VESANIA - Firefrost Arcanum
Mehr über Vesania
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Empire Records
- Release:
- 20.05.2003
- Path I: Mystherion. Crystaleyes
- Path II: Introit Algor
- Path III: Nova Persei
- Path IV: Algorfocus Nefas
- Path V: Marduke`s Mesmerizing
- Path VI: Moonthrone. Dawn Broken
- Path VII: Introit Focus
- Path VIII: Daemoonion Act II
- Path IX: Introit Nefas
- Path X: Dukedoom Black
Polnischer Black Metal? Muss nicht sein. Das war meine Reaktion vor dem Genuß dieser Scheibe. Es ist unbestreitbar, dass in Polen eine ganze Armada an talentierten Extrem Metal-Musikern zu finden ist, nur spielen die, so scheint es zumindest, alle Death Metal. Selbst eine Band wie BEHEMOTH ist heutzutage mehr Death als Black Metal.
Es ist außerdem genauso unbestreitbar, dass die polnische Black Metal Szene von lauter Nazispinnern durchseucht ist, deren Scheiben kein vernünftig denkender Mensch braucht. Mit VESANIA könnte sich das aber schlagartig ändern. Wenn eine Band mit den Göttern EMPEROR verglichen wird, sollte man zwar vorsichtig sein, aber die Polen schaffen es, diesem Vergleich standzuhalten. Vom Opener 'Mystherion. Crystaleyes' an schafft es die Band, genau das rüberzubringen, was Black Metal ausmacht.
Die Aggressivität und Grimmigkeit wirkt keinesfalls aufgesetzt, sondern erzeugen sofort die einzigartige Stimmung, die Bands wie z.B. halt EMPEROR so gekonnt versprüh(t)en.
Besonderes Augenmerk gebührt hier, aber nicht nur hier, den intelligent eingesetzten Keyboards. Die Sounds verwässern weder die Musik noch klingen sie wie 08/15-Durchschnittsschrott. Und eine Alibifunktion haben sie erst recht nicht, sie sind im Gegenteil mitverantwortlich für die düstere Atmosphäre des Liedes.
Aber Komplimente gebühren auch den anderen Musikern. Der Gesang klingt kalt und grimmig, der Schlagzeuger beherrscht jedes Tempo und die Gitarristen schütteln sich ein gutes Riff nach dem nächsten aus dem Ärmel.
Mit dem Opener und seinem atmosphärischen Mittelteil haben VESANIA ihr Pulver aber noch längst nicht verschossen, sondern legen erst richtig los. 'Marduke's Mesmerizing' ist sehr treibend und glänzt mit majestätischem Midtempo, ein Beweis für die Klasse VESANIAs, in allen Tempi die gewünschte Stimmung zu erzeugen. Bei dem darauffolgenden 'Moonthrone. Dawn Broken' überzeugt die Band dann mit klasse Melodien, eingebettet in einen Track, der den Spagat zwischen Midtempoparts, schleppenden Elementen und Blasts problemlos meistert.
Einfach mag das nie klingen, aber die meist überlangen Songs der Band sind von vornherein auf Abwechslung ausgelegt, den Hörer mit fünf Minuten Hyperspeed zu überfallen, ist nicht Sache der Gruppe. Dabei harmonieren alle Teile miteinander, ohne das die Musik bruchstückhaft wirkt oder gar die Essenz der Musik verloren geht.
Selbst technische Teile, wie in 'Nova Persei', wo VESANIA ansatzlos zwischen stakkato-mäßigen Parts und Blasts hin- und herwechseln, meistern die Musiker mit Stil und echter Klasse. Besonders gut gefällt mir in diesem Zusammenhang auch der Gegensatz bei 'Daemoonion Act II', wo ruhigere Klänge auf pure Raserei treffen und Melodien und Aggression eine gekonnte Symbiose eingehen.
Aber man kann "Firefrost Arcanum" nur als Ganzes begreifen, nicht umsonst werden die sechs Songs mit Intros verbunden und sind alle Tracks mit Part I bis Part X durchnumeriert.
Hat man sich aber erst einmal die Mühe gemacht und "Firefrost Arcanum" die nötige Zeit gegeben, dann offenbart sich ein kleines Black Metal-Meisterwerk. VESANIA schaffen es mit ihrem Debüt den Hörer in ihren Bann zu ziehen und eine Welt voller Kälte, Aggression, Grimmigkeit, aber auch majestätischer Erhabenheit und Schönheit zu entführen.
Dabei stehen die Musiker erst am Anfang ihres Weges, der allerdings für die Zukunft Großes erwarten lässt. Die Polen sind dabei definitiv Black Metal, haben aber keine Scheu, Pfade abseits der breiten Masse zu beschreiten. Der wohl beste Black Metal-Newcomer der letzten Jahre und für Freunde intelligenter, extremer Musik Pflicht!
Anspieltipps: Mystherion. Crystaleyes, Dukedoom Black, Nova Persei, Daemoonion Act II
- Redakteur:
- Herbert Chwalek