VINDEX - Ultima Thule
Mehr über Vindex
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 01.03.2010
- Arctic Circle Daydreaming
- Forever Metalized
- Far Down Under The Ground
- Reptilization
- The Last Of The Mountain Kings
- Denim & Leather
- Ultima Thule
- Siege Of Syracuse
- Back Home
- Once Given Up For Lost
Die Slowaken überlassen die Neoklassik SIGNUM REGIS und erfinden sich mit tollem, hymnischen Teutonenstahl neu.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an die slowakische Band VINDEX, deren erste beide Alben ich euch vor ein paar Jahren vorstellen durfte. Markenzeichen der Band war die sehr eigenwillige und gerade deshalb sehr interessante Mischung aus extrem melodischen neoklassischen Elementen und der Rauheit und Härte des Heavy Metals teutonischer Prägung. Wobei die Härte in erster Linie der Metalröhre von Sänger Ludek Struhar geschuldet war. Nachdem Bandkopf Ronnie König vor zwei Jahren ein rein neoklassisches Projekt namens SIGNUM REGIS aus der Taufe gehoben hat und mit dem Schweden Göran Edman dafür den idealen Fronter gefunden hat, beschloss man im Hause König, mit der ursprünglichen Band nun ausschließlich die härtere, rockigere Gangart zu wählen und die Neoklassik bei SIGNUM REGIS zu belassen.
Das führt auf der einen Seite dazu, dass VINDEX nicht mehr ganz so einzigartig klingt, auf der anderen Seite hat es aber auch den ganz entscheidenden Vorteil, dass so mancher Interessierte, der die Mischung früher als etwas arg seltsam empfunden haben mag, sich nun problemlos für eine tolle Neoklassik-Band wie SIGNUM REGIS oder eben für eine knackige, klassische Heavy-Metal-Riffmaschine entscheiden kann. Und obwohl ich selber die originelle Mischung der alten VINDEX wirklich spannend fand, muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich die Trennung in zwei Bands für eine richtige Entscheidung halte, weil die Zahl derer, die in ihrem Heavy Metal das melodische Gedudel störte bestimmt genau so groß war, wie die Schar der Melodik-und-Klassikfreaks, die sich an dem Schreihals am Mikro störten.
Sei es, wie es wolle. Wir kommen nun zu den neuen VINDEX, wie sie sich auf dem Drittling "Ultima Thule" präsentieren, und die haben es wirklich in sich. Mit einem fett bratenden, aber dennoch klassischen Gitarrensound hauen uns die Herren Gitarristen Ado Kaláber und Filip Koluš herrliche Riffs um die Ohren, glänzen aber ebenso mit melodischen Leads, die wie etwa bei 'The Last Of The Mountain Kings' oder 'Forever Metalized' einige augenzwinkernde Verneigungen vor Klassikern wie Edvard Grieg nicht ganz außen vor lassen. Das ist allerdings viel dezenter als früher und sticht nicht sofort heraus. Die primäre Devise von "Ultima Thule" ist rocken, dass die Schwarte kracht. Die Songs sind weniger verspielt als früher und sehr geradlinig gehalten. So lassen sie Fronter Ludek Struhar allen Raum, seine hymnischen Refrains dominant in Szene zu setzen und ich bin mir sicher, dass diese Band live die Fäuste recken und die Mähnen fliegen lassen kann.
Allgemein ist es den Slowaken erstklassig gelungen, eine sehr authentische Metal-Live-Atmosphäre auf die Scheibe zu bannen, und ein Gastauftritt von Manni Schmitt bei 'Reptilization' stellt natürlich deutlich klar, woher die Band ihre stilistischen Haupteinflüsse bezieht. Vor allem bei Mannis einstigem Brötchengeber GRAVE DIGGER, aber auch bei ACCEPT und ganz alten SAVATAGE. Dabei ist der Gesang sehr eigenständig, aber dabei sicher ein wenig melodischer und dadurch konsensfähiger als etwa der von GRAVE DIGGER. Zum Beispiel im Titelstück glänz Ludek auch in den melodischen Passagen auf ganzer Linie. Hier ist es auch, wo Ronnie König selbst am Bass begeisternde Akzente setzt, die ein bisschen an das gemahnen, was ein Joey DeMaio in seinen ganz großen Tagen Mitte der Achtziger abgezogen hat.
So bleibt ein bärenstarkes Album, das den Heavy Metal zwar sicher nicht revoluzionieren wird, weil es dafür zu sehr im klassischen, althergebrachten Stil verwurzelt ist, doch der gemeine Metalhead wünscht sich ja auch nur bedingt Revolutionen, oder? Wenn ihr also auf knackigen, von Greg Reely toll produzierten und vor hymnischen Refrains nur so strotzenden Heavy Metal deutscher Prägung steht, dann könnt ihr bei VINDEX eigentlich nichts falsch machen.
Anspieltipps: Ultima Thule, Forever Metalized, The Last Of The Mountain Kings
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle