VARMIA - Bal Lada
Mehr über Varmia
- Genre:
- Pagan Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- M-Theory Audio
- Release:
- 12.03.2021
- 1. Woanie
- 2. Bielmo
- 3. Ruja
- 4. Upperan
- 5. Nazachód
- 6. Zari Deiwas
- 7. O
- 8. Głody
- 9. Ten Blask Co Po Nim Śmierć
- 10. Koniec
Live-Album voll mit im Baltikum verwurzelten Black Metal
Die polnische Band WARMIA wurde 2016 vom Gitarristen und Sänger Lasota gegründet. Der Name der Band beruht auf der historischen Region Warmia im Norden Polens. Sie lässt den ethnischen Geist in ihre Musik einfließen, indem sie traditionelle baltische Instrumente (zum Beispiel Tagelharpa, Ziegenhorn, Holztuba und Krivula) verwendet. Das Material für das dritte Album wurde vollständig live in einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert aufgenommen wie schon bereits bei den beiden Vorgängeralben "Z Mar Twych" und "W Ciele Nie", denn VARMIA bevorzugt den natürlichen und authentischen Klang. In Form von Shouting und Screaming vorgetragene polnische Texte und Black-Metal-Klänge werden lediglich unterbrochen, wenn die alte Technik des "weißen Gesangs" verwendet wird, die bei alten ostmitteleuropäischen Ritualen, Übergangsriten und Festen Anwendung findet. Das Ergebnis erinnert an frühe Werke von ENSLAVED sowie an SATYRICON, WOLVES IN THE THRONE ROOM und WARDRUNA. Das Cover-Artwork wurde von Bandmitglied Piotr gestaltet, welcher sämtliche ethnischen Instrumente spielt.
"Der Albumtitel ist ein Wortspiel", führt Lasota aus. "Er ist offensichtlich in Polnisch, aber sollte auch gut in andere Sprachen übersetzbar werden können. Er bedeutet beides - Ballade und Ladas Ball. Der Begriff Ballade könnte sich auf die literarische Form beziehen, aber auch als trauriges Lied verstanden werden. Lada oder Lado ist ein altertümliche Gottheit, die mit baltischem und slawischem Kulturerbe assoziiert wird. Die Gottheit war höchstwahrscheinlich für Harmonie, Fruchtbarkeit und Wohlergehen verantwortlich. Der Titel repräsentiert unsere Sicht auf das mittelalterliche Konzept des Totentanzes und seine Darstellung in der Danse-Macabre-Allegorie - dem 'Bal' der Lebenskräfte, dem Kreislauf der Zyklen, den ursprünglichen Begierden, den Wünschen und damit den Entbehrungen und Metamorphosen von Fleisch und Geist. Dies ist einerseits ein ritueller Tanz im ältesten Wald, andererseits aber auch der Lebens- und Todeszyklus eines ganzen Universums. Die Texte sind hauptsächlich in polnischer Sprache, doch mit einigen Elementen der alten preußischen Sprache. Folge dem Mond und geh hinein in die stillen Wälder von Warmia."
In 'Woanie' (deutsch: Schrei) wird der Hörer von Naturgeräuschen und dann auch Percussion begrüßt, bevor der Metalsound einströmt. Nachdem sich der Klargesang angeschlossen hat, endet der Opening Track, der von Lasota als Beschwörung bezeichnet wird, für sich gesehen recht abrupt. Jedoch geht er nahtlos in die zweite Single 'Bielmo' über, welche guten typischen Black Metal und Shouting bzw. Screaming beinhaltet. Dabei wird wie auch bei weiteren Albumtiteln zwischen Mid- und Up-Tempo gewechselt. Lasota erklärt: "Bielmo bedeutet Grauer Star oder Leukom. Die Alten sagen, dass der Blinde mehr sieht. Er ist der Hochbegabte. Und so weinen wir darum, blind gegenüber den Lichtern zu sein, dem ablenkenden Schimmer. Lasst uns den Blick nach innen richten." Anfangs scheinen sich bei 'Ruja' (deutsch: Hitze) zwei Gitarren ein kleines Duell zu liefern. Mit Einsatz des Gesangs entscheiden sie sich dann aber doch zum Zusammenspiel. Stellenweise bietet der Song für diejenigen Potenzial zum Mitsingen, die der polnischen Sprache mächtig sind. Nur der Instrumentalteil war für meinen Geschmack ein bisschen zu lang.
Das Lied 'Upperan' (deutsch: Opfer) beweist in ansprechender Art, dass die Verbindung von Metal mit traditionellen Elementen gut funktioniert. Zum Beispiel bettet sich die Stimme der Gastsängerin Jagna und das Ziegenhorn als sympathische Abwechslung in den Song ein. Die Metal-Klangkulisse ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern geschaffen. 'Nazachód' (deutsch: im/nach Westen) ist ein flottes Stück klassischen Black Metals, auch wenn im letzten Drittel mal das Ziegenhorn in Erscheinung tritt. Gegen Ende empfand ich das Lied dennoch kurzzeitig leicht anstrengend. Am Anfang von 'Zari Deiwas' (preußische Gottheit) und später nochmals ertönt zweistimmiger Gesang, schwer von Gitarre und Schlagzeug hinterlegt. Am instrumentalen Zwischenteil beteiligen sich ebenfalls die traditionellen Instrumente. Der Metal-Anteil verbleibt aber wie auch sonst im Vordergrund. 'O' wartet eingangs mit mehrstimmigem Gesang gefolgt von traditionellen Instrumenten auf. Die modernen Instrumente mischen sich diesmal sachte unter. Nur im Refrain und gegen Ende sind sie etwas stärker zu hören. Sogar Kehlgesang kommt in 'O' zum Einsatz.
'Głody' (deutsch: Hunger) beinhaltet Black Metal, bei welchem zwischendurch auch mal Klargesang statt Shouting und Screaming zu hören ist. Der Instrumentalteil wurde erneut von traditionellen Instrumenten flankiert. Mein Lieblingsstück von "Bal Lada" startet langsam und schwer-düster. Nach knapp zwei Minuten wird der Sound voller und 'Ten Blask Co Po Nim Śmierć' (deutsch: das Leuchten nach dem Tod) nimmt anschließend Fahrt auf. Später taucht die Tagelharpa als Echo zur Gitarre auf, bis sich die Gitarre alleine absetzt. Dafür empfängt die Tagelharpa den Hörer im Finalstück, doch schon nach einer halben Minute wird 'Koniec' (deutsch: Ende) flinker, um in Black Metal überzugehen. Mittig begleitet die Tagelharpa nochmals den langsamen Black-Metal-Part. Aufgepasst: Das Lied endet nicht nach fünf Minuten, sondern wird an dieser Stelle nur für eine Minute unterbrochen.
Zusammenfassend meine ich, dass sich das fast einstündige Album ohne Ausreißer von Anfang bis Ende gut durchhören lässt. Die Wechsel in Tempo und Gesangsstil lassen keine Langeweile aufkommen. Bei jedem Stück ist die Herkunft klar erkennbar. "Bal Lada" kann zweifellos weiterempfohlen werden.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt