VARIOUS ARTISTS - VESPERO / ZONE SIX - The Split Thing
Mehr über Various Artists
- Genre:
- Psychdelic Rock / Space Rock
- Label:
- Transubstans
- Release:
- 29.06.2012
- VESPERO - Nullus
- VESPERO - Clouds
- VESPERO - Lifeless Pillars
- ZONE SIX - Babapapatantramanta
Deutsch-russische Psychedelic-Freundschaft
Es gibt sicher nur wenige Split-Releases, die mit wenigen Songs tatsächlich auf Albumlänge kommen. Dies ist aber auch größtenteils der Tatsache geschuldet, dass die meisten Releases dieser Art entweder in der Rotzrock-Szene oder im extremeren Metal-Underground publiziert werden. Die psychedelischen Klänge schienen bis dato für eine solche Kollaboration nicht gemacht, was sich angesichts der jüngsten Erfolge einiger Transubstans-Kapellen eventuell schon sehr bald ändern könnte. Auf "The Split Thing" machen die südrussischen Space-Progger von VESPERO und ihre deutschen Kumpels von ZONE SIX den Anfang und schaffen ein Aufeinandertreffen, welches trotz der stilistischen Nähe absolut ungewöhnlich ist. Denn der Umstand, dass man die eine Band mag, bedeutet in diesem Fall noch lange nicht, dass man den Part der anderen ebenso zufrieden in sich aufsaugt.
Schon VESPERO sind keine Combo, die man direkt im ersten Durchlauf bedingungslos ins Herz schließen möchte. Die Band zaubert psychedelische Noten hervor, mixt sie mit Classic-Rock-Elementen der 60er und 70er, schmeißt das Ganze in die Prog-Maschine und lebt im Großen und Ganze das absolut ursprüngliche, musikalische Science-Fiction-Feeling. Zumindest zwischenzeitlich liegt der Gedanke nicht fern, dass die Südrussen in ihren drei Nummern auch auf so manchem Soundtrack früherer Tage einen erfolgreichen Flirt mit Kirk und Spock hätten führen können. Lediglich die Tatsache, dass vor allem 'Clouds' und 'Lifeless Pillars' relativ sperrig sind und ihre Orgel-vs-Synthie-Flächen nicht immer für die erhoffte Ordnung sorgen, hindert VESPERO daran, einen wirklich rundum zufriedenstellenden Eindruck zu hinterlassen.
ZONE SIX wiederum sind ein ganz schwieriger Fall, eine Love-it-or-hate-it-Geschichte, die sich von der ersten bis zur letzten Sekunde des rund 25-minütigen Single-Tracks zieht. Die deutschen Space-Rocker suhlen sich geradezu in ihren experimentellen Arrangements und dem Repeat-Modus, den sie in ihren ausufernden Jam-Apparat eingebaut haben. Hier werden alle Grenzlandschaften der psychedelischen Rockmusik erkundet, dies aber mit einer Ausdauer, die irgendwann gar nicht mehr notwendig ist. Denn auf Dauer bringen ZONE SIX zu wenige Neuerungen in 'Babapapatantramanta' ein, als dass die Spannung über die knappe halbe Stunde aufrecht erhalten bliebe. Es ist sicher interessant und vor allem riskant, was die Band hier anstellt - aber ein paar prägnante Elemente an entsprechender Stelle und eine knackigere, kompaktere Struktur wären am Ende vielleicht liebenswerter gewesen und hätte dem kulinarischen Teil des Ohres definitiv mehr gemundet, als diese ewig lange Session, die bisweilen etwas ziellos wirkt.
Doch auch wenn hier und dort ein paar Längen auf "The Split Thing" einwirken und die Sache nicht völlig rund ist, ist der Release eine feine Sache. Denn er zeigt, wie gewaltig die Szene gewachsen ist und wie kreativ einzelne Truppen den aktuellen Hype nutzen - auch wenn hier längst noch nicht alles glänzt, was goldfarben ist. Aber sowohl ZONE SIX als auch VESPERO sollte man sich, gerne auch in diesem Verbund, dringend mal zu Gemüte führen.
Anspieltipps: Nullus, Babapapatantramanta (partiell)
- Redakteur:
- Björn Backes