VARIOUS ARTISTS - Street Attack Vol.6
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Punk/Metal
- Label:
- Noisgate Productions
- INTRAVENOES - 'We Are Back'
- SLUTS N - 'Partykiller'
- RAUSCHANGRIFF - 'Kind Of The Punk II'
- MELODIC IN FUSION - 'Emptyv'
- DIVE - 'Help Me'
- EDGE OF THORNS - 'Lost'
- POSTNUCLEAR DEATHMASS - 'Eine romantische und grausame Brutalität...'
- PAINFUL TRUTH - 'Welcome To The Other Side'
- BUMBLE BEE - 'New Boy In Town'
- DANITARY NAPKINS - 'One Of Those Days'
- ROUGHCAST - 'Prototype'
- CORROSIVE-4 - 'Sometimes'
- STONECRUSH - 'The Way'
- PINHEADZ - 'Generation Conflicts'
- XARECROWS - 'Steine' (live)
- DAS ÜBEL - 'Geld für Gewalt'
- DIE BEUTELZ - 'Ein schöner Tag'
- OXYDATION - 'Saddam im Keller'
- FLUTWELLE - 'Sad Ehcsinatas Deil' (Exorzisten Version)
- DESTRUKTIVER HÖRSTURZ - 'Ungeheuer'
- AMDAMDES - 'Es lebe der Punk'
- BLOINK 110 - 'Punkrock Therapie'
- NO BRAIN NO PAIN - 'Use Your Day'
- SAINT COCAINE - 'Blood By Blood'
- STORAGE - 'Goin On'
- ALL BY MYSELF - 'Alright'
- INSERT COIN - 'Journey To Myself'
Der Sampler "Street Attack" geht in die sechste Runde. Somit sollte man meinen, dieses Prinzip habe sich bewährt. Normalerweise muss schließlich die Qualität stimmen, wenn etwas besonders auf längere Sicht bestehen soll.
Obwohl im Titel nicht das Wort "Punk" steht, ist es mehr oder weniger unterschwellig an allen Ecken und Kanten des Albums zu finden. So assoziiert man mit Straßenkämpfen, auf die zweifellos mit dem Titel und dem Cover (was bei den verschiedenen Ausgaben übrigens nie wechselt) hingewiesen wird, gleich die Chaostage. Umso überraschter ist man dann beim ersten Hörgenuss, eingangs mit INTRAVENOES auf einen Hardcore-Opener zu stoßen. Mit dem Titel 'We Are Back' versetzt man zwar höchstens Zwerge, aber als Begrüßung scheint dieses Lied recht gut geeignet. SLUTS N werden dann schon richtungsweisender, nicht nur in Bezug auf den Inhalt, sondern auf die Machart beim Produzieren. Deren Lied "Partykiller" klingt nämlich wie dreimal von Tape zu Tape überspielt, beziehungsweise so, als hätte man vergessen, die Folie vom Gitarrenverstärker zu entfernen. Rein inhaltlich aber wirklich nicht schlecht. Diese Rohkost lässt zeitgenössische Genrezusammenstellungen fast steril erscheinen.
Das wohl beste Lied des Albums kommt von MELODIC IN FUSION und hört auf den Namen 'Emptyv'. Hier wurde sowohl bei der Namensfindung als auch bei der Umsetzung unter allen Bands dieses Samplers der größte Einfallsreichtum an den Tag gelegt. Danach geben DIVE ihre ganz passable Postgrunge-Hymne 'Help Me' zum Besten und auch 'Lost' von EDGE OF THORNS kann noch recht gut überzeugen. Aber spätestens PAINFUL TRUTH brechen zum ersten Mal alle Dämme. Da wird peinlich bei Metalgrößen wie IRON MAIDEN geklaut, nur dass der Sänger immer an den völlig falschen Stellen auf das sattellose Fahrrad springt. Bis zur Hälfte der Albumlaufzeit bewegen sich die Beiträge allerdings meist zwischen gutem Mittelmaß und wirklich gut. Wohl ein Verdienst dessen, dass man bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich die Metalschiene bedient hat. Sowohl ROUGHCAST als auch STONECRUSH können trotz miserabler Soundqualität punkten, und CORROSIVE-4 erinnern mit 'Sometimes' sogar irgendwie an die Debützeiten von COAL CHAMBER.
So weit so gut, bis man das heimische urige deutsche Punk-Terrain betritt. Leider kann dieser Wechsel nicht an den bisherigen guten Gesamteindruck anschließen. Statt Qualität zu präsentieren, wird es zunehmend diskussionswürdiger. Hier wird krampfhaft versucht, jedes noch so dämliche Punk-Klischee zu bedienen. Hirnrissige Verallgemeinerungen und idiotische Ansichten reißen das inhaltliche Niveau ins Bodenlose! Besonders ironisch: Dem Lied 'Steine' von XARECROWS mit höchst "pazifistischen" Texten à la "Steine sind zum Werfen da" folgt ausgerechnet die Band DAS ÜBEL mit 'Geld für Gewalt' und den Zeilen "Fast alle Bullen dieser Welt verdienen mit Gewalt ihr Geld". Da sträuben sich dem gebildeten Hörer die Nackenhaare. Soll uns der arme randalierende Punk jetzt leid tun, weil er nach seinem Steinwurf für die Kameras am ersten Mai vom bösen Polizisten einen Gummiknüppel in die Fresse kriegt? Da vergeht einem glatt der Bock darauf, zu erwähnen, dass zumindest der der Refrain von 'Geld für Gewalt' sehr gut ins Ohr geht.
Ansonsten wird es bei QXYDATIONs 'Saddam im Keller' und 'Ungeheuer' (leider auf das Geschlechtsteil des Protagonisten bezogen) von DESTRUCTIVER HÖRSTURZ belanglos, und bei Bandnamen wie BLOINK 110 ärgerlich.
Letztlich macht sich die ernüchternde Erkenntnis breit, dass in der Praxis der Erfolg dieser Scheibe, und somit die Berechtigung, immer wieder eine Fortsetzung herauszubringen, nicht direkt auf Qualität beruht, sondern auf Attitüde. Viele Titel brüllen nämlich genau den Scheiß heraus, den die breite visionslose Punkmasse hören will.
Den wirklich guten Liedern auf Seiten des Metal und auch teilweise des Punk wird leider durch miserable Aufnahmequalität der Wind aus den Segeln genommen. Das soll aber nicht heißen, dass diese nicht vorhanden sind! So viel müsste sich also gar nicht ändern, um aus diesem Sampler eine Perle zu machen. Nur einige Punkbands sollten mal lernen, bis drei zu zählen und keine Lieder zu schreiben, die dumm sind wie fünf Meter Feldweg.
Anspieltipps: MELODIC IN FUSION – 'Emptyv', DIVE – 'Help Me', CORROSIVE-4 – 'Sometimes'
- Redakteur:
- Michael Langlotz