VARIOUS ARTISTS - Straight Out Of Vennesla Vol. II
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Diverse
- Label:
- D's Harmony Records
- Release:
- 28.04.2006
- RAMP - Lobster
- THE LAUNDRY - Why
- INCHI - Click #
- SCROTUMBABES - Graze
- MANIA - Burn To The Ground
- SECOND SHADOW - Hand Of Murder
- ASK B - Messiah 06
- TRAIL OF TEARS - Carrier Of The Scars Of Life
- GREEN CARNATION - 9-29-045
Wie lebendig die Musikszene im norwegischen Vennesla ist, konnten Caroline Traitler und ich kürzlich mit eigenen Augen und Ohren erleben, als wir auf Einladung des "Straight Out Of Vennesla"-Erfinders Dagfinn Bjelland dem dazugehörigen Release-Festival im idyllischen Kristiansand beiwohnten. Aus offenbar purer Langweile und Frustration gründen sich dort Formationen von radiotauglichem Rock bis zum härtesten Death Metal, um in die Fußstapfen der bereits international erfolgreichen musikalischen Vertreter dieser Region wie IN THE WOODS..., TRAIL OF TEARS, GREEN CARNATION oder COMMUNIC, zu treten. Neben dem engagierten Einsatz von "Mr. D" leistet auch das preisgünstige Jailhouse-Studio, in dem die auf der Compilation enthaltenen Songs aufgenommen wurden, gute Schützenhilfe.
Die letzten beiden Tracks von TRAIL OF TEARS ('Carrier Of The Scars Of Life') und GREEN CARNATION (das fünfzehneinhalb Minuten lange '9-29-045') sollen vermutlich als zusätzlicher Kaufanreiz dienen, wobei sie bereits auf dem jeweils letzten Studioalbum der betreffenden Bands um den wundervollen Vokalisten Kjetil Nordhus enthalten waren und hier zwei exklusive neue Stücke vielleicht mehr Werbewirkung gehabt hätte. Wobei die Qualität der Werke der übrigen sieben, noch unbekannten Künstler mit diesen beiden tollen Songs durchaus mithalten kann.
RAMP (http://www.ramphouse.com) servieren mit 'Lobster' ein äußerst fröhlich zappelndes Tierchen, das zwischen treibendem Rock mit einer winzigen Prise Punk, einer markanten Hookline, gelungenen Breaks und einem großartigen hymnischen Refrain hin- und herkrebst. Wäre auch in deutschen Rock-Clubs garantiert ein Tanzflächenfeger.
THE LAUNDRY (http://www.laundrymusic.tk), von Caro treffend "irgendwo zwischen R.E.M. und den Schweden KENT" eingruppiert, begeistern in 'Why?' mit melancholischer, aber dennoch völlig kitschfreier Rockmusik, die vor allem von der warmen Stimme von Sänger Martin geprägt wird. Im positiven Sinne äußerst kommerziell!
INCHI (http://www.inchimusic.com) kredenzen punkige Vibes mit Elementen von Emo und Rock und garnieren das ganze mit einer leicht schrägen Note. Vor allem die Gitarrenarbeit von Dagfinn Bjelland sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert. Mit 2:51 Minuten ist 'Click #' der kürzeste Song des Samplers, dadurch aber sehr auf den Punkt gebracht und mit einer ähnlichen Partytauglichkeit wie die Musik von Deutschlands Punkrock-Vorzeigeband DIE ÄRZTE.
Die SCROTUMBABES liefern mit 'Graze' einen treibenden Rock-Song mit dezenter Grunge-Note. Der Bass knarzt herrlich tief, die Riffs sind vielleicht eine Spur zu monoton, machen dies aber durch ein paar abgefahrene Effekte im hinteren Drittel wieder wett. Ziemlich groovig, aber insgesamt der schwächste Song der CD.
MANIA stehen für die härtere Seite der Region. 'Burn To The Ground' ist ein Death Metal Song im Midtempo mit überwiegend tiefen Growls und nur vereinzelten hohen Screams. Nicht ganz meine Baustelle, aber das sphärische Intro und die Tempowechsel (natürlich inklusive Doublebass-Parts) sorgen für die nötige Abwechslung.
SECOND SHADOW (http://www.secondshadow.net) agieren sogar noch eine ganze Ecke derber, wobei der Rumpel-Pumpel-Sound herrlich zu dem rohen Geknüppel passt. Außerdem passiert in 'Hand Of Murder' alle 30 Sekunden was Neues, von treibenden Rhythmen über schleppende Groove-Parts bis zu wildem Gemetzel, das ganze unterlegt von Jon Vassbøs "ich kratz gleich ab"-Geröchel. Eigentlich mag ich so was überhaupt nicht, aber diese Naturkatastrophe bläst einen einfach um!
ASK B (reinhören kann man unter http://www.jailhouse.no) stehen in 'Messiah 06' für doomigen Stoner-Rock mit Hardcore-Einsprengseln. Genau wie bei INCHI sorgt Dagfinn Bjelland für die markanten Vocals, wobei sein Spektrum (von flüsterndem Schmeicheln bis zu wütendem Geschrei) hier noch etwas breiter ausfällt, und ein Gitarrensolo hier und da lockert diese siebenminütige Dampfwalze ebenfalls auf. Sehr intensiv!
Beziehen kann man die Scheibe für leider nicht gerade billige 120 Kronen (ca. 15 Euro) über http://www.dsharmonyrecords.com. Aber vielleicht wird eine der Formationen ja der norwegische Export-Schlager von Morgen, und dann könnt ihr stolz behaupten, dass ihr das ja schon immer gewusst habt ...
Anspieltipps entfallen: Ich glaube kaum, dass man den Sampler hierzulande probehören kann.
- Redakteur:
- Elke Huber