VARIOUS ARTISTS - Mirror Of Deception / Garden Of Worm Split-12"
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- The Church Within Records
- Release:
- 01.04.2009
- MIRROR OF DECEPTION - Der Student Von Ulm
- MIRROR OF DECEPTION - The Falls
- MIRROR OF DECEPTION - Ode
- GARDEN OF WORM - Trampled In The Dust
- GARDEN OF WORM - My Search For Solace
- GARDEN OF WORM - This Fortress Must Stand
Wenn Deutschlands dienstälteste Doom-Formation gemeinsame Sache mit finnischen Newcomern macht, kann auch gar nichts schiefgehen.
Hinter dem verzaubernden Artwork, welches sich in der Symmetriebene wie ein Fenster aufklappen lässt, geben sich die deutschen Vorzeige-Doomer MIRROR OF DECEPTION und die noch jungen, aber nicht minder interessanten GARDEN OF WORM die Hände. Auf gut 45 Minuten wird sehr imposant demonstriert, wie vielseitig Doom Metal sein kann und das sogar ohne den Traditionalisten auf den Schlips zu treten!
Den musikalischen Inhalt der Seite A übernimmt MIRROR OF DECEPTION. Die dienstältesten Langsamkeitsfanatiker Deutschlands erschaffen mit 'Der Student Von Ulm' ein kleines 12-minütiges Opus; eine düstere Geschichte, in der der Protagonist aufgrund einer falschen Beschuldigung seinen Kopf verliert. Beeindruckend ist neben der sehr faszinierenden Geschichte, dass der Song vollständig im schwäbischen Dialekt vorgetragen ist. Im Gegensatz zu vielen Vertretern, die auf ein ähnliches Stilmittel zurückgreifen, klingt dies bei den Esslingern zu keiner Sekunde aufgesetzt oder lächerlich. Ganz im Gegenteil, es verleiht dem Song einen ganz besonderen Charakter, und er wird nicht umsonst von vielen Leuten als ein potentieller Song des Jahres gehandelt. Es hat sich ja mittlerweile fast zu einem Running Gag entwickelt, eine gewisse musikalische Ähnlichkeit zu IN EXTREMO aufzuzeigen, was natürlich der Band zu keiner Sekunde gerecht wird. Viel mehr fühlt man sich, insbesondere am Anfang, an PRIMORDIAL erinnert. Dennoch schaffen es die Schwaben einen urtypischen Sound zu kreieren, der sich stark von den üblichen Verdächtigen der Szene abhebt und es gar schafft, die starre und und ungelenke Vortragsweise, die viele deutsche Bands heimsucht, zu vermeiden. 'The Falls' ist eine weitere Eigenkomposition, die deutlich direkter und straff gespannter arrangiert ist. Auch wenn mir nun die True-Fraktion den Kopf abreißen wird, fühle ich mich dezent an die Mittelphase von KATATONIA erinnert, welches sich explizit im Gitarrenspiel wiederspiegelt. Besonders der heisere und aggressive Gesangsstil im Refrain ist ein Gänsehautgarant und bildet einen wunderbaren Kontrast zur fast schon gotisch tief gesprochenen Strophe. Als Abschluss haben sich die Schwaben etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eine Huldigung an Quorthon mit einer Coverversion von 'Ode' vom vielgescholtenen "Destroyer Of Worlds"-Album. Eine wahrhaft gelungene Neuinterpretation, welche noch bodenständiger als das Original arrangiert ist und besonders durch den Gesang von Michael Siffermann überzeugt.
Nach dieser Seite hätte wohl jede Band Probleme das Niveau zu halten. Doch GARDEN OF WORM schaffen es meines Erachtens dieses nicht nur zu halten, sondern gar noch zu übertreffen. Ausschlaggebend dafür ist sicher auch mein Faible für rohe und ungeschönte Musik, doch auch kompositorisch agieren die Finnen derart frisch und unkonventionell, dass ich nach dem ersten Genuss der Seite mit feuchten Augen vor der Anlage saß. 'Trampled In The Dust' haut ein Killerriff nach dem anderen raus, bei denen sich Gitarre und Bass clever die Bälle zuspielen. Und wenn Sänger SJ. Harju plötzlich von seiner normalen Stimmfarbe, die mich etwas an Brian Molko von PLACEBO erinnert, in King Diamond-artige Screams umschwenkt, ist es vollends um mich geschehen. Und als wäre das nichts gewesen, haut das Trio mit 'My Search For Solace' mal eben noch meinen Song des Jahres raus. Sicher kann man der Band ankreiden, dass man nicht alles hunderprozentig tight eingespielt habe, aber wenn die tieftraurige Stimme in die elegischen Riffs einsteigt, stirbt jedes Mal etwas in mir. Sobald sich das abschließende Riff schier endlos vor sich hin trägt, sind meine Gedanken in einer nostalgischen Welt; Erinnerungen und Gedanken bauen sich auf und helfen mir wahrhaftig bei der Suche nach Trost. Unbeschreiblich. Mit 'This Fortress Must Stand' schließt man die Split-Veröffentlichung mit einem akustischen Stück ab, welches durchaus von psychedelischeren JETHRO TULL inspiriert sein könnte. Eine Facette, welche die Band faszinierend umsetzen kann und mit sehr viel Herz dargeboten wird. Ich verneige mich vor der Leistung dieser Band und man darf schon sehr gespannt sein, denn für mich sind GARDEN OF WORM der hoffnungsvollste Newcomer im Doom Metal-Bereich.
Jeder der sich auch nur ansatzweise für diese Stilrichtung begeistern kann und auch einen Schallplattenspieler besitzt - die Split wurde nur auf Vinyl veröffentlicht - sollte diese 2 authentischen Bands und mit The Church Within auch ein sehr leidenschaftliches Label unterstützen.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Fabian Potschies