VARIOUS ARTISTS - Saarland Underground 2008
Mehr über Various Artists
- Genre:
- diverse Stile
- Label:
- Micro Phonics
- Release:
- 06.06.2008
- ACHAIA – First Strike
- LOWKAST – Creeping
- SYSTEMATIC ERADICATION – Suck Bitch
- GODSLAVE – Bound By Chains
- SLIDUR – Me And Apocalypse
- HELLOWED – All My Dreams
- DAWN AFTER DEATH – Relativity
- SOCIETAS NOCTIS – Seelensturm
- NIHIL NOVI – Afterlife
- POINT OF INFLECTION – Echoes
- DETHRONED – Son Of Satan
- ANCIENT GODS – Into The Storm
- HERALDER – The Forest Hides The Prize Of Wisdom
- AMENTET – Alienation Of Civilization
- RAVENFROST – Bloodletting Ritual
- EPILOGUE – Black Winds
- MINDFEAR – Feel It
- TYBURN – Media Zombie
- ADIAPHORA – When Anger Burns In Rotten Hearts
- ENDING SEASONS – The Times I’ll Miss Forever
- BANISHED FORCE – My Source Of Power
- FRACTICAL ILLUSION – Decay
- TRICKSTER’S DAY – Time Crime
- NOCTURNAL OPERA – Die Tonight
- SLAVES UNDER MACHINE GODS – S.U.M.G.
- BERSERK INC – Black Embrace
Grundsätzlich sind Sampler ein zweischneidiges Schwert. Zum Einen ist man dankbar, dass man, wenn eine Band schlecht ist, nur ein Lied aushalten muss. Andererseits ist es sehr schwer, die Schaffenskraft einer Kapelle anhand nur eines Stückes zu beurteilen. So auch in diesem Fall: "Saarland Underground" bietet nicht weniger als 26 Bands mit jeweils einem Song und fast zwei Stunden Spielzeit. Moment mal - 26 Bands aus dem Saarland? Gibt es da überhaupt so viele, ist ja nicht gerade der Bevölkerungskrösus unter den Bundesländern?
Nun, offensichtlich schon. Und nicht nur das, es ist sogar schon das vierte Mal, denn seit 2005 gibt es jedes Jahr einen solchen Sampler. Der einzige, den ich bislang kannte, ist von 2006 und präsentiert 17 Bands, von denen zwei 2008 wieder vertreten sind (HERALDER und BERSERK INC.). Jedenfalls kann man zumindest attestieren, dass alle Musiker der 26 ihre Instrumente richtig herum zu halten vermochten - dass es natürlich wie immer gute und schlechte Songs, Bands und undergroundüblich auch Produktionen gibt, ist unvermeidbar. Im Durchschnitt geht es in Ordnung, man muss aber auch mal die eine oder andere Durststrecke überstehen, wenn der Proberaumklang sich mal wieder so anhört wie das MEGADETH-Demo-Tape von 1985, das als x-te Kopie den Weg über den Teich gefunden hatte. Rhythmisches Rauschen hat doch auch etwas.Natürlich kann ich hier nicht allen 26 Bands ausführlich gerecht werden. Deswegen ein Fazit in aller Kürze, und danach ein paar Worte zu den einzelnen Bands: Eine starke Thrash- und Death-Schlagseite ist unüberhörbar. Wie es scheint, breitet sich das Holländische ins Saarland aus, anders ist diese grassierende Halskrankheit nicht zu erklären, denn auf beiden CDs zusammen sind nicht mehr als ein halbes Dutzend Nicht-Grunzer oder Nicht-Keifer zu hören. Muss man also abkönnen, ansonsten werden diese zwei Stunden gefühlt doppelt so lang. Da es diese Scheibe aber beim Verlag für gerade mal 3 Euro gibt, wäre es für drei oder vier Songs schon wert, dieses Album zu bestellen. Das es mit ACHAIA, LOWKAST, SLIDUR, POINT OF INFLECTION, HERALDER auf der ersten und AMENTET, EPILOGUE, ADIAPHORA und BANISHED FORCE auf der zweiten aber sogar satte neun Songs von Bands gibt, auf die ich auch über die Albumlänge neugierig wäre, ist die Anschaffung in jedem Fall kein Fehler.
Und jetzt zu den Bands - bitte beachtet, dass die Beurteilung aufgrund eines einzigen Songs erfolgt. Das ist natürlich nicht unbedingt repräsentativ, und über die Kurzstrecke kann eine Band auch nichts mehr rausreißen mit neuen Ideen oder ungewöhnlichen Einfällen. Hier heißt es: Klappt, oder klappt nicht. Der selbstbewusste Metaller checkt daher die Bands im Internet noch mal an und widerlegt den Rezensenten, der ja eh keine Ahnung hat, gell? (Wie? Ganz einfach: Sampler bestellen, Booklet aufschlagen, Bandhomepages abtippen und genießen. Oder auch nicht. Einzig ANCIENT GODS fehlt, aber wie ihr gleich lesen werdet, habt ihr da nix verpasst. In diesem Fall müsst ihr mir glauben - oder den Kollegen emailen).
Der erste Gang:
ACHAIA - 'First Strike': Melodic Death, die Gitarre wirkt gelegentlich etwas unoriginell, dafür grunzt der Fronmann ganz ordentlich. Gut.
LOWKAST - 'Creeping': Guter Hardcore/Crossover mit männlichem und weiblichem Gesang, dabei sehr melodisch. Daumen hoch.SYSTEMATIC ERADICATION - 'Suck Bitch': Mittlere Produktion, Drums klingen ziemlich übel; ansonsten hauen die Jungs ein cooles Riff raus, aber Titel und weibliches Gestöhne sind schon ein wenig infantil. Geht so.
GODSLAVE - 'Bound By Chains': Black Metal mit guter Gitarre und ganz üblem Gekeife; der Thekenchor aus der Eckkneipe in St.Ingbert-Süd stört etwas, dafür ist der Solo-Teil cool. Mittelmäßig.
SLIDUR - 'Me And Apocalypse': Schneller Thrash, kurz, fett, auf die Zwölf. Sehr gut. Mein Lieblingssong der ersten CD.
HELLOWED - 'All My Dreams': Endlich mal ein Sänger, der normal singt! Leider aber nicht besonders gut, auch der Song wird schon beim ersten Mal langweilig, trotz eines originellen Mittelteils. Lieber nicht.
DAWN AFTER DEATH - 'Relativity': Melodic Thrash? Ja, aber der Sänger nicht, der zieht das Ganze schwer runter. Sonst ist der Song wirklich nett, wenn auch etwas zu lang, am Ende sogar noch balladesk. Aber nicht mit dem Grunzer: Musik hui, Sänger pfui: Leider nicht.
SOCIETAS NOCTIS - 'Seelensturm': Industrial mit Drumcomputer, man versteht vom Grunzer kein Wort, obwohl das Ganze wohl deutsch sein soll. Ansonsten ist die Mischung als Elektro und Metal ganz okay. Ich sag's mit dem Sänger, der jetzt sicher meinen würde: grhhmpfftllöööchchch.
NIHIL NOVI - 'Afterlife': Atmospheric Goth, bisschen Melodic-Metal-Feeling rein, mit Frauengesang und Grunzer, der in diesem Fall im Vergleich besser abschneidet als die Dame. Originelle, etwas obskure Mischung, die nur bedingt funktioniert. Geht mit durch.
POINT OF INFLECTION - 'Echoes': Fettes Mid-Tempo-Black/Thrash Monster. Gut.
DETHRONED - 'Son Of Satan': Ich dachte, seit RUNNING WILD heißt der Adrian? Was soll's, das hier ist keine Konkurrenz, da das als Rehearsal gewarnte Stückchen nur Black Metal von der Stange ist und so vor sich hin holpert. Nein. Echt nicht.
ANCIENT GODS - 'Into The Storm': Sound: Furchtbar. Song: Furchtbar. Das war schon unoriginell, als es noch gar nicht erfunden war. Auch nicht.
HERALDER - 'The Forest Hides The Prize Of Wisdom': Progressive Symphonic Pagan Power Metal. Alles klar? Nein? Dann müsst ihr das selbst hören. Hat jedenfalls viele Stimmen, mit einem guten guttural artikulierenden Herrn. Insgesamt vielleicht etwas zuviel des Guten, aber: Nicht schlecht.
Der zweite Gang:
AMENTET - 'Alienation Of Civilization': Thrash mit ganz fiesem Death-Grunzer und coolem Solo. Hart, aber wenig herzlich.
RAVENFROST - 'Bloodletting Ritual': Tausendmal gehörter Black Metal mit Blastbeats und üblem Sound. Im Saarland nichts Neues, zumindest nicht von diesen Kollegen. Lieber nicht.EPILOGUE - 'Black Winds': Doofer Bandname, gehört zumindest ans Ende des Samplers und nach einem Album aufgelöst. Oder besser: umbenennen, denn das hier ist ein leckerer Prolog aus Hardcore und Alternative, mit verzerrtem und klaren Gesang, einem coolen Riff und gut gemachtem, wenn auch nicht sonderlich originellen Breakdown im Mittelteil. Also lieber nicht auflösen, okay? Richtig gut.
MINDFEAR - 'Feel It': Eine melodische Ballade, die im Chorus zu einem Midtempo-Rocker mutiert. Natürlich muss danach der Halskrankheit gefrönt werden. Geht so.
TYBURN - 'Media Zombie': Mittelschneller Death Metal. Mehr fällt mir dazu auch nach mehrmaligem Hören nicht ein. Irgendwie ein durchlaufender Posten.
ADIAPHORA - 'When Anger Burns In Rotten Hearts': Techical Death, sogar mit leider etwas schwächerem klaren Gesang, aber dennoch cool und ein absolutes Highlight. Für denjenigen der es mal Frickeliger mag (also mich): Sehr gut.
ENDING SEASONS - 'The Times I’ll Miss Forever': Der Titel klingt romantisch, ist er textlich aber nicht so sehr. Macht aber nichts, musikalisch ist es okay, man mischt Black und Goth und kommt nicht als typisches "Beauty And The Beast"-Projekt rüber. Okay.
BANISHED FORCE - 'My Source Of Power': Typischer Old-School-Thrash für die alten Säcke, die das Bangen nicht lassen können. Wie damals auch oft üblich mit mittelmäßigem Sänger, sonst genau die NASTY SAVAGE-Gedächtnis-Mittlelinie entlang auf dem Thrash-Highway. Ich als eben solcher alter Sack kann da nicht anders: Mein Highlight der zweiten Scheiblette.
FRACTICAL ILLUSION - 'Decay': Hier hatte ich ob des Namens jetzt was ganz Abgefahrenes, Proggiges erwartet. Kam aber nicht. Eher was Langweiliges mit einem Sänger, der in jeder Stimme schwach klingt. Fraktal, ähm, sorry, fatal. Lieber nicht.
TRICKSTER’S DAY - 'Time Crime': Origineller Hard Rock, aber der Sänger klingt überfordert. Trotzdem ein angenehmer Kontrast zu den Hustinetten-Bären drum herum. Kann man hören.
NOCTURNAL OPERA - 'Die Tonight': Ganz gut gemachter Symphonic Black Metal, leider mit schwachem Sound, was sicher darauf zurückzuführen ist, dass dies eine Live-Aufnahme ist. In dieser Form deswegen nur akzeptabel.
SLAVES UNDER MACHINE GODS - 'S.U.M.G.': Ha, eine Bandhymne! Und mit besserem Sound ware die Deathcore/Blackcore-Mischung bestimmt auch genießbar, da die Leistungen von Sänger und Dummer ganz locker reinlaufen. Nach gewaltigem Abzug für den Sound bleibt es dennoch knapp im positiven Bereich.
BERSERK INC - 'Black Embrace': Noch ein Live-Song, und natürlich bleibt dadurch auch hier der Sound das Problem. Ansonsten: Death Metal. Geht so.
Und jetzt seid ihr dran.
- Redakteur:
- Frank Jaeger