VENOM - Hell At Hammersmith - Live In London (DVD)
Mehr über Venom
- Genre:
- Heavy Metal (NWoBHM) / proto Black Metal
- Label:
- e-m-s
- Release:
- 21.07.2005
- Too Loud
- Black Metal
- Nightmare
- Countess Bathory
- 7 Gates Of Hell
- Bass Solo
- Buried Alive
- Don't Burn The Witch
- In Nomine Satanas
- Welcome To Hell
- Warhead (incl. Guitar Solo)
- Schitzo
- Satanachist
- Bloodlust
- Witching Hour
Aus der alten Metal-Garde gibt es drei Frontmänner, vor denen ich - wenn schon nicht mich Wayne-&-Garth-mäßig in den Staub werfen - zumindest doch jederzeit den (nicht vorhandenen) Hut ziehen würde. Es sind dies Ian "His Lemmyness" Kilmister of MOTÖRHEAD, Bobby "Blitz" Ellsworth von OVERKILL - und der Chefcharismatiker von VENOM, Conrad Thomas "Cronos" Lant.
1985 traten die Giftmischer im legendären Londoner Hammersmith Odeon auf, wo das bei Neat Records erschienene VHS-Video "Hell At Hammersmith. VENOM Alive In 85" aufgezeichnet wurde. 2005 erfolgte die Wiederveröffentlichung auf DVD bei e-m-s. Die Bildqualität war bei VHS naturgemäß nicht die beste, und beim Umspielen so belassen zeigen sich auch auf dem digitalen Medium bisweilen Artefakte in Form von verschwommenen Querstreifen um schneller bewegte Objekte. Die Tonqualität dagegen entspricht damaligen Standards, was nicht verwundert, bietet VHS doch zumindest in der Theorie bessere Möglichkeiten als die handelsübliche CD.
Aber nun zum Wesentlichen: Dem Auftritt an und für sich.
In der Besetzung Conrad "Cronos" Lant (Tieftöter, Rostflockenkehle, Zunge), Tony "Abbadon" Bray (Kuhmord, Tierhautmisshandlung, Treppensturz), Jeff "Mantas" Dunn (Speedriffing, Luftkriegbeschallung, Dilldopp) huldigten VENOM im Hammersmith zu London dem Bösen, Schlichten, Hässlichen. Konkret heißt das: Heavy, Thrash/Speed und Black Metal vom Gröbsten. Auf den fast schon punkig runtergerissenen Opener folgt mit 'Black Metal' der erste Klassiker der Kultband, der hier ebenfalls mehr schnell als packend runtergerotzt wurde. Doch spätestens beim NWoBHM-typischen 'Nightmare' hatte sich die Band eingespielt und sorgt auch bei mir hellauf für Begeisterung. Man merkt den Jungs einfach an, dass sie in ihrer Show voll aufgingen, kurze Kameraschwenks in die ersten Reihen des Publikums beweisen, dass sie damit nicht allein waren. Wir reden hier von einer Zeit, in der Multimedia noch längst nicht so allseits präsent war wie heute, und entsprechend unbedarft und frisch wurde hier der audiovisuelle Überschwang aus manischen Musikern mit martialischem Nietenbesatz, damaliger State-of-the-Art-Technik aus hohen Marshallwänden, groß angelegter Lightshow vor dämonischem Hintergrundbild und natürlich hartem, schnellen, rotzigen und düsteren Heavy Metal sowie später auch heftigem Einsatz von Rauchschwaden und Pyroeffekten abgefeiert.
Cronos ist einer der wenigen Leute, die man sich auch heute noch in Spandexhosen anschauen kann, ohne das kalte Kotzen zu kriegen - und Mantas ging an diesem Abend einfach nur ab wie Sau. Leider wurde Abaddon die meiste Zeit über nicht ganz so gut in Szene gesetzt: Oft ist er nur im Hintergrund zu sehen, und sonst blickt man ihm meist bloß über die Schulter. Auch zeigen die Close-ups zu Anfang des Videos nicht immer ideale Bildausschnitte. Dafür aber ist dem Schnitt äußerst angenehm zu folgen. Bei 'Countess Bathory' etwa wirkt er sinnvoll unterstützend, indem er die Dynamik von Song und Bühnengebaren gut zum Ausdruck bringt. Etwas atmosphärischer angelegte Stücke dagegen, wie '7 Gates Of Hell', Cronos' extensives 'Bass Solo' (in welchem er allerlei melodischen Noise aus seinem Tieftöner holt und wilde Purzelbäume schlägt) oder die Black-Metal-Blues-Ballade 'Buried Alive' sind eher gleichförmig geschnitten, bedienen sich bisweilen auch sanfter Überblendungen oder hin und wieder längerer statischer Kamerapositionen. Doch zumeist bleibt tüchtig Bewegung im Spiel, etwa bei den von Band und Publikum frenetisch abgefeierten Titeln 'Don't Burn The Witch' und 'In Nomine Satanas'.
Zwischendurch sieht man Kameraleute über die Bühne hechten, und schließlich hat sich Cronos an seinem Halsband derart wund gescheuert, dass ihm das Blut die Brust herabzurinnen beginnt: 'Welcome To Hell'! Diesen Kracher hätte man live ruhig etwas druckvoller abmischen können, da ist man vom Album doch anderes gewohnt; aber auch so macht der Song tierisch Laune und wurde auch schön scharf und flott dargeboten. Eines der Highlights dieser Aufzeichnung folgt mit 'Warhead (incl. Guitar Solo)', einem für VENOMs Verhältnisse geradezu doomigen Stück. Doch auch das recht thrashig gespritzte 'Schitzo' vom Album "Welcome To Hell" weiß mitzureißen. 'Satanachist' gar klingt so zeitlos, dass es auch mit heutigen Brechern noch locker mithalten kann. Wohl weil VENOM für dieses Konzert die Auflage bekamen, nicht gar so viele Pyros hochzujagen wie bei ihrem letzten Auftritt, hob man sich die größten Effekte bis kurz vor Schluss auf. Beim schnellen 'Bloodlust' und dem finster sägenden Rausdrescher 'Witching Hour' wurde dann schließlich alles gegeben, was noch an Energie verblieben war. Hell yeah!
Zum Preis von einem Zehner sollte diese ganz ohne jeglichen Schnickschnack daherkommende DVD jedenfalls für alle VENOM-Fans, die nicht im Besitz der Original-VHS sind, einen freudig getätigten Pflichtkauf darstellen.
Meine Anspieltipps sind: Countess Bathory, Bass Solo, In Nomine Satanas, Warhead, Schitzo, Bloodlust, Witching Hour.
- Redakteur:
- Eike Schmitz