VELVET REVOLVER - Contraband
Mehr über Velvet Revolver
- Genre:
- Rock
- Label:
- BMG
- Release:
- 07.06.2004
- Sucker Train Blues
- Do It For The Kids
- Big Machine
- Illegal I Song
- Spectacle
- Fall To Pieces
- Headspace
- Superhuman
- Set Me Free
- You Got No Right
- Slither
- Dirty Little Thing
- Loving The Alien
Der Name klassisch, die Besetzung ebenso. Die Band, die schon seit langer Zeit durch sämtliche Medien geistert, hat endlich ihr erstes Album fabriziert. Doch was heißt schon "endlich", wenn man an die Ex-Band von drei hier tätigen Musikern denkt, die unter der Leitung eines offenbar mittlerweile ziemlich verrückten Genies seit knappen zehn Jahren ein weiteres Album ankündigt? Worauf diese Einleitung hinführen soll, weiß längst jeder: Drei Ex-Musiker von GUNS N' ROSES und der Sänger der mittlerweile auch aufgelösten STONE TEMPLE PILOTS haben eine neue Band, in der außerdem mit Dave Kushner ein talentierter zweiter Gitarrist mitspielen darf, der bisher auch nicht gerade für kleine Namen (u.a. DAVE NAVARRO) tätig war, und nennen sich (schlicht wie genial) VELVET REVOLVER.
Was wurde darüber geschrieben, diskutiert, wie wurde diese Band bereits im Vorfeld totgeredet, hochgejubelt. Die Realität ist leider ernüchternd und kann mit dem bereits im Zuge des "Hulk"-Soundtracks veröffentlichten Vorab-Songs 'Set Me Free' in keiner Weise mithalten. Selbiger: Ein klassischer Rock-Groover, klingt genau wie er klingen sollte, vereint Slashs typische Gitarren mit der ebenfalls unverkennbaren Rockstimme von Scott Weiland und ließ mit Blick auf VELVET REVOLVER eben auch ein kleines bisschen auf diese eine Band hoffen, die eigentlich fehlt, seit GUNS N' ROSES abgetreten sind: So richtiger Rock n' Roll eben. Schmutzig, erdig, großpurig inszeniert, weltweit erfolgreich und mit endlos geilen Gitarrensoli. Deswegen packen die Jungs den Song auch auf "Contraband" noch mal drauf. Sicherheitshalber.
Fangen wir doch von vorne an: Der erste Durchlauf enttäuscht. Der zweite auch. 'Set Me Free' sticht heraus, auch das grandiose 'Slither', die erste offizielle Single, die schwer rockend ein bisschen an die allgegenwärtigen ALICE IN CHAINS erinnert und im Grunde das verkörpert, was man in feuchten Musikfreak-Träumen von diesem Album eigentlich vorab gedacht hat. Dem Rest haftet irgendwie eine BON JOVI-Attitüde an. Stadionrock. Auf den ersten Blick.
"Contraband" wirkt auf mehreren, sich programmatisch durchaus widersprechenden Ebenen, die aber in der letztendlichen Songform trotzdem homogen klingen: Die Gitarren und der Gesang der STONE TEMPLE PILOTS, die Attitüde und die Soli von GUNS N' ROSES, und eine leider etwas gezwungene "Hit-Mentalität", die teilweise zu langweiligen, zu bewusst modernen und manchmal gezwungenen Songs führt.
Ein Spätzünder ist es außerdem, dieses widerspenstige 13-Song-Werk. 'Do It For The Kids' wirkt irgendwann, vielleicht dann, wenn man sämtliche Erwartungen weggeworfen hat und sich darauf einlässt, die beiden recht unmelodiösen Alternative-Balladen (vor allem 'Loving The Alien') ziehen natürlich ebenfalls. Und dann ist da noch 'Fall To Pieces', dessen Gitarren an ein gewisses Debütalbum erinnern, das die Musikwelt ein bisschen veränderte und welches sich nach und nach auf die Stufe der richtigen Highlights begibt. Obwohl es eine Powerballade ist.
Von der jugendlichen Frische, die GUNS N' ROSES auf "Appetite For Destruction" versprühten, ist allerdings nicht mehr viel vorhanden, eher wirkt "Contraband" als Antithese zu selbigem: "Wir sind immer noch alle am Leben, wir wollen immer noch rocken und haben nichts mehr zu beweisen. Also, lasst uns anfangen." VELVET REVOLVER klingen, und vielleicht ist das die große Enttäuschung, die man in dem Album sehen kann, im Endeffekt genau wie auf dem Papier nachzulesen: Drei alternde Musiker einer der größten Rockbands der Achtziger und Neunziger führen nach knapp zehn Jahren ihr Programm dort weiter, wo sie es damals beendet haben und lassen sich dabei von einem durch jahrelangen Heroin-Konsum aufgezehrten Grunge-Helden anführen, der sich nicht ganz sicher ist, wo die Reise denn hingehen soll. Dass dabei dann doch ein paar wirklich gute und spannende Songs herauskommen, wirkt dabei eher wie ein unbeabsichtigtes oder zufälliges Nebenprodukt und nicht wie das angestrebte Ziel dieser zweiten großen Elefantenhochzeit des Musikbusiness der letzten Jahre.
Die Erwartungen haben VELVET REVOLVER zwar hiermit mehr oder weniger erfüllt, das Potenzial, das hinter dieser Kollaboration steckt, wurde allerdings alles andere als voll ausgeschöpft. Zumindest liegt das musikalische Niveau beider Vorgängerbands jeweils deutlich höher als selbiges auf "Contraband", wobei man an dieser Stelle eine kleine Phrase einwerfen muss: Es ist noch nicht aller Tage Abend, und diese Band könnte, wenn sie nicht an internen Querelen zerbricht, immer noch großartig werden. Man darf schließlich auch nicht vergessen, dass wir es hier trotz allem mit einem Debütalbum zu tun haben. Irgendwie. Bis dahin: Befriedigend, mit Blick auf die Akteure aber eher ausreichend, was allerdings nichts an der wirklich herausragenden Qualität von 'Slither', 'Set Me Free' und 'Fall To Pieces' ändert, genauso wenig aber den Rest besser macht.
Anspieltipps: Slither, Set Me Free, Fall To Pieces
- Redakteur:
- Sebastian Baumer