VERITERAS - The Dark Horizon
Mehr über Veriteras
- Genre:
- Melodic Death Metal / Melodic Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 11.04.2024
- Certainty
- Celestial Darkness
- Abyss
- Last Rites
- Sanctuary
- Manufactured Dreams
- Blinding
- Retrograde
- Light In The Darkness
Toll komponierte und umgesetzte Verneigung vor den goldenen Melodic-Death-Tagen.
Seattle war schon immer eine spannende Stadt, wenn es um das Thema Musik geht. Da sollte es niemanden verwundern, dass auch 30 Jahre nach dem großen Grunge-Hype aus der Stadt im Nordwesten der USA noch immer spannende Newcomer erwachsen. Im Falle von VERITERAS könnte die Assoziation mit der Grunge-Bewegung allerdings nicht weiter von der Realtität entfernt liegen, denn der Vierer, der aus Mastermind Santtu Winter (Gitarre), Sean Osterberg (Gitarre, Gesang), Jason Gooselaw (Bass) und Major Bruno (Schlagzeug) besteht, schielt seit der Gründung im Jahr 2019 musikalisch deutlich eher auf die melodischen Death-Metaller Skandinaviens. "The Dark Horizon" markiert dabei dieser Tage den zweiten Release der noch jungen Karriere und folgt dem vielversprechenden Debüt "Shadow Of Death", das inzwischen zwei Jahre auf dem Buckel hat.
Wenn ich dabei eingangs von Skandinavien als Quelle der Inspiration für die Musik VERITERAS gesprochen habe, dann muss dazu gesagt werden, dass die Amerikaner keinesfalls auf die modernere Schule des Melodic Death Metal schielen, sondern mit ihrem Sound recht offensichtlich versuchen, die glorreichen Tage der Neunziger heraufzubeschwören. Überraschenderweise schielt der Opener 'Certainty' dabei weniger in Richtung von Klassikern wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY, sondern hat mit seinem gehörigen Black-Metal-Einschlag viele Parallelen zum Werk von DISSECTION und auch DIMMU BORGIR lässt zumindest vereinzelt grüßen. Gerade die recht prominent eingesetzten Keyboards, die dem Bandsound eine gehörige Portion Epik verpassen, lassen mich dabei sofort an die Norweger um Shagrath denken, während die eisig geschrammelten Gitarren die schwedischen Melodie-Götter eines Klassikers wie "Storm Of The Light's Bane" heraufbeschwören.
Diese grundlegende Ausrichtung bleibt auch das Fundament für die übrige Spielzeit, auch wenn durchaus mehr typische Melodic-Death-Töne des öfteren Einzug in Tracks wie 'Abyss' halten. Gerade die Hymne an den Abgrund hat dabei vielleicht die offensichtlichtste IN FLAMES-DNA, während 'Celestial Darkness' mit einer dezenten Folk-Note auch ein wenig an das WINTERSUN-Debüt denken lässt. Nun ist es ja noch keine große Kunst, die eigenen Einflüsse in einen Topf zu werfen und zu einem altbekannten und beliebten Sound zu vermischen. Viele Bands haben das über die Jahre versucht und sind oftmals daran gescheitert, dass sie eben nicht das gleiche Händchen für kompaktes und zwingendes Songwriting haben wie die eigenen Idole. Nicht so bei VERITERAS. Angeführt von Santtu, dessen skandinavische Wurzeln sich auch gesanglich und lyrisch in 'Last Rites' widerspiegelen, wird mit kompaktem Songwriting, tollen Refrains und allgemein sehr eingängigen Melodienbögen aufgewart. Gerade in den eröffnenden Minuten der Platte haben die Amerikaner dabei einige fesselnde Ohrwürmer im Gepäck, wobei sich mir vor allem das eben bereits erwähnte 'Abyss' als klarer Höhepunkt aufdrängt. Die ganz große Hit-Power geht mit zunehmender Spielzeit zwar danach etwas verloren, aber auch ein Song wie 'Blinding' hat noch zahlreiche tolle Momente im Gepäck, sodass das qualitative Niveau auf "The Dark Horizon" insgesamt unheimlich hoch ist.
So bleibt mir am Ende nicht viel anderes übrig, als allen Fans der skandinavischen Melodic-Death-Schule ein Antesten dieses Silberlings dringend ans Herz zu legen. Gerade wenn ihr vor einer dezent folkigen Note nicht zurückschreckt und auch angeschwärzte Töne mit Hang zur Epik mögt, dürften euch die neun Kompositionen viel Futter liefern. Mich jedenfalls hat der Vierer mit dieser Scheibe vollends überzeugt und wohlige Erinnerungen an die Tage geweckt, die ich noch immer für die Hochzeit des melodischen Todesstahls halte und die heute viel zu selten in dieser Qualität zitiert werden.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs