VERY END, THE - Mercy & Misery
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2011
Mehr über Very End, The
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- SPV (SPV)
- Release:
- 14.01.2011
- Memento
- Ball And Chain
- The Leper
- Rat Nation
- Dead Is The New Aive
- Letters To The Living
- A Hole In The Sun
- For All Things Undone
- Vultures
- Immigrant Song
- Three Zero Nine
- Blacklisted
- Maniac (Bonustrack)
Ruhrpott-Thrash, der trotz aller Moderne auch Freunde in der alten Schule finden wird.
Auch wenn der Bandname eine Art Endzeitstimmung heraufbeschwört, haben die fröhlichen Jungens aus dem Ruhrpöttle mit melancholischer Todesmusik wenig am Hut. Vielmehr tackern die Burschen eine amtliche Packung modernen Thrash aufs Parkett und beweisen dabei sehr viel Spielfreude. Man hört den zackigen Knochenbrechern sofort die Lust und das Vergnügen an, sich den Popo wund zu spielen und vor einer langhaarigen Meute schweißtreibende Riffs zu intonieren. Dicke-Backen-Musik.
Wer jetzt allerdings auf Retro-Geballer oder Bay-Area-Stoff hofft, ist bei THE VERY END an der falschen Adresse. Vielmehr orientieren sich die fünf Essener an modernen Vorbildern und tönen daher auch eher nach aktuellen, denn nach alten EXODUS-Scheiben. Allerdings verfügen sie mit Björn Gooßes über einen Fronter, der zwar gelegentliche Core-Brüller einbaut, dabei aber selten an den Nerven eines älteren Zuhörers zerrt. Das hat alles Gesicht und klingt stimmig. Ohne Wut auf der Lunge macht solche Mucke ja keinen Sinn. Auch klangtechnisch fühlt man sich in der Moderne zuhause und hat mit Waldemar Sorychta einen erfahrenen Mann an den Knöpfchen engagiert. So klingt "Mercy & Misery" druckvoll und transparent. Vor allem der Bass ist gut hörbar abgemischt. Angenehm.
Wer bei den obigen Vergleichen mit modernen Brüllcorekapellen etwas Bedenken bekommen hat, dass THE VERY END zu sehr in diese Richtung tendieren würden, den kann ich beruhigen. Spätestens, wenn die melodischen Akzente beim superben 'The Leper' erklingen, ist die Welt der alten Schule in Ordnung, denn man hört, dass das Quintett trotz aller Härte einen sehr großen Wert auf Melodien legt. Dabei ist es völlig egal, ob diese vom Gesang oder der extrem gekonnt in Szene gesetzten Gitarren intoniert werden. Erwartet also kein reines Riffgeschrubbe. Davon gibt es auf dem Album auch ausreichend zu hören, aber so richtig spannend klingt es immer, wenn die harmonische Melodiekeule aus dem Köcher gezogen wird. Als Beweismittel muss in diesem Zusammenhang noch 'Letter To The Living' genannt werden. Eine Nummer, die mich von Beginn an fasziniert hat und die bis jetzt nichts von ihrer spritzigen Energie verloren hat. Galoppierender Doublebass, auflockernde Akustikpassagen, vielseitiger Gesang und ein Chorus, der sich festsetzt. Toll.
Weniger gelungen finde ich die beiden Coverversionen, die allerdings belegen, dass die Truppe mit sehr viel Sinn für Humor unterwegs ist. 'Maniac' von Michael Sembello zu verwursten, ist schon lustig. Ob man das Prädikat "gut" zieht, bleibt jedem selbst überlassen. Schmunzeln muss ich auf jeden Fall beim Anhören immer. 'Immigrant Song' von LED ZEPPELIN ist da etwas anders gelagert. Das covert man einfach nicht. Da bin ich intolerant.
Insgesamt aber eine sehr amtliche Angelegenheit, die bei mir noch einige Umdrehungen machen wird. Fein, fein.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae