VARIOUS ARTISTS - PANCHRYSIA vs. ICONOCLASM - The Ultimate Crescendo Of Hell
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Shiver Records / SX Distribution
- Release:
- 06.06.2006
- PANCHRYSIA 'Stray Down'
- PANCHRYSIA 'Last Man Standing'
- PANCHRYSIA 'A Filthy Crusade'
- PANHCRYSIA 'Angst (Live)'
- ICONOCLASM 'Hellmouth'
- ICONOCLASM 'Boadicae'
- ICONOCLASM 'No Pity... No Fear'
- ICONOCLASM 'Of Nothingness'
- ICONOCLASM 'Rebel Of Hate'
Das belgische Label Shiver Records tischte uns vor Kurzem eine würzige Split-Platte auf, die uns mit Stücken zweier Bands aus unserem Nachbarstaat beglückt, die sich beide mit Leib und Seele dem schwarzen Stahl verschrieben haben. Doch keine Angst, weder PANCHRYSIA noch ICONOCLAST sind pure Trendreiter von der Stange, die uns dieser Tage all zu oft heimsuchen. Nein, beide Truppen machen einen sehr guten Eindruck. Sie mögen nicht unbedingt wegweisend originell sein, aber sie haben Charakter und vor allem das erforderliche Talent ihren musikalischen Tatendrang in einprägsame Stücke zu kanalisieren. Da auch das hervorragende produktionstechnische Umfeld den beiden Truppen keinen Strich durch die Rechnung macht, können die Schwarzheimer unter uns hier zwei vielversprechende Bands unter hervorragenden Rahmenbedingungen bewundern.
Den Anfang des Reigens unbunter Melodien unterbreiten uns PANCHRYSIA, deren rockender, leicht punkiger, dabei aber doch anspruchsvoll und aufwändig arrangierter Black Metal deutliche Parallelen zu den neueren SATYRICON, aber auch zu KHOLD und THORNS, sowie natürlich zu den obligatorischen Großmeistern DARKTHRONE aufweist. Allerdings geht durch den druckvollen Sound die punkige Attitüde der Letzteren ein gutes Stück weit verloren. Dafür wirken die Stücke PANCHRYSIAs bedrohlich, dräuend und drückend. Im flotten Midtempo rockt der mächtige Opener 'Stray Down' pechschwarz drauf los. Das beste dabei sind die schrägen Gitarrenmelodien und eben die unbändige, berstende Energie, die unsere vier Finsterlinge hier auf Plastik bannen. Der Siebenminüter 'Last Man Standing' schlägt in eine sehr ähnliche Kerbe, ist aber etwas langsamer, rhythmischer und stampfend bis marschierend unterwegs und hat auch einige abgedrehte cleane Gesangsparts abbekommen, die auch einem Maniac oder gar Meister Midnight zu "Sakada"-Zeiten ganz gut zu Gesicht stünden. Es folgt 'A Filthy Crusade', das es gar auf knappe neun Minuten Spielzeit bringt. Hier geben sich die Belgier wieder ein wenig flotter, aber nicht weniger direkt. Den Abschluss der PANCHRYSIA-Hälfte bildet sodann ein gutklassiger Livemitschnitt von 'Angst', das ursprünglich auf "Malicious Parasite", dem Zweitling der Band, stand. Hier spürt man förmlich, dass die Truppe auch live ordentlich abzugehen scheint.
Dann sind ICONOCLASM an der Reihe, und die beschreiten ebenfalls dunkle, aber stilistisch deutlich unterschiedliche Wege. Der Sound ist räudiger und kälter, das Material orientiert sich stärker an der alten Schule und die Kompositionen sind weniger ausladend. Nach einem kurzen Ambient/Industrial-Intro geht 'Hellmouth' gleich extrem-schnell zur Sache. Das Schlagzeug blastet und ballert, die Gitarren surren und die beiden Schreihälse brüllen sich durchs Fegefeuer. Dafür, dass die Band nicht zu eindimensional am Hörer vorbei rauscht, sorgen daneben etliche thrashige Riffs der DESTRUCTION-Schule. 'Boadicae' fängt mit einem seltsamen Sprechgesang-Part an, ist dann nicht mehr dauerhaft ganz so schnell wie der Opener, was dem Abwechslungsreichtum der Scheibe sehr gut tut. 'No Pity... No Fear' ist mir am Anfang ein bisschen zu konfus und dauerhaft zu rasend, doch der Song entwickelt sich gegen Ende zu einer echten Granate. Auch bei 'Of Nothingness' hat die Band ihre überzeugenden Momente, diesmal mehr im Midtempo und sogar mit einem Schuss melodischer Epik und einem Atmosphären-Teil im Mittelstück, der in ein schnelles Thrash-Finale mündet. Viel Abwechslung auf engem Raum. Das abschließende 'Rebel Of Hate' kommt dann sogar mit einem hohen True-Metal-Scream aus den Startlöchern und verbindet sehr traditionellen, speedigen, riffbetonten Thrash mit ein wenig Black Metal.
An dieser Split-CD gefällt mir sehr gut, dass beide Bands ein sehr hohes Niveau haben, dabei aber nicht in die selbe Kerbe schlagen, sondern ganz unterschiedliche Bereiche des Black Metals abdecken. So kommt garantiert keine Langeweile auf. Wer bei diesem "Zweikampf" PANCHRYSIA vs. ICONOCLASM nun die Nase vorn hat, vermag ich nicht zu sagen. Dazu sind die stilistischen Ansätze zu unterschiedlich. PANCHRYSIA stehen für zeitgemäßen, dreckig rockenden Black Metal, während ICONOCLASM die alte Schule der Schwarzkunst mit einem gehörigen Schuss klassischen (deutschen) Thrashs verbinden. Erstere sind sehr stark von den oben genannten Flaggschiffen beeinflusst, machen diesen kleinen Originalitätsmangel aber durch ihre Klasse locker wett, während die Letzteren einen Originalitätsbonus haben, aber nicht sofort ganz so sehr in Genick und Beine gehen. Summa summarum zwei Bands mit beachtlichen Stärken, die sich nichts schenken aber auch nichts wegnehmen und so zusammen eine unterhaltsame Black-Metal-Split geschaffen haben, die für jeden Blackie interessant ist, der auch mal in eine Szene abseits der großen Schwarzwurzel-Nationen hinein schnuppern möchte.
Anspieltipps PANCHRYSIA: Last Man Standing, A Filthy Crusade
Anspieltipps ICONOCLASM: Hellmouth, No Pity... No Fear, Rebel Of Hate
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle