VERLORENE JUNGS - ... für ein Stück Leben
Mehr über Verlorene Jungs
- Genre:
- Punk Rock
- Label:
- Sunny Bastards / Broken Silence
- Release:
- 16.11.2007
- (Ich weiß nich') wohin
- Auseinandergelebt
- Die Liebe deiner Kinder
- Ohne mich
- Freundschaft ist
- Unzerstörbar
- Geh los
- Kinderaugen
- Ich glaube dir
- Manchmal in der Nacht
- Nichts von alledem
- So viel mehr
- 0:52
- Schema F
Nicht erst seit dem endgültigen Aus der BÖHSEN ONKELZ werden die VERLORENEN JUNGS insgeheim als die legitime Nachfolge-Truppe der Frankfurter Urgesteine gehandelt und als solche auch in immer größeren Kreisen abgefeiert. Gerade der Headliner-Gig beim diesjährigen O.F.T.-Festival dürfte die Band endgültig im Szene-Mainstream etabliert haben, wohingegen die musikalische Entwicklung derartige Tatsachen bereits seit den letzten beiden Alben rechtfertigt.
In diesem Sinne darf man den Schritt zu noch kompakteren, inhaltlich doch leichter verdaulicheren Songs als logische Konsequenz des musikalischen Fortschritts werten, jedoch mit dem Abstrich, dass die Band ihren rauen Originalklang mittlerweile weitestgehend abgelegt hat. Rotzt und rockt man sich in der ersten Hälfte des neuen Albums noch durch klassische, punkig angehauchte Deutschrock-Hymnen der Marke Weidner und Co., setzt man im weiteren verlauf von "... für ein Stück Leben" zum größten Teil auf dynamische Grooves und vergleichsweise experimentellen Stoff, der gerade den konservativen Teil der Hörerschaft aufs Äußerste herausfordern dürfte. Inoffizieller Remix-Stoff wie 'Schema F' zum Beispiel ist in diesem Zusammenhang ein wenig unpässlich, Nummern wie 'So viel mehr' und 'Nichts von alledem' sind gewöhnungsbedürftig und nur bedingt überzeugend.
Derartige Kritik hängt aber sicherlich auch vom Standpunkt des Betrachters ab; natürlich kann man die VERLORENEN JUNGS zu ihren kompositorischen Fortschritten beglückwünschen, jedoch muss man auch seine eigene Erwartungshaltung reflektieren, die sich sicherlich beim Gros der langjährigen Fans ein ganzes Stück weit vom letztendlichen Resultat unterscheiden wird. Sicher, Stücke wie '(Ich weiß nich') wohin', 'Ohne mich' und 'Manchmal in der Nacht' werden in der Gemeinde des alteingesessenen ONKELZ-Proletariats bestimmt gerne aufgenommen, 'Unzerstörbar' und 'Ich glaubte dir' zumindest noch akzeptiert. Nur bleibt auch nach mehreren Durchgängen die erhoffte Euphorie aus, was in Anbetracht des gerade jüngst mächtig verstärkten Backkatalogs eher unverhofft kommt. Meines Erachtens ist die partielle stilistische Neuorientierung nämlich nur phasenweise wünschenswert, wobei ich mir diesbezüglich auch gerne Engstirnigkeit vorwerfen lasse. Aber es ist dennoch Fakt: Nicht alle Entwicklungen, die den ONKELZ zu Lebzeiten guttaten, sind auch für ihre Erben sinnig. Im Fall des eher durchschnittlichen "... für ein Stück Leben" wird dies jedenfalls gerade in der zweiten Albumhälfte sehr deutlich. Insofern ist heuer mehr denn je eine vorgeschobene Hörprobe notwendig, um zu entscheiden, inwieweit man den neuen Wegen dieser Band folgt. Gefühlsmäßig ist die nunmehr sechste Platte des Quintetts nämlich kein Fortschritt!
Anspieltipps: Ohne mich, Manchmal in der Nacht
- Redakteur:
- Björn Backes