VARIOUS ARTISTS - Split: WIGRID / SUNSHINE AND LOLLIPOPS
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Bleeding Heart Nihilist Productions
- Release:
- 21.07.2014
- WIGRID - Desoziierend
- WIGRID - Trostdistanz
- SUNSHINE AND LOLLIPOPS - End Of The Rope
- SUNSHINE AND LOLLIPOPS - Für Klara
- SUNSHINE AND LOLLIPOPS - Best Of All Possible Worlds
- SUNSHINE AND LOLLIPOPS - (You're Addicted) And Why Not?
Schwarzwurzelsucher finden depressive Rückkehrer und crustpunkige Newcomer auf dieser Split.
Aus dem Hause Bleeding Heart Nihilist Production hat uns eine etwas bizarre Split-EP mit dem Titel "Split The Indifference" erreicht. Bizarr ist das Scheibchen vor allem deshalb, weil Ästhetik und Musik eine ganz klar schwarzmetallische Sprache sprechen, uns aber neben dem saarländischen Depri-Black-Soloprojekt WIGRID auch noch eine Band mit dem reichlich seltsamen Namen SUNSHINE & LOLLIPOPS beehrt, die sich allerdings ebenfalls recht kompromisslos in schwarzmetallischen Gefilden bewegt, die allerdings eine ordentliche Punknote aufweisen.
Von WIGRID hören wir nun zum ersten Mal seit dem seinerzeit auf No Colours erschienenen 2005er-Album "Die Asche eines Lebens" wieder. Geboten wird uns von Mastermind Ulfhednir ein nicht ganz so spannendes und gut vier Minuten lang eskapistisch an den Nerven zupfendes Ambient-Sphären-Intro, bevor der gute Mann uns mit der 'Trostdistanz' doch noch ein feines Mahl auftischt. Dabei handelt es sich um bewährte WIGRID-Kost: Ausladende elf Minuten lang wird von ambienten Klängen untermalten, surrenden und schwebenden Riffs gefrönt, die ein trauriges Mantra der Todessehnsucht singen und dabei natürlich eine große stilistische Nähe zu BURZUM und SHINING nicht ganz verhehlen können. Dazu passt auch des hohe, hysterische Keifen, das sich ein gutes Stück weit am Altmeister V. V. zu Zeiten von "Det Som Engang Var" orientiert. Die von WIGRID erzeugte Atmosphäre ist jedoch nicht ganz so wahnhaft und verzehrend; eher entrückt und von Schleiern verhangen. Dennoch eine sehr erfreuliche Rückmeldung WIGRIDs, die auf Albumdistanz und in einem geschlossenen Konzept sicher ihre Freunde unter den Schwarzstahltrauerweiden finden wird.
Die jungen Berliner von SUNSHINE & LOLLIPOPS schlagen danach, wie bereits angedeutet, ganz andere Töne an. Ihr Black Metal ist anpackend und zubeißend, kommt direkt auf den Punkt und hat eine herrlich garstige Punk-Attitüde abbekommen, die in ihren besten Momenten gerne auch mal an CARNIVORE oder gar TOTENMOND erinnert. Gerade der Opener der S&L-Seite 'End Of The Rope' ist ein echter Brecher vor dem Herrn und glänzt vor allem durch die extrem heavy riffenden Gitarren zum Ende hin. Danach kommt ein etwas überraschendes, dabei aber sehr feines Zupfklampfeninstrumental, das auch ein gutes Intro für einen Song auf VENOMs "The Waste Lands" oder TORMENTORs "Recipe Ferrum!" abgeben hätte.
Das war's dann eigentlich auch schon mit den regulären Songs der Split-EP, die jedoch von den Sonnenlutschern noch mit zwei Boni von deren Debüt-7"-EP "Heartful Of Sunshine" abgerundet und aufgewertet wird. Diese sind sehr heavy, aber vor allem sind sie bis ins hysterisch-chaotische abgedreht und erklären ganz gut, warum sich die Band selbst dem Genre "Absurdist Anarcho Black Metal" zuordnet. Mir fällt hier erneut der Vergleich zu TORMENTOR ein, aber auch zu einer langsamen, groovenden Version von IMPALED NAZARENE oder zum einen oder anderen Stückchen von MASTER'S HAMMER, das durch den DÖDSÄNGEL-Crust-Punk-Reißwolf gedreht wurde. Dabei ist das bei allem Chaos aber musikalisch echt fein gemacht und auf den Punkt gespielt.
Damit ist "Split The Indifference" für Schwarzwurzelsucher im Untergrund definitiv eine lohnende Anschaffung, bringt die Scheibe doch ein altes, unterbewertetes Schlachtross des Ambient-Black-Metals zurück auf die Bildfläche, und das zusammen mit einer positiv chaotischen jungen Band, die noch eine unterhaltsame Zukunft vor sich haben könnte. Da durch die Bandauswahl auch für ein gehöriges Maß an Abwechslung gesorgt ist, geht der Daumen klar nach oben.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle