Weile an SEVENTH SIN aus Kanada dran bin, deren eigenveröffentlichte EP bei uns großen Anklang gefunden hatte, zog ich die Power Metaller hinzu. Deren Debütalbum wird in Kürze erscheinen und da ich darauf einen gewissen Einfluss habe - *hüstel* - haben wir einen Song gewählt, der es nicht auf das Album schaffen wird. Die Band selbst erinnert mich ein wenig an MORGANA LEFAY, ist aber noch ein bisschen epischer. Die raue Stimme bildet einen schönen Kontrast zu den einfachen und sehr melodischen Keyboards. So gesehen klassischer Stoff, etwas zum Mitsingen also.
Kontrast ist Trumpf. Ich persönlich finde nichts langweiliger als stilistisch ähnliche Sampler. Also zum Beispiel zehnmal Doom. Eine solche Zusammenstellung lebt ja gerade von den unterschiedlichen Stimmungen und Stilen, und deshalb lassen wir es jetzt krachen. Thrash aus Deutschland, den unser Marcel Rapp vorgeschlagen hat. GODSLAVE ist eine bodenständige Thrash-Kapelle aus dem Saarland, die im Untergrund sehr aktiv ist und mehrere Split-CDs auf dem Gewissen hat. Zugegeben, ich hatte von den Jungs vorher noch nicht allzu viel gehört. Dafür habe ich ja so viele clevere Kollegen wie Marcel, damit die mir zeigen, was ich noch nicht kenne. Besagte Split-CDs sind immer nur in kleinen Auflagen erscheinen, in unserem Fall waren das 222 Exemplare. Vor mehreren Jahren. Da waren wir natürlich sofort Feuer und Flamme. GODSLAVE ließ uns sogar aussuchen, und Marcel wählte 'Vodcarnivore'. Ein schönes Wortspiel und dahinter verbirgt sich ein Riffmonster mit Aggression und Spaß in den Backen, eine schöne Mischung aus Melodie und Härte. Ja, vor allem Härte. Ein Kracher eben.
KILLERS aus Frankreich, beziehungsweise dem Baskenland, ist eine Band, die vor allem Rüdiger Stehle und ich sehr schätzen. Rüdiger schrieb daher Bandleader Bruno Dolheguy an wegen "Metalliance Volume 1", und Bruno schickte uns 'Histoire d'un homme'. Nicht nur, dass der Song zahlreiche Markenzeichen der altgedienten Basken vereint wie eingängige Riffs, Folkelemente und Speedattacken, er ist sogar unveröffentlicht. Oder fast zumindest, denn vor zehn Jahren brachte KILLERS eine Dokumentation über die Band auf DVD heraus, und im Hintergrund lief dieses Lied, das aus den Sessions zu "Mauvaines Graines" stammt. Zum Glück konnten wir den Song vor dem Schicksal des "Backgroundscores" retten!
Nachdem wir das Grundgerüst des Samplers stehen hatten, stellte ich fest, dass eine wichtige Facette unserer gemeinsamen musikalischen Nenner nicht vertreten war: Melodic Metal. Also griff ich zur Selbsthilfe. Vor kurzem hatte ich die Demo-CD der Holländer TERRAFYGHT besprochen, die mir ausgespochen gut gefallen hatte. Dabei sticht aber ein Lied positiv heraus, das einzeln von mir eine sogar noch höhere Note erhalten hätte als ich der gesamten CD gab. Eine gute Gelegenheit, den kleinen "Hit" der Band bekannter zu machen, dachte ich mir, und TERRAFYGHT sagte sofort zu. Damit haben wir auch ein weiteres Ziel erreicht, das wir während unseres Arbeitswochenendes fomuliert hatten: Auch dem Untergrund einen Platz zu geben. Und viel mehr Untergrund kann es nicht geben. 'Lost Pride' hat einen schönen Refrain und eine gefällige Melodie, aber auch genug Gitarre, um nicht seicht zu wirken. Bei mir lief das Lied eine Weile regelmäßig und ich möchte es daher jedem Fan von Melodic Rock und AOR ans Herz legen. Ich glaube, von der Band werden wir noch hören.
Zweimal völliges Gefrickel, Holger Andrae und ich sind immer noch ganz aus dem Häusschen. Neben WATCHTOWER haben wir auch MEMENTO WALTZ, die italienische Antwort auf die Texas-Noten-Verknoter, an Bord. 'Complex Delirium' ist eine Demo-Aufnahme, die es nicht auf das umwerfende Debüt "Division By Zero" geschafft hatte. Warum, weiß ich nicht, das Lied ist keinesfalls schwächer als das Material auf dem Album. Aber zugegeben, die über vierzig Minuten der Platte sind fordernd, eventuell war es auch besser so. Obendrein war das Lied daher für uns übrig geblieben. Umso besser. Hört euch diese wilde Fahrt einmal an. Schon nach fünf Durchgängen erkennt man ein Muster...
Und wieder Kontrast. DARK SUNS ist eine Band aus Leipzig, die unser lokaler Redakteur Stephan Vogtländer sehr schätzt. Tatsächlich hatte die Band etwas für uns, was es nicht auf ihre bisherigen Alben geschafft hatte: eine Coverversion des NIRVANA-Klassikers 'Something In The Way'. Aber was für eine! Die Band hat das Lied nochmal auseinander genommen und neu zusammengesetzt, neu akzentuiert und mit Bläsern und akustischen Gitarren in seinem Charakter noch zerbrechlicher gemacht, als es das Original war. Ich neige oft dazu zu sagen, dass Coverversionen nicht besser sein können als das Original. DARK SUNS beweist, dass es doch geht. Besser als Kurt Cobain? Absolut. Obendrein gebührt Maik Knappe von DARK SUNS besonderer Dank, denn er hat alle zehn Lieder behutsam neu gemastert, damit die Unterschiede in der Lautstärke nicht zu gravierend sind.
Der einzige Musiker, der auf Metalliance Volume 1 zweimal ran darf, ist Alan Tecchio. Da Holger Andrae und ich der Meinung sind, dass Alan einer der, wenn nicht gar DER beste Metalsänger in diesem Spiralarm der Galaxis ist, musste man uns das verzückte Lächeln fast aus dem Gesicht meißeln, als wir 'ReMarquezable' von LEVEL FIELDS bekamen. LEVEL FIELDS ist ein Projekt von besagtem Alan Tecchio, den wir alle schon von HADES kennen, und Marco Ahrens der Norddeutschen POVERTY'S NO CRIME. Für Marco ist das ein wirklich außergewöhnlich schneller und ungestümer Song, in dem Alan mal wieder röhrt, dass die Heide wackelt. Jetzt, zwei Monate nach dem Release unseres Samplers, hat sich 'ReMarquezable' zu meinem Lieblingslied entwickelt. Ein Muss für jeden Musikfan. Noch dazu bislang unveröffentlicht.
Unter den Proggern der Redaktion hat der Longplayer der Australier VAUXDVIHL einen ganz besonderen Status inne. Bei MECHANICAL ORGANIC sind immerhin zwei ehemalige Mitglieder der Band aktiv, und das letztjährige "This Global Hive Part 2" Album ist ein echtes Meisterstück. Aus den Sessions zu dem Album stammt auch 'I See Black', dass die Band exklusiv für uns fertiggestellt hat. Ein Progfest und vor allem ein eine künstlerisch wertvolle emotionale Achterbahnfahrt.
Als Rausschmeißer fungiert Szene-Urgestein Tom Gattis mit WARDOG. Entgegen dem Power Metal, den die Band auf den Alben an den Tag legte, ist allerdings 'Clouds of Magellan' ein sehr ungewöhnliches Stück. Tom hat eine Art "Klingonische Oper" in Metal-Epik geschaffen, die mit einem Chor und stampfender Rhythmik eine ungewöhnliche Atmosphäre schafft. Übrigens: gesungen auf klingonisch. Ein eher obskures Lied, das viele von uns aber sofort begeisterte. Ich brauchte, zugegebenerweise, etwas länger, aber dann hat es auch mich gepackt. Trotzdem war es schnell klar, dass wir den Sampler mit diesem sicher eher polarisierenden Stück beenden würden. Wem es gar nicht gefällt, der kann die CD dann nämlich einfach früher ausmachen.
Wir sind immer noch begeistert und stolz auf die erste Ausgabe unseres Samplers, wie man vielleicht aus meinen Sätzen herauslesen kann. Nun ist es an euch, euch selbst ein Bild zu machen. Immerhin ist Metalliance Volume 1 für nur 7 Euro in unserem Shop erhältlich. Damit kauft ihr nicht nur großartige Musik, sondern unterstützt auch Powermetal.de. Und sobald wir genug Geld beisammen haben, werden wir uns an Volume 2 machen. Wir haben bereits ein paar großartige Zusagen und mehrere Bands haben uns versprochen, ein Lied extra für den kommenden Sampler zu schreiben. Das bedeutet natürlich, dass nach Nummer 1 auf keinen Fall Schluss sein kann. Also holt euch einen der 750 Sampler, die im Verkauf sind. Wenn die Scheibe ausverkauft ist, wird sie es auch bleiben. Unsere Verträge sind absichtlich nur auf eine einzige nicht allzu große Auflage angelegt. Und in ein paar Jahren werden wir uns hoffentlich darüber unterhalten, dass es den einen oder andere Song nur auf Metalliance Volume 1 gibt, und so mancher Fan wird die Scheibe teuer aus zweiter Hand erwerben müssen...
- Redakteur:
- Frank Jaeger